Straub liest Qualtinger auf der Zimmerbühne
Den pensionierten Stadttheater-Schauspieler Hans Helmut Straub, in Konstanz geschätzt und verehrt, und den legendären österreichischen Schauspieler, Kabarettisten und Sänger Helmut Qualtinger, vor 27 Jahren viel zu früh gestorben, verbindet eine künstlerische Liebe. Das wird sich am Samstag auf der Zimmerbühne in der Niederburg erweisen, wenn Straub das Qualtinger-Stück „Die Hinrichtung“ liest
„Die Hinrichtung“ wurde 1965 im Wiener Volkstheater uraufgeführt. Das Stück hatte keinen Erfolg. Man hielt den Autoren C. Merz und H. Qualtinger vor, sie hätten Kabarettszenen abendfüllend plattgewalzt. Die spätere, von Qualtinger auf Platte gelesene Fassung unterscheidet sich vom Theaterstück, sie ist komprimierter und vor allem: Qualtinger liest alle Rollen selbst.
Die Konstruktionsweise seines Stückes erinnert an das Absurde Theater, an Werke von Ionesco oder Mrozek. Qualtinger benutzt eine absurde Idee, um den Normalfall anzugreifen. Der Unternehmer im Stück, der eine öffentliche Hinrichtung zu Unterhaltungszwecken organisiert, argumentiert so: „Wir alle müssen sterben. Die meisten tun es unbeobachtet, heimlich – im Verborgenen. Dabei ist das allgemeine Interesse am Tod ungeheuer. Mit seinem Tod könnte jeder Mensch so viel verdienen, dass er für sein Leben ausgesorgt hätte.“
Das Grundthema des Stückes, die Kritik an der Inhumanität der Massenkonsumgesellschaft, erreicht durch psychologisch und sprachlich genaue Menschenzeichnung heute eine Aktualität wie selten zuvor. Qualtinger stellt dar, wie Menschen auf Inhumanität reagieren. Nach der erfolglosen Premiere des Stücks „Die Hinrichtung“ 1965 am Volkstheater verlor Qualtinger seinen kongenialen Schreibpartner. „Mein Freund Merz hat wenigstens die Konsequenzen aus dem Stück gezogen,“ kommentierte er bitter, „er hat sich umgebracht.“
Und Hans Helmut Straub weiß zu dem Stück: „Meine Verehrung und Bewunderung Helmut Qualtingers hat mich dazu bewogen, nach dem Einpersonenstück „Der letzte k.u.k. Scharfrichter Josef Lang“, das ich unter der Regie von Carlos Trafic auf der Werkstattbühne gespielt habe, eine Leseaufführung des personenreichen Stückes „Die Hinrichtung“ zu wagen. Ich blieb damit sozusagen im selben Milieu. Der Wiener Tonfall kam mir sehr entgegen und war mir durch den „Bockerer“ und einem Nestroystück, die ich unter der Regie von Otto Schnelling gespielt habe, schon zur zweiten Natur geworden. Ich las also „Die Hinrichtung“ 1987 beim Theaterfest in der rappelvollen Werkstatt mit großem Erfolg. Hoffentlich stellt sich der auch auf der Zimmerbühne im Jahre 2014 ein.“
Autor: PM/hpk
Die Vorstellung: Samstag, 22. März, 20 Uhr, Zimmerbühne in der Niederburg, St. Johanngasse 2 ;
Eintritt: €; 9.- / 7.- (Schüler & Studenten)