Windows politisch inkorrekt

seemoz-eisbärLinke Maustaste, Folge 2: Erdogan lässt Twitter abschalten. Da geht ein Aufschrei durch Medien und Politik: „So kann die Türkei aber nicht in die EU. Das widerspricht unseren Grundwerten.“ Nach dieser Logik hätten die USA mit ihrem schrankenlosen Schnüffeln und Abhören keine Chance, in die EU zu kommen. Die Politik ist wohl machtlos, da müssen wir schon selber etwas tun. seemoz gibt Tipps zum Umstieg in das quelloffene Betriebssystem Linux

Mit Windows und Android (Handy-Betriebssystem) haben US-Firmen eine quasi-Monopolmacht im Computerbereich. Die weltweite Vernetzung bietet nie da gewesene Möglichkeiten für Spionage, Abhör- und Sabotageaktionen (Beispiel für Letzteres: das Abbremsen des iranischen Atomprogramms durch Einschleusen eines Computervirus). In den USA ist die Ansicht mehrheitsfähig, dass der Präsident den Geheimdiensten Anweisungen erteilen darf, die über den Gesetzen stehen (s. z.B. Tim Weiner: „FBI“; Tim Weiner: „CIA“).

Bis zu geschätzt 50 Milliarden Dollar jährlich geben die USA für elektronische Schnüffelei aus. Dazu gehört anscheinend auch, dass die NSA Firmen dazu zwingt, in Computer Schnüffel-Chips einzubauen und in Betriebssysteme und Programme Schnüffel-Schlupflöcher, auf die nur die NSA Zugriff hat. Selbst die Softwaregiganten Google und Microsoft mussten eine Zusammenarbeit mit der NSA einräumen. Da hilft es aber auch nicht, auf die bösen Amerikaner und Briten zu schimpfen: die deutschen Geheimdienste würden es genauso machen, wenn sie nur schlau genug wären und genügend Geld hätten.

Nicht zuletzt deshalb ist die EU, ist „die Politik“ fast machtlos gegen die NSA. Erstaunlicherweise haben wir Computer- und Internetnutzer da mehr Macht, zum Beispiel, indem wir zum einen nur Computer und Software mit dem Aufkleber „ohne NSA-Hintertür“ kaufen, und zum anderen uns nach und nach auf Betriebssysteme umstellen, deren Code öffentlich zugänglich ist.

Windows ist geheim

Der Code von Windows ist nicht öffentlich zugänglich, sondern aus Verkaufsgründen geheim; man kann also nicht herausfinden, welche Hintertüren Windows hat. Deshalb ist es technisch kein Problem, ein als „Windows-Update“ getarntes Programm einzuschleusen, das, sagen wir einmal: Bankdaten oder – bei Autoherstellern – Baupläne abholt und per Internet verschickt. Natürlich im Namen der „nationalen Sicherheit“. Deshalb ist die Benutzung von Windows „politisch inkorrekt“.

Anders ist das bei „quelloffenen“ Betriebssystemen, das heißt, der Code ist öffentlich zugänglich. Schnüffelcode würde schnell entdeckt und ausgeschaltet. Linux mit seinen zahllosen Varianten ist so ein quelloffenes Betriebssystem. Ähnlich wie bei Wikipedia ist Linux nicht-kommerziell und lebt vor allem von der Mitarbeit tausender Freiwilliger, die das Projekt ständig verbessern. Linux-Systeme haben sich mittlerweile zu einer praxistauglichen Alternative zu Windows gemausert.

Linux ist mittlerweile praxistauglich

Vorteile: schnellere und einfachere Installation; kostenlos, komplett, wird nicht langsamer, keine Defragmentierung, automatische Aktualisierung des Betriebssystems und aller Programme, praktisch keine Systemabstürze, muss nicht dauernd neu gestartet werden …

Nachteile: ist kein Windows, erfordert also etwas Umgewöhnung (ich schätze: weniger als beim Umstieg auf eine neue Windows-Version). Microsoft Office kann auf Linux nicht verwendet werden (Word, Excel, Powerpoint …). LibreOffice i ist Leistungsumfang (mindestens) vergleichbar, teilweise besser, und ist kostenlos. Mit Microsoft-Office ist ohne Weiteres Austausch möglich. Für Layout-Füchse: wie bei allen Formaten gilt: keine 100%ige Kompatibilität.

Man muss sich also erst etwas umgewöhnen. Wenn Sie aber bedenken, wie viel Zeit und Nerven Sie mit der Pflege, Reparatur und Abstürzen von Windows verbringen, kann sich der Umstellungsaufwand durchaus rechnen. Noch zögerlich? Hier Tipps für den Umstieg.

Variante 1 – Neuinstallation:

Ihr alter PC oder Laptop reicht nicht mehr für Windows 7 oder 8? Sie haben die Nase voll von Windows? Mit Linux kein Problem: erspart u. U. die Anschaffung eines neuen Rechners. Und so geht’s:

  1. Daten sichern
  2. Ubuntu (die von mir empfohlene Linux-Variante) herunterladen (z.B hier: http://ftp.halifax.rwth-aachen.de/ubuntu-releases/12.04.4/ubuntu-12.04.4-desktop-i386.iso). Die Datei ist 731 MB groß,  das Herunterladen dauert also eine Weile. Für alte und schwache Rechner (unter 1 GB RAM, oder weniger als 1 Ghz)   Prozessorgeschwindigkeit: stattdessen LUBUNTU („lightweight Ubuntu“) laden, z.B. hier: http://cdimage.ubuntu.com/lubuntu/releases/12.04/release/lubuntu-12.04-desktop-i386.iso (passt auf eine CD).

  3. Heruntergeladene Datei auf eine DVD brennen (bei LUBUNTU reicht auch eine CD). Wichtig: als „image“/„Datenträgerabbild“, sonst funktioniert es nicht. Ab Windows 7 geht das ohne eigenes Brennprogramm: heruntergeladene Datei mit der rechten Maustaste anklicken, dann „Öffnen mit“ – „Windows-Brenner für Datenträgerabbilder“ – „OK“.

  4. CD/DVD einlegen, Rechner starten. Wenn der Rechner von der CD/DVD startet, ist der Rest in aller Regel einfach und auch für den Laien verständlich.

Wenn der Rechner nicht von der DVD startet, bringen Sie ihn dazu: Sofort nach dem Einschalten eine bestimmte Taste drücken und gedrückt halten. Welche Taste das ist, ist von Rechner zu Rechner unterschiedlich. Bei vielen Rechnern steht nach dem Einschalten ein Hinweis auf der unteren Zeile; ansonsten probieren Sie es mit der Taste „Entf“ (auf manchen Tastaturen mit „Del“ beschriftet), ersatzweise mit der Taste „Esc“ oder „F9“.

Sie können auch Ubuntu ohne Installation ausprobieren (ohne dass irgendwas am Rechner verändert wird) oder Ubuntu zusätzlich zum bestehenden Betriebssystem installieren: beim Rechnerstart stehen dann beide Betriebssysteme zur Auswahl.

Variante 2 – Neuinstallation: Das Beste aus beiden Welten und ein sicheres stabiles Windows 

Wir sind ja alle Gewohnheitstiere und hängen bei aller Jammerei an „unserem“ Windows und/oder trauen uns nicht an ein neues Betriebssystem heran. Hier die Lösung:

  • Windows behalten, aber vom Internet abklemmen. Dann werden praktisch keine Updates mehr benötigt, und – wenn Sie aufpassen – auch kein Virenprogramm. Sie könnten sogar noch Windows XP weiterverwenden.
  • Internet-Rechner einrichten: irgend einen alten Laptop oder PC aus dem Keller oder sonst woher nehmen, Netzkabel einstecken und Ubuntu bzw. Lubuntu installieren. Das dauert nicht länger als eine halbe oder eine Stunde, dann haben Sie den Netzanschluss, Browser, E-Mail-Programm und quasi alles, was man so braucht, bereits installiert. Sachen, die Sie unter Windows bearbeiten wollen, übertragen sie dann einfach per USB-Stick.

In den Ubuntu/Lubuntu-Rechner brauchen sie sich praktisch gar nicht mehr zu kümmern. Sie brauchen auch nicht im Internet zu recherchieren, welches Programm Sie noch haben möchten: Da gibt es eine eingebaute Programm-und- Installations-Suchfunktion. Mit der Zeit werden Sie Ihre Arbeit mehr und mehr auf den Linux-Rechner verlagern, und Ihr nächster Rechner läuft dann wahrscheinlich endgültig unter Linux.

Sie trauen sich immer noch nicht? Hier kommt das Super-seemoz-Angebot:

Diesen Donnerstag , 17 – 19 Uhr, Computersprechstunde für seemoz-Freunde (wer „wegen besetzt“ nicht durchkommt: in dieser Zeit Mail (mit Telefonnummer) an telemaik.konstanz@gmail.com

Und hier der Knaller: seemoz verleiht für vier Wochen einen eleganten kleinen Laptop (DELL X300), komplett eingerichtet. Interessiert? Mail an telemaik.konstanz@gmail.com. Die überzeugendste oder witzigste Anfrage erhält den Zuschlag.[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]

Autor: teleMaik