Über die kleinen Leute zur Konzilzeit

20140421-194223.jpgZu den eher eingängigen, vergnüglichen Events rund um das am Wochenende startende Konzil-Spektakel dürfte diese Ausstellung zählen: „Konstanz um 1414 – Städtischer Alltag zur Zeit des Konzils“, die vom Konstanzer Rosgartenmuseum zeitgleich mit der Landesausstellung gezeigt wird. Hier geht es nicht um Päpste und Könige, sondern um Fischer und Händler, um die viel zitierten kleinen Leute also.

Wie lebten und wohnten die knapp 6000 Konstanzer Einwohner vor 600 Jahren? Was kochten und aßen sie? Und waren unter den 230 Bäckern tatsächlich Italiener, die zum ersten Mal knusprige Pizzen in die Stadt brachten? Wir wissen von Fürsten, Kardinälen und jeweils einem König und einem Papst, die in der Bischofsstadt am Bodensee ihre Geschichte(n) machten. Aber was wissen wir von den 73 Geldwechslern, wie man dazumal die Bankster nannte, was von den 70 Wirten, die zusätzlich nach Konstanz geströmt waren, und was – ja, natürlich – von den 700 Hübschlerinnen in ihrem Gefolge?

Originale Alltagsgegenstände jener Zeit…

Solche Wissenslücken will Tobias Engelsing, Leiter der städtischen Museen und Chef im Rosgartenmuseum, mit dieser Schau schließen. „Mit der Alltagsrealität der Menschen befassen will sich diese Ausstellung“, so Engelsing. Große Panoramabilder, vom Konstanzer Illustrator Ralf Staiger eigens angefertigt, originale Alltagsgegenstände jener Zeit und ein Film, der an heute noch bestehende Schauplätze der Konzilzeit führt (seemoz berichtete), sollen das Spätmittelalter in Konstanzer Mauern dreidimensional erlebbar machen. Kernstück aber auch dieser Ausstellung ist die Neupräsentation der Konstanzer Handschrift der Richentalchronik – das wertvollste Stück des Museums allerdings wird weiter im Zunftsaal gezeigt und nicht in den zwei kleinen Räumen der aktuellen Schau.

… und Fundstücke, die als nicht museal galten

Neben Fundstücken aus dem eigenen Depot präsentiert das Rosgartenmuseum auch zahlreiche Leihgaben – zwar nicht so viele, nicht so wertvolle wie die Große Landesausstellung, die zeitgleich wenige hunderte Meter entfernt im Konzilgebäude stattfindet, „aber wir waren doch überrascht, wie viele Objekte, die bislang nicht als museal galten, nun präsentiert werden können“, so Engelsing. Kuratiert wurde alles von Lisa Foege, der rührigen, wissenschaftlichen Volontärin bei den städtischen Museen.

Zur Ausstellung erscheint zudem ein Bilder- und Lesebuch, das den Titel der Ausstellung trägt – mit anschaulich erzählten Geschichten über das Leben der damaligen Menschen in der Bischofs- und Reichsstadt, wieder illustriert mit den großartigen Bildern von Ralf Staiger (96 Seiten, 7,50€).

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Autor: hpk

Siehe auch:

Filmischer Vorgeschmack auf das Konzil-Spektakel

Die Ausstellung: Zur Eröffnung am Sonntag, 27. April, 11 Uhr, werden um 11 Uhr und 14 Uhr öffentliche Führungen angeboten. Kinder- und Jugendliche sind ab 14 Uhr in die mittelalterliche Schreibwerkstatt und um 15 Uhr zu einer speziellen Kinder-Führung eingeladen. Eintritt: 3 Euro. Wer bereits eine Eintrittskarte für die Landesausstellung hat, kommt mit dieser auch in die Ausstellung des Rosgartenmuseums. Öffnungszeiten: Dienstag – Freitag 10 – 18 Uhr, Samstag, Sonntag und Feiertag bis 17 Uhr, Montag geschlossen. Eintritt: 3,- Euro, Gruppen ab 10 Personen jeweils 1,50 Euro, Schulklassen: pro Schüler 0,50 Euro, Sozialpassinhaber: 1 Euro.