Lieber Google oder NSA?

20140414-000713.jpgWegen des Witzverbots am Karfreitag (s. http://www.seemoz.de/moment-mal/scharia-in-konstanz/) erscheint diese Folge der „Linken Maustaste“ mit etwas Verspätung. Dennoch: Wissen Sie, wer was auf Ihrem Rechner so treibt? Wohl kaum. Wann haben Sie zum Beispiel das letzte Mal die Cookies auf Ihrem Rechner gelöscht? Fast jede Website schreibt eine solche kleine Datei auf Ihren Rechner. Und darauf kann beim Surfen jede Webseite zugreifen 

Anderes Beispiel: Drücken Sie in einem Browser einmal STRG + H, und Sie sehen, wo Sie in letzter Zeit herum gesurft sind. Auch diese Informationen sind leicht zugänglich. Das ist natürlich nichts gegen das, was Google über uns weiß oder wissen kann. Zwar gibt es alternative Suchmaschinen (mir gefällt z.B. http://duckduckgo.de, auch wegen seiner hübschen Extras, https://duckduckgo.com/goodies,  oder, politisch korrekter, http://ecosia.de), aber für ernsthafte Recherchen ist Google nahezu unverzichtbar.

Bisher konnte man davon ausgehen, dass Google nur kommerzielle Ziele verfolgt, also im Wesentlichen nur passgenaue, individualisierte Werbung an Mann, Frau und Kind bringen will. Aber jetzt wissen wir –  Edward Snowden sei Dank – auch Google, Amazon etc. ließen die NSA an ihre Datensammlungen.

NSA-Sprüche der Woche:

NSA: „Wir haben [das extrem gefährliche Internet-Sicherheitsleck] ‚Heartbleed‘ nicht ausgenutzt.“ (FAZ, 11.04.2014).

Wladimir PUTIN (auf Nachfrage von Edward Snowden):
„Von Profi zu Profi: Wir haben Überwachung gegen Kriminelle, aber keine massenhafte Ausspähung. … Wir haben weder soviel Geld wie die NSA noch deren technische Möglichkeiten.“

Quelle: http://www.theguardian.com/world/video/2014/apr/17/snowden-putin-russia-surveillance-phone-in-video

Lässt sich  da denn gar nichts machen? Die Antwort ist ein klares JEIN. Jedem Browser kann man relativ einfach beibringen, z.B. Cookies und Browserverlauf regelmäßig zu löschen. Und sogar so, dass Webseiten keine individuellen Nutzerprofile erstellen dürf(t)en. Auch Java und Scripting lassen sich abstellen, wichtige Daten lassen sich verschlüsseln, und auch sonst kann man mit dem technischen Schutz viel Zeit verbringen. Die meisten Privatnutzer wollen aber einfach, „dass es läuft“ und dass sich andere um ihre Sicherheit kümmern.

Die Computerfreaks sagen: „Wenn Ihr auch die einfachsten Sicherheitsregeln nicht beachtet, seid Ihr selbst schuld!“. Aber wenn Bankangestellte in 10 Minuten Steuer-CDs erstellen können und Edward Snowden aus den sichersten Rechnern der Welt massenhaft Daten entführen konnte, heißt das doch: Perfekt sichere Rechner gibt es nicht! Aber sicher ist auch: Gegen das hemmungslose Ausspähen durch die NSA muss sich die Bundesregierung, muss sich die EU sehr viel entschiedener und öffentlicher als bisher wehren.

Ein erster kleiner Schritt wäre: Asyl für Edward Snowden. Geht nicht? Natürlich geht das, man muss es nur politisch wollen. Wer könnte ernsthaft bestreiten, dass Snowden politisch verfolgt wird und dass ihm in den USA unangemessene Strafe droht? Die Mehrheitsmeinung in den USA ist, dass Snowden als Krimineller angeklagt werden sollte. Ethel und Julius Rosenberg wurden 1951 in den USA wegen geringerer Vergehen angeklagt und hingerichtet.

Asyl für Snowden in Deutschland oder der EU hieße natürlich auch: Rundum-Personenschutz. Nicht, dass es Snowden geht wie weiland Hus beim Konstanzer Konzil. Abhören, Verwanzen und Auftragsmorde haben nämlich in den USA langjährige Tradition (s. Tim Weiners faktenreiche und aufschlussreiche Bücher „CIA“ und „FBI).

Auch deshalb: Bei der Wahl zwischen Pest und Cholera entscheide ich mich für Google.

[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]

Autor: teleMAIK