Centrotherm: Nichts Genaues weiß man nicht
Dem interessierten, informierten Bürger bot die gestrige Bürgerfragestunde im Centrotherm-Gebäude in der Reichenaustraße nichts wirklich Neues. Und auch die Reaktionen der meisten BürgerInnen waren vorhersehbar, denn die Phalanx der KKH-Befürworter war erneut aufmarschiert und die Front der Claqueure blieb unerschütterlich – an der Idee eines Konzerthauses für Konstanz werden sich weiterhin die Geister scheiden
Nach nur einer Stunde war alles vorbei: Nach einem von unzähligen rot-weißen Bändern gesäumten Rundweg über endlose Gänge und steile Stufen fanden sich gut 50 BürgerInnen in der einstigen Montagehalle (s. Foto) ein, wo Oberbürgermeister Uli Burchardt gewohnt gekonnt, locker und charmant die Regie übernahm.
Nein, aus dem Centrotherm-Gebäude soll kein Konzerthaus werden (das ist auf dem Nebengrundstück angedacht), sondern ein Haus für Vereins-Veranstaltungen, für Seminare, Konferenzen und Ausstellungen. Ja, das Vorhaben sei finanziell zu stemmen: Die IHK soll 60 Prozent des Hauses kaufen, die Stadt 40 Prozent – das wären nach bisheriger Schätzung 5,68 Millionen Euro für den Säckel. Und nein, über die Umbaukosten könne man noch nichts sagen, aber zwei Gutachten, über deren Erkenntnisse allerdings nichts verlautete, würden die Politik der Verwaltung stützen. Überhaupt müsse das Haus um fast jeden Preis und in dieser vortrefflichen Lage erhalten bleiben. Applaus der Claqueure. Und sicher doch, der Gemeinderat habe das letzte Wort.
Dann die Fragestunde, die zu großen Teilen zur Bestätigungsrunde wurde: Toll, endlich würde für die Philharmonie gesorgt (etwas vorschnell, denn über die Pläne für ein Konzerthaus nebenan soll, das bekräftigte der OB, ein Bürgerentscheid entscheiden); so eine famose Verkehrsanbindung finde man sonst nirgends in Konstanz (mein Nachbar flüsterte: „…was ist mit den Parkplätzen?“); die Lärmbelästigung bekäme man schon in den Griff (nur wenige hundert Meter rheinaufwärts ist das seit Jahren ein brisantes Thema). Überhaupt dürfe man sich diese einmalige Chance nicht entgehen lassen. Applaus der Claqueure. Und CDU-Stadtrat Müller-Fehrenbach nickte huldvoll.
Für kritische Nachfragen blieb wenig Raum: LLK-Stadtrat Holger Reile wollte wissen, warum der Gemeinderat den Großteil der Diskussion in nicht öffentlicher Sitzung, hinter verschlossenen Türen also, verhandeln würde. Antwort des OB: Man müsse Rücksicht auf den Verhandlungspartner Centrotherm nehmen, der als private Gesellschaft manche Geheimnisse nicht preisgeben möchte. Welche das sein könnten, sagte er nicht. Stefan Otto wollte wissen, wie das denn damals mit dem Verkauf des Takeda-Geländes gewesen sei, ob da nicht auch „Chancen vergeben worden seien“. Projektleiter Schaal blieb wie üblich eine Antwort schuldig – die Claqueure applaudierten trotzdem.
„Es zeichnet sich ab, dass das funktioniert“, frohlockte Uli Burchardt nach diesem Smalltalk. Und – Sie erraten es – wieder Applaus.[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]
Autor: hpk