Die erste Euphorie ist verflogen
Wesentlich nüchterner als noch vor vier Wochen, als eine breite Gemeinderatsmehrheit am liebsten auf der Stelle das Konzert- und Kongresszentrum beschlossen und dem OB ein Denkmal errichtet hätte, stimmte der Sachstandsbericht der Verwaltung in der Gemeinderatssitzung am Dienstag auf das Vorhaben ein. Es ist klar: Der Zeitdruck, den Verwaltung und IHK damals behaupteten, war eine Finte, und langsam dämmert auch den VolksvertreterInnen, dass ein Kongresszentrum Geld kostet, viel Geld sogar
Am Montagabend konnte die staunende Öffentlichkeit das centrotherm-Gebäude besichtigen, und so manche/r stand ein wenig hilflos in der riesigen, weitgehend leeren und ziemlich kahlen Produktionshalle mit vielen Rohren und Kabelschächten unter der Decke, aus der einst ein Kongresszentrum entstehen könnte, und versuchte sich vergeblich vorzustellen, wie das alles am Ende wohl aussehen mag. Ähnlich ernüchtert – verglichen mit der trunkenen Euphorie der letzten Sitzung – ging es dann am Dienstag im Gemeinderat zu.
Zur Sache
Zur Erinnerung: Die Stadt Konstanz und die Industrie- und Handelskammer Hochrhein-Bodensee (IHK) wollen gemeinsam das Anwesen Reichenaustraße 21 einschließlich des dort stehenden centrotherm-Gebäudes kaufen. Die IHK will die oberen Stockwerke als Büroräume nutzen, und angesichts der prächtigen Ausstattung und der herrlichen Aussicht dieser Räumlichkeiten erklang schon erstes Gemurre von Unternehmern, die ja Zwangsmitglieder der IHK sind. Sie finden, von ihren Zwangsbeiträgen genehmige sich die IHK da ein rechtes Luxusdomizil.
Den unteren Teil des Gebäudes will die Stadt für sich nutzen und zu Kongressräumen umbauen. „Nach intensiven Verhandlungen der IHK und der Stadt Konstanz mit der Firma centrotherm besteht hinsichtlich des Kaufvertrages weitgehend Einigkeit. Am 11.04.2014 haben die Stadt Konstanz und die IHK gegenüber centrotherm erklärt, dass vorbehaltlich der Zustimmung von Gemeinderat und IHK-Vollversammlung Einigkeit bezüglich eines Gesamtkaufpreises von 14,2 Mio. € brutto besteht. Die Aufteilung des Kaufpreises zwischen IHK und Stadt Konstanz soll im Verhältnis 60 % (IHK) zu 40 % (Stadt) erfolgen. Dies bedeutet für die Stadt einen Kaufpreisanteil von ca. 5,68 Mio. €.“ So weit die Mitteilung der Verwaltung. Hinzu kommen noch einmal 1,3 Millionen Euro für das danebenliegende unbebaute Grundstück, auf dem Romantiker wie Heinrich Everke (FDP) schon einen Musentempel entstehen sehen, der die internationalen Spitzenkräfte der Musikbranche an den See lockt und die zahlungswilligen und -kräftigen Publikumsmassen gleich mit.
Kaufpreis: Rund 7 Millionen
Dass sich der erste Teil dieses Projektes, das Kongresszentrum im bestehenden Gebäude, nicht im eigentlich geplanten Hauruckverfahren auf der Welle der ersten bürgerlich-grünen Euphorie bereits in dieser Sitzung durch den Gemeinderat bringen ließ, hat die Verwaltung inzwischen erkannt, zu groß ist der Klärungsbedarf. Selbst Oberbürgermeister Uli Burchardt, der in der letzten Sitzung vor allem die Parole von der Jahrhundertchance für Konstanz ausgab und die Euphorie fast aller Gemeinderätinnen und -räte kräftig schürte, hörte sich dieses Mal deutlich nachdenklicher an und betonte, er wolle vor der Entscheidung über den Kauf und Umbau wissen, was das alles denn kosten werde. Das hatte vor vier Wochen noch anders geklungen, als er die Vorzüge des Projektes pries, ohne von Kosten und Nutzungskonzept auch nur zu reden. Und die kennt auch jetzt noch niemand. Die Jahrhundertchance ist also für ihre Anhänger weiterhin eine Jahrhundertchance, aber niemand hat außer den erwähnten rund 7 Millionen € Kaufpreis irgendwelche Zahlen zur Hand, die belegen, dass diese Chance kein Millionengrab ist.
Umbau- und Betriebskosten: Unbekannt
Der städtische Wirtschaftsförderer Friedhelm Schaal erläuterte, weshalb man dem Gemeinderat jetzt doch noch nichts Handfestes vorlegen könne: Nachdem sich die Verhandlungen über den Verkaufspreis ziemlich in die Länge zogen, gehe es jetzt darum, den Teilungsplan mit der IHK auszuhandeln, „das Nutzungskonzept für das Erdgeschoss auszuarbeiten und einen ersten Businessplan für den Betrieb des städtischen Teils vorzulegen.“ Außerdem soll ein Statiker prüfen, was man dort baulich verändern kann und was nicht, man muss sich über die Außengestaltung sowie, immerhin handelt es sich um einen Veranstaltungsort, die Rettungswege Gedanken machen und ermitteln, wie Finanzierung, Steuern und Unterhaltskosten für die nächsten 20 Jahre aussehen könnten. Außerdem muss man eine Betreibergesellschaft gründen und versuchen, Personal zu finden, das sich mit dem Aufbau und Betrieb von Kongressräumen auskennt.
Vor Mai oder Juni – und damit vor den nächsten Gemeinderatswahlen – dürften also kein Zahlenwerk und keine Daten auf den Tisch kommen, die den Nebel etwas lichten. Aber eins ist klar: Die Mehrheit des Gemeinderates von schwarz über grün und gelb bis frei hegt weiterhin offensichtlich quasi religiöse Gefühle für das Projekt, und daran werden auch die (man darf prognostizieren: ziemlich optimistischen) Kostenschätzungen für die Umbaumaßnahmen und die Betriebskosten nichts ändern, wenn sie in einigen Wochen öffentlich werden.
Noch gibt man sich allerdings gläubig und vernünftig zugleich: Wolfgang Müller-Fehrenbach (CDU) rief in den Saal „Wir wollen das unbedingt haben, aber nicht um jeden Preis!“ und musste sich unverzüglich von Hanna Binder (SPD) belehren lassen, dass dieser Spruch von ihr stamme und dass sie an dem Projekt bis jetzt nichts weiter auszusetzen habe, als dass es zu wenig Informationen über die Verhandlungen und Vorarbeiten gegeben habe. Die SPD, die sich beim letzten Mal noch unentschieden gezeigt und hinter einem Fragenkatalog verschanzt hatte, scheint ihre Zweifel vergessen zu haben und stillschweigend ins Lager der unverhohlenen Befürworter übergelaufen zu sein, ohne dass sich am Sachstand in den letzten Wochen etwas geändert hätte.
Die Grünen, die bereits beim letzten Mal auf alle grünen Einwände gegen die Großbaustelle am Ufer des Seerheins verzichtet hatten und ohnehin endlich von der linken auf die rechte Seite des Saales umziehen sollten, sind weiterhin dafür und haben auch ihre basisdemokratischen Wurzeln längst über Bord geworfen, denn niemand aus ihren Reihen forderte, die Bürger über das Kongresszentrum im centrotherm-Gebäude abstimmen zu lassen. Diese Entscheidung soll allein im Gemeinderat ohne jede Bürgerbefragung gefällt werden.
Nur die Linken sind skeptisch
So blieb es denn dem stets galligen Holger Reile (Linke Liste) vorbehalten, als einziger Redner deutlich anderer Meinung zu sein. Er wunderte sich darüber, wie oft im Gemeinderat schon von einer „einmaligen Chance“ die Rede gewesen sei, und witterte einen inflationären Gebrauch dieser Redensart, wann immer es an vernünftigen Argumenten oder belastbaren Zahlen für etwas fehle. Er freute sich ausdrücklich, dass die „galoppierende Euphorie“ der letzten Wochen, die er seinen KollegInnen mit einigem Recht attestierte, an diesem Abend sichtlich nachgelassen hatte. „Es werden Kosten in Millionenhöhe auf die Stadt zukommen. Denn dies ist,“ rief er seinen KollegInnen zu, „der Einstieg in eine Konzerthalle, die 30 oder mehr Millionen kostet, und die Müller-Fehrenbach schon seit 1848 am liebsten selbst eröffnen würde.“
Damit dürfte er richtig liegen, denn die Kongressräume im ehemaligen centrotherm-Gebäude werden von seinen KollegInnen stillschweigend als erster Schritt eines Gesamtkomplexes begriffen, der durch eine große Konzerthalle auf dem Nebengrundstück den letzten Schliff erhalten soll. Wenn es denn so kommt, lässt sich Konstanz auf das größte finanzielle Abenteuer der letzten Jahrzehnte ein, denn auch Baukosten für Konzerthallen geraten schnell mal aus dem Ruder, wie man an der Elbphilharmonie sieht, die ebenfalls sehr nah am Wasser gebaut ist.
Kultur kostet Geld, mehr Kultur kostet meist mehr Geld und lässt sich erfahrungsgemäß nicht allein über Einnahmen finanzieren, und wäre die Verwaltung ehrlich, müsste sie bei diesem Projekt nicht blindwütig von einer Jahrhundertchance sprechen, sondern fragen: Ist uns mehr etablierte Kultur, wie wir sie durch ein Konzert- und Kongresszentrum nach Konstanz locken können, 50 bis 100 Millionen für Kaufpreis und Bau- sowie Umbaukosten sowie jedes Jahr einen wahrscheinlich siebenstelligen Betrag für die Betriebskosten wert?
Diese Frage klingt natürlich in den Ohren eines bürgerlichen Gemeinderates, der Konstanz für den Nabel der Welt im Allgemeinen und der Christenheit im Besonderen hält, nicht wirklich sexy. Sie wird sich aber zwangsläufig stellen, wenn die Verwaltung ihre ersten Kostenschätzungen veröffentlicht. Dies dürfte auch der Grund dafür sein, dass seitens der Verwaltung so viel Zeitdruck aufgebaut wurde: Das Vorhaben sollte durchgewunken werden, so lange die von Fakten ungetrübte Euphorie noch anhält.
Das Konzert- und Kongresszentrum wird wohl gegen den Widerstand allein der Linken und ohne die Befragung der Bevölkerung kommen, egal wie die Kostenschätzungen aussehen, dazu ist die Begeisterung zu stark und bei manchem auch der Wunsch, dem Volk, das dieses Ding bereits zwei Mal abgelehnt hat, noch mal zu zeigen, wo der Hammer hängt. Statt rational die Frage zu durchdenken, „wollen wir diese massive Investition tätigen und die jährlichen Folgekosten auf uns nehmen, weil wir mehr Konzerte haben wollen?“, träumt es sich einfach viel angenehmer von einem Bombengeschäft für die Stadt, mit dem man in die Geschichte eingeht, und man kann sich – bis zum vielleicht bitteren Erwachen – damit trösten, dass schon alles gut gehen werde. Glaube versetzt bekanntlich Berge, und wenn die Mehrheit etwas will, sprudeln plötzlich -zig Millionen für eine Konzert- und Kongresshalle, wo man gerade eben noch vergeblich nach ein paar zehntausend Euro für das Pflegepersonal der Spitalstiftung suchte.
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Autor: O. Pugliese
solange das Millionegrab Bahnhofsbrücke nicht lückenlos geklärt ist, sollten man diesem Himmelfahrtskommando alle Riegel vor schieben.
Konzertsäle bauen ist bekanntlich ein weites Feld – ein leerer Saal ist noch lange kein Konzertsaal: Klangverschmelzung, Durchsichtigkeit des Klangbildes, Lautstärke u. Klangfülle sind so einige Eckpunkte für einen guten Konzertsaal. Und da gibt es Akustiker wie Jürgen Reinhold (Mariinski-Theater, St. Petersburg ) oder Yahsuhisa Toyota (Hamburger Philharmonie) die so etwa herstellen können. Allerdings kostet das eine Kleinigkeit. Wenn ein Konzertsaal den Ruf „schlechter Akustik“ hat, wie der Konzertsaal Gastaig in München z.b., bleibt er immer halb ausverkauft. Ein Konzerthaus ist eine tolle Sache – aber es hat einen seinen Preis.
Sehr geehrter Herr Rügert, auch ich war in der Gemeinderatssitzung zum Thema Centrotherm und mit keinem Wort wurde erwähnt, dass die beiden Säle nicht für Konzerte genutzt werden können. Eifrig nickende Mitglieder oder Freunde der Philharmonie haben dies wohl ebenfalls nicht so empfunden. Die euphorische Stimmung der Befürworter war äußerst bedenklich, vernachlässigten sie doch ganz eindeutig ihre Aufgabe, alle Bürger zu vertreten und den OB samt SV bzw. deren Handlungen zu kontrollieren bzw. zu überwachen. Dass OB Burchhardt „klar“ war, dass es bei dieser angeblichen „einmaligen historischen Chance“ keine Möglichkeit für die doch so begehrte musikalische Nutzung gibt, kam beim „Publikum“ auf jeden Fall überhaupt nicht klar an. Wie man innerhalb 4 Wochen sämtliche notwendigen Hausaufgaben erfüllen will, um einen Millionenkauf über die Bühne zu bringen, um dann zackig, nach sog. Vor-Verhandlung dem GR einen unterschriftsreifen Vertrag vorzulegen, ist ein weiteres Phänomen. Und offensichtlich hat´s ja auch nicht geklappt, obwohl OB und IHK-Chef es ja furchtbar dringend gemacht haben, nach dem Motto: Wenn wir jetzt nicht handeln, geht ein Riesengeschäft(die Jahrhunderchance??)durch die Lappen. Schau´n wir mal..
Lieber Herr Dr.Rügert, ich schätze es immer, wenn Sie evtl. falsche Darlegungen hier öffentlich korrigieren wollen.
Vielleicht bin ich falsch verstanden worden. Unbegreiflich und unüblich ist, dass zuerst auf die Schnelle ein Kaufvertrag für das Gebäude „unterschriftsreif“ ausgehandelt wird, wobei normaler Weise eine Prüfung der Nutzbarkeit, mit einer Einschätzung der Kosten für die Veränderungen, eine erstrangige Bedeutung spielt, das heißt z.B., man verhandelt über den Kauf eines Autos, wobei man noch gar nicht weiß, ob es auch fahren kann, bzw. wie hoch der Kostenaufwand ist, damit es fahren kann. Was nutzt ein unterschriftsreifer Kaufvertrag, wenn Details der Nutzbarkeit nicht vorrangig geprüft wurden.
Die Hausaufgaben bestanden darin, einen unterschriftsreifen Vertrag auszuhandeln, aber nicht die Eignung der Nutzung zu prüfen, diese wurde ja erst in der Sitzung am letzten Dienstag besprochen. Zumindest ist der Bürgerschaft nichts näheres bekannt.
Wenn sie auf eine Einschränkung der Nutzung, lt. Vorlage vom 27.03.14, hinweisen und die Nutzungseinschränkung damit schon vorlag, ist es unbegreiflich, dass der OB am Dienstag den Stadträten die Problematik der Nutzung vom Industriebau zum Veranstaltungshaus mitteilte und verschiedene Stadträte sich jetzt erst für die detaillierten Überprüfungen der Verwaltung bedankten. Was ist denn aus dem unterschriftsreifen Vertrag geworden?
Der dringende Kauf des Gebäudes war doch schon zur GR-Sitzung zum 29.04,14 vorgesehen, siehe
http://www.seemoz.de/lokal_regional/die-wahlkampf-armeen-gehen-in-stellung/
http://www.seemoz.de/lokal_regional/termin-tohuwabohu-um-centrotherm/
http://www.seemoz.de/lokal_regional/centrotherm-nichts-genaues-weiss-man-nicht/
Eine gegensätzliche Mitteilung hatte auch Ihr Presseamt nicht verbreitet.
Im Übrigen greift Frau Angelika Bernecker mit ihrem Beitrag ein Thema auf, über das sich so mancher Bürger seine Gedanken macht. Eine dringende Notwendigkeit für die zusätzlichen Veranstaltungsräume konnte die Stadt seinen Bürgern nicht vermitteln. Außerdem gibt es bisher bereits zwei Bürgerentscheide gegen ein Konzerthaus. Hier soll aber durch den Kauf des Nebengrundstücks erneut Kosten für ein Konzerthaus aufgebracht werden, obwohl das hohe Defizit der Philharmonie noch lange nicht beglichen ist.
Lieber Herr Mörsch, OB Burchardt und die Verwaltung haben von Beginn an die Abfolge der einzelnen Schritte klar kommuniziert: erst müssen die Hausaufgaben gemacht werden, dann wird der Vertrag vorgelegt. So heißt es in der Sitzungsvorlage für den Gemeinderat vom 27.03.14: „Die Verwaltung schlägt vor, dass der Gemeinderat den Auftrag erteilt, die weiteren Ausarbeitungen vorzunehmen, eine Bürgerinformationsveranstaltung durchzuführen sowie den Kauf der Immobilie an der Reichenaustraße in Teileigentum gemeinsam mit der IHK auszuverhandeln und unterschriftsreif vorzubereiten.“ Und ihm war auch nicht „erst gestern“ klar, dass es bei einem Gewerbebau Einschränkungen bei der Nutzung als Veranstaltungshaus gibt. Auch hier wieder die Sitzungsvorlage vom 27.03.14: „Die Fläche im Erdgeschoss kann als großer Veranstaltungsaal mit 1100 qm oder geteilt genutzt werden. Die Nutzung als großer Saal ist zum Teil eingeschränkt durch Stützen in der Halle. Nutzungsbeschränkung bei Musikveranstaltungen durch benachbarte Nutzung Stadt/IHK (Schallschutz).“
http://www.konstanz.sitzung-online.de/bi/vo020.asp
Walter Rügert, Stadt Konstanz (Pressereferent)
Mir war bis jetzt nicht bewusst, dass in Konstanz ein solch „dringender“ Bedarf an Veranstaltungssälen herrscht, denn bisher gab es im Städtle meines Wissens keine Not. Hier ging doch schon so mancher grosse Kongress über die Bühne(Uni Konstanz), politische „Begegnungen“ fanden im Insel-Hotel statt oder auf der Mainau, Veranstaltungen aller Art wurden im Konzil abgehalten, welches zudem vor kurzem teuer umgebaut wurde, für Konferenzen und kleine Kongresse. Wir haben für Kunstausstellungen u.a. das Kulturzentrum und (für die angeführten Vereinsfeiern)zudem die Wollmatinger Halle. Ich frage mich: Wer soll diese geplanten Räumlichkeiten mieten/buchen, die doch sicher eine regelmäßige Belegung brauchen, um wirtschaftlich rentabel zu sein ? Vor dem Kauf sollte ein schlüssiges Marketingkonzept vorgelegt werden, der betriebswirtschaftliche Nutzen geklärt sein und ebenso die Finanzierung der laufenden Betriebskosten. Centrotherm und dann ein KKH? Inzwischen sind die Befürworter allerdings recht bescheiden geworden, zumindest Herr Everke hat sich als großer Fan der Singener Halle geoutet, es muss also nicht mehr ganz so „golden“ sein, 40 Milliönchen tun´s auch. Wo sprudelt sie nur, die Geldquelle, aus der so großzügig geschöpft werden soll? Offenkundig hat diese Stadt ein „Luxusproblem“ und die realen, seit Jahren nicht gelösten, werden mal wieder unter den Teppich gekehrt.
@ Jan Welsch:
Es sei auch darauf hingewiesen, dass eine einheitliche, klare Position der SPD in der Centrotherm-Frage wünschenswert wäre. Dass Frau Binder – ein echtes Alleinstellungsmerkmal ihrerseits – hin und wieder einmal klare Kante zeigt, reicht noch lange nicht für den Rest ihrer Fraktion.
Sehr verwunderlich ist gerade, dass OB Burchardt, als ein Mann aus der Wirtschaft, fast ungeprüft den Centrotherm-Bau kaufen wollte und bis zum gestrigen Termin dem GR ein unterschriftsreifer Kaufvertrag vorgelegt werden sollte. Dieser erste Grundsatz im Bereich der Wirtschaft, prüfe gut was ich investiere, missachtet jetzt ein OB, der besonders wegen seinen Kenntnissen als Wirtschaftsmanager und -berater vom Wähler ins OB-Amt gehievt wurde. Erst gestern musste er den wohl eher unwissenden Gemeinderäten klar machen, dass ein Gewerbebau kein öffentliches Veranstaltungshaus ist. Toll diese plötzliche Erkenntnis, die bereits schon immer vorhanden war. So viel Klugheit kann wohl nur ein Uli Burchardt von sich geben und so mancher Stadtrat dankte ihm für diese geniale Erkenntnisse. Was steht uns die nächsten Jahren mit dem amtierenden OB noch so alles bevor?
Man kann der SPD nicht vorwerfen, sie wäre inaktiv bei den Kaufüberlegungen gewesen. Der Fragenkatalog zum Kaufprojekt war vernünftig und hat wohl auch den OB geweckt, um von seinen euphorischen Höhnen runter zu kommen.
Jan Welsch: Dass die auf der Linken Liste in Spitzenpositionen stehende Redakteure von Seemoz auch Wahlkampf für ihre Liste machen, kann wohl auch sie nicht überraschen. Der SK sollte immerhin seinem Slogan „Unabhängige Tageszeitung in BW“ verpflichtet sein, mit einer Neutralität, die allen zahlenden Lesern gerecht wird und nicht das persönliche Interesse eines Redakteurs im Vordergrund stellt.
Lieber Herr Teichmann,
die Centrotherm-Entscheidung wird die finanzielle Ausstattung der Stadt, die Verkehrsplanung, die Stadtentwicklung und so viele Punkte mehr über einen Zeitraum von weit mehr als 30 Jahren prägen. Nichts anderes habe ich geschrieben. Wer die Centrotherm-Entscheidung nutzen will, um sich selbst ein Wahlkampf-Thema zu bescheren, der kann das tun. Die Frage ist nur, wie angemessen das angesichts der Bedeutung der Entscheidung ist.
Die Stadtverwaltung wirkt jung dynamisch und darin reifend, Sanierungen zu ihren Gunsten voranzutreiben..
Uli Burchardt sprach am Montag bei der öffentlichen Vorstellung des möglichen Centrotherm Gebäudekaufs von einer historischen Chance, das brachliegende Objekt in Allianz mit der IHK in neuen Schwung zu bringen. Betont wurde von ihm die lukrative Blutsbrüderschaft, Wirtschaft, Verwaltung und last but not least Kultur über einem Dach zu einen – das alles zu einem vorläufigen Schnäppchenpreis – das Miteinander in Konstanz will zugreifen.
Für einen ähnlich positiven Geist, die eher zufälligen Erfordernisse des persönlichen Wohlstands zu erheischen, nämlich ein günstiges Eigenheim, ein Dukatenesel und ein eigenes Segelboot, pilgern die einfallslosen Zocker zum Kiosk, um einen Lottoschein auszufüllen.
Wie war das mit der Nachhaltigkeit nochmal – der Kämmerer hat wohl ein Perpetuum mobile entdeckt.
Und die gr0ße Aufgabe, die im Handlungsprogramm Wohnen steckt, insbesondere ausreichend sozialen Wohnungsbau zu schaffen, wird eher beiläufig einsamen Preisgerichten und dem freien Markt überlassen.
zu Herrn Welsch:
Wenn also die SPD-nahe Meinungsmache die Zusammensetzung des Gemeinderates für so nachrangig wichtig hält, sollte man als Linkswähler die SPD-Kandidaten schon mal nicht wählen, oder will vielleicht jemand den letzten Satz irgendwie richtigstellen ?
Der Südkurier klammert in seiner Berichterstattung nahezu alle kritischen Punkte und Stimmen zum geplanten Erwerb der Centrother-Immobilie aus und der Seemoz verkommt zum reinen Wahlkampf-Portal der Linken. Schade eigentlich.
Gerade jetzt könnte der Seemoz seinem Ruf als kritische Stimme in Konstanz gerecht werden. Gerade jetzt, wo die (ver)öffentlich(t)e Meinung – wie schon ein Mal – so monoton und unausgewogen daher kommt, könnte sich der Seemoz wohlwollend von der Heimatzeitung und anderen Blogs absetzen und den Blick auf die Risiken, die mit der Realisierung des Projekts einhergehen (können), lenken. Stattdessen kommt hier nur billiges Wahlkampfgetöse. In fast jedem Satz des „Berichts“ schwingen doch die Worte „Wählt die Linke, die anderen sind alle blöde“ mit.
Hanna Binder hat in der Gemeinderatssitzung gestern nochmal deutlich gemacht, dass die SPD-Fraktion dem Projekt nicht zustimmen kann, so lange der Fragenkatalog der SPD und die Finanzierung des Projektes nicht geklärt ist. Sie hat dabei teilweise wortwörtlich die selben Worte gewählt wie bei der letzten Gemeinderatssitzung im März. Wie man bei diesem Sachverhalt behaupten kann, die SPD scheine „ihre Zweifel vergessen zu haben und stillschweigend ins Lager der unverhohlenen Befürworter übergelaufen zu sein“ ist mir ein absolutes Rätsel. Erklären lassen kann sich diese Behauptung eigentlich nur durch den Umstand, dass gerade Wahlkampf ist. Dabei geht’s beim Centrotherm-Projekt um so viel mehr als um die Zusammensetzung des Gemeinderates in den nächsten 5 Jahren.