„Wir zahlen nicht für Eure Krise“
Das Wetter war miserabel – die Stimmung famos. 30 Jugendliche aus drei Ländern trafen sich in Konstanz und zwei Stunden später in Kreuzlingen, um gegen die Wirtschafts- und Sparkrise zu wettern. „Wir zahlen nicht für Eure Krise“ war das Motto – die Veranstaltung war gleichzeitig Start einer Protestwoche, in der von Brüssel bis Berlin, von Radolfzell bis Ravensburg gegen die Verursacher der Finanzkrise demonstriert werden soll
Aus dem Thurgau, dem Vorarlberg sowie Konstanz und Umgebung waren Jugendliche, vornehmlich aus der Gewerkschaftsjugend, auf der Konstanzer Marktstätte zusammen gekommen. In ihren Reden während der einstündigen Veranstaltung bekamen Politiker und Manager ihr Fett ab: Ob es um die Parkhaus-Vergrößerung in Konstanz oder die Ölpest in Mexiko ging, ob Stuttgart 21 oder das Konstanzer KKH die Themen waren – die Jugendlichen forderten mehr direkte Bürgerbeteiligung und weniger Hinterzimmer-Politik. Wenn auch spaßig und lachend vorgetragen: Den Jugendlichen war anzumerken, dass sie ihren Protest (Kommentar eines wachhabenden Polizisten: „Mit manchen kann ich mich durchaus solidarisieren“) bitterernst meinten.
Dass Bürger mit ihren Politikern in Brüssel, Berlin oder Konstanz unzufrieden sind, wird sich in der kommenden Woche tausendfach erweisen. Demonstranten wollen die Sitzung der Finanzminister in Brüssel begleiten, Protestler das Reichstagsgebäude in Berlin umstellen, Studenten ein Happening in Konstanzer Amtsstuben veranstalten und attac-Aktivisten in der Bodensee-Region die Banken besuchen. Aus einzelnen Demonstrationen entwickelt sich immer mehr ein wahrer Proteststurm.
Und auch aus den anfangs 32 jugendlichen Demonstranten auf der Konstanzer Marktstätte waren beim Abmarsch immerhin gut 50 Protestler geworden – klitschnass wie die sie begleitenden Polizisten. Das wenigstens hatten sie gemeinsam.
Autor: hpk