Herrliche Stunden an Deck
Die Überschrift ist der Reederei-Werbung entlehnt. Aber so ernst scheint das nicht gemeint: Denn seit die zur städtischen Reederei gehörende MS Überlingen wieder auf großer Fahrt über den Bodensee ist, herrscht dort eine Art von Verzehrzwang. Bei einer Reederei im Besitz der Stadt Konstanz geht so etwas aber gar nicht, meint die Linke Liste Konstanz und protestiert öffentlich. Hier die LLK-Erklärung im Wortlaut:
Verzehrzwang auf Schiffen der städtischen Reederei?
Stellen Sie sich vor, Sie wollen mal wieder ins Kino, um sich einen guten Film anzusehen. Sie lösen also wie es sich gehört eine Eintrittskarte und nehmen erwartungsvoll im Vorführsaal Platz. Da erscheint kurz nach Vorstellungsbeginn der Platzanweiser und will Sie zum Kauf einer Tüte Popcorn und der dazugehörigen Flasche Cola nötigen. Sie danken für das Angebot, lehnen aber ab, weil Ihnen der Sinn nicht nach Essen steht, Sie wollen einfach nur den Film genießen, dafür haben Sie schließlich Eintritt bezahlt. Daraufhin verweist Sie der Platzanweiser des Raums – der Kinobesuch sei mit der Verpflichtung verknüpft, etwas zu verzehren. Undenkbar, oder?
Bei den Bodensee-Schiffsbetrieben offenbar nicht. Denn seit die zur städtischen Reederei gehörende MS Überlingen wieder auf großer Fahrt über den Bodensee ist, herrscht dort eine Art Verzehrzwang. Ausflügler, die ordnungsgemäß eine Fahrkarte gelöst haben, und auf dem Oberdeck nur die schöne Aussicht auf die zahlreichen Naturschönheiten und Sehenswürdigkeiten genießen wollen, scheucht man von dort weg. Begründung: Diese Außen-Sitzplätze seien Gästen vorbehalten, die zusätzlich noch Geld für Essen und Trinken hinlegen. Wer nicht konsumieren will, soll sich sonstwohin trollen, unter Deck oder auf die Außengänge.
Verantwortlich dafür ist der Restaurantbesitzer und Unternehmer Wäschle, an den die Restauration seit dieser Saison verpachtet ist. Völlig zu Recht sind viele Einheimische und Touristen empört über dieses skandalöse Geschäftsgebahren, das selbst einem privaten Anbieter nicht gut zu Gesicht stehen würde. Bei einer Reederei im Besitz der Stadt geht so etwas aber gar nicht. Die Linke Liste fordert deshalb die für die Bodensee-Schiffsbetriebe zuständigen Stadtwerke auf, umgehend dafür zu sorgen, dass diese Praxis abgestellt wird. Es kann ja wohl nicht Aufgabe der Stadt sein, mit solch anrüchigen Methoden die Umsätze eines Gastronomie-Unternehmers anzukurbeln. Wer eine Auflugsfahrt gebucht hat, muss diese genießen können, ohne dass er zwangsverpflegt wird.[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]
Jürgen Geiger, Linke Liste Konstanz
unverständlich:
Wasser 0,5 l für 4,20 Euro
Weizen 0,5 l für 4,20 Euro
Weinschorle 0,25l für 4,30 Euro
unverschämt & dreist zugleich, die BSB sollte sich schämen!
Und vorallem keinerlei qualifiziertes Service-Personal.
Uns bediente letzte Woche jemand in Jogginghose und Joggingschuhen.
Zumindest hat die BSB ein Beschwerdemanagement eingerichtet – na dann: Schiff ahoi….
@ Peschel – bevor wir uns verheddern
Mir (und wohl auch einigen anderen hier) erscheint die Angelegenheit so unglaublich, daß die Chuzpe eines naßforschen bis dummdreisten Unternehmers die Ursache dieses Schmierenstücks sein muß.
Sollte dennoch eine Genehmigung durch die Stadtwerke erteilt worden sein, wäre eine Überprüfung der Konten des Federführenden angebracht.
Wie dem auch sei: Können wir uns auf die Lösung Kielholen des/der Verantwortlichen verständigen? Würde doch dem Vorgang in rustikal-verwandtschaftlicher Weise entsprechen, sag ich mal einfach.
@antares – Wer hat die Genehmigung erteilt?
Sicher war es nicht Herr …
Also sollten die in die Pflicht genommen werden, die den Verzehrzwang gutgeheißen haben. – oder?
@ Peschel – Wo ist der Zusammenhang?
Wenn jemand einen Schiffausflug machen will, will er einen Schiffausflug machen. Wenn er essen will oder wg. Hunger muß, wird er essen. Daraus einen Zusammenhang zu basteln, wäre auf eine Wäschlesche Dialektik bis zur Aufgabe des eigenen Denkens und Handelns einzugehen. Es reicht, daß wir in einer marktkonformen Demokratie leben müssen ohne ausreichende Einflußmöglichkeiten des in Sonntagsreden gebauchpinselten Souveräns.
Wenn Wäschle meint, eine Umsatzgarantie zu benötigen, soll er sich ein Schiff kaufen und Tickets mit der entsprechenden Verknüpfung – NICHT KLEINGEDRUCKT – in Handel bringen. Alles andere ist zum K wie Kielholen.
Das Verhalten des Herrn Wäschle und seiner Crew entbehrt wohl jeder Rechtsgrundlage. Verzehrzwang besteht auf Schiffen -ebenso wie in der Bahn- nur in ausgewiesenen Bereichen. Man bedenke, dass man ein Schiff oder einen Zug während einer Fahrt ja nicht einfach verlassen kann. Was will Herr Wäschle tun, wenn sich Passagiere weigern, das Deck zu verlassen? Über Bord werfen?
Als Konschtanzer muss man sich schon manchmal für gewisse Exzesse in unserer Stadt „Gernegroß“ schämen. Jetzt ist es wieder mal so weit.
Dem Gastronom Wäschle seien Verdienste für das beliebte Stadtgartenfest durchaus gegönnt. Befremdlich ist es nur schon, dass das wesentlich kleinere Kreolenfest, eine Perle in unserer Stadtteilkultur ohne kommerzielle Interessen, aus fadenscheinigen Sicherheitsgründen keinen Platz an gleicher Stätte bekommen soll. Jetzt wird dem bevorzugten Gastronom auch noch bei den stadtkonzerneigenen Bodensee-Schiffsbetrieben ein Dasein garantiert.
Diese zu Recht beklagte Abzocke schadet dem Ruf der Stadt und der ganzen Region mehr als es dem Begünstigten nützen könnte. Wenn der aus wirtschaftsliberaler Ecke so gern beschworene Markt funktionieren würde, hätte sich diese Unart bald durch Konkurrenz erledigt. Nur haben die Bodensee-Schiffsbetriebe für große Teile des Sees eine Monopolstellung. Da geht den Verantwortlichen schon mal der Gaul durch. Selbst bei den nach jüngsten Erkenntnissen für die Stadt äußerst lukrativen Tagestouristen wird der Unmut irgendwann nachhaltig, so dass man diese nicht als Einmalkunden ausnehmen kann.
Die Linke Liste gerät unvermutet in die Position eines Verteidigers funktionierender Marktstrukturen, wenn sie die Eindämmung solcher Monopolexzesse fordert.
Richtig so, weil es zeigt, dass andere hier versagen, und in diesem Punkt jegliche Glaubwürdigkeit verlieren, die Linke Liste als unbelehrbare Gefahr für eine prosperierende Region ins Abseits schieben zu wollen.
Aufmerksame Beobachter können das sicher in ihre Wahlentscheidung einfließen lassen. Zu wünschen wäre es, diese Wächter zu stärken. Die blinde Gier kann sonst ungehindert voranschreiten, diese wertvolle und weit geschätzte Region zu beschädigen.
Wenn dem so ist – keine Schifffahrt mehr buchen.
Ich hatte Besuch aus Hamburg. Wir fuhren mit der Überingen. Mein Besuch hat sich sehr verwundert über diese Verzehrplicht geäußert. In ganz Hamburg gäbe es nach seinem Wissen kein Schiff mit Verzehrplicht. Meiner Meinung nach ist das reine Abzocke. Das ist kein Renomee für Konstanz.