„Wie weiter mit dem Herz-Neuro-Zentrum?“
Diese und weitere Fragen reichte die Kreuzlinger SP-Kantonsrätin Barbara Kern vergangenen Mittwoch beim Thurgauer Großen Rat ein. Aus gutem Grund macht sich die engagierte Sozialpolitikerin große Sorgen um die medizinische Grundversorgung in der Herzklinik. Fragen, die auch auf Konstanzer Seite von Interesse sein sollten. Hier Barbara Kerns vollständige Anfrage im Wortlaut
„Aus gut informierten Kreisen ist zu vernehmen, dass auf Grund der laufenden Rechtsverfahren und des unsicheren Ausgangs derselben, sowie weiterhin fehlender Transparenz und unverändertem Führungsstil ein Exodus von Ärzten und diplomiertem Pflegefachpersonal im HNZB stattfindet. Viele langjährige und erfahrene Mitarbeiter haben die Klinik verlassen, bzw. stehen vor der Kündigung. Ersetzt werden sie häufig durch Anfänger, Honorarärzte (zeitlich begrenzt und keine Dienste), so dass mit Qualitätseinbussen zu rechnen ist.
Das Herz-Neuro-Zentrum erfüllt nicht nur in der kardiologischen und herzchirurgischen Versorgung eine wichtige Aufgabe für den Kanton. Eine ebenso wichtige und gleichwertige Rolle kommt der Betreuung von neurochirurgischen Patientinnen und Patienten zu. Vor allem die Versorgung an den Wochenenden und nachts bzw. ausserhalb der regulären Arbeitszeiten ist kritisch, da nur ein Notfallteam (für Operationen, Herzkatheter und nur ein Anästhesist für Problemfälle und Operationen auf beiden Intensivstationen) den Kliniken von Kreuzlingen und Konstanz zur Verfügung steht.
In diesem Zusammenhang bitte ich den Regierungsrat um die Beantwortung der folgenden Fragen:
- Hat der Regierungsrat Kenntnis von diesen personellen Problemen im HNZB?
- Wäre es für den Regierungsrat vorstellbar, das Herz-Neuro-Zentrum in die Spit. TG AG zu integrieren? Damit die Grundversorgung langfristig gesichert ist?
- Wie viele Notfallteams stehen jeweils am Wochenende und in der Nacht zur herz- wie neurochirurgischen, sowie kardiologischen Versorgung zur Verfügung?
- Gibt es eine vertragliche Vereinbarung auf deutscher und Schweizer Seite zur Gewährleistung der Notfallversorgung durch das Herzzentrum?
- Wann ist mit dem Baubeginn des Herz- Neuro- Zentrums in Münsterlingen zu rechnen?
- Stimmt es, dass die Herzklinik ihr Kapital für den Neubau in Münsterlingen abgezogen hat?“
Was die Klinik und Staatsanwaltschaft Thurgau dazu sagt, kann aktuell auf http://www.kreuzlinger-zeitung.ch nachgelesen werden.
Endlich mal jemand aus der Politik, der nicht mit den Betreibern der Klinik gemeinsame Sache macht, sondern die Missstände beim Namen nennt! Frau Kern hat Mut, sich mit der mächtigen Allianz von Klinikbetreibern und Politik anzulegen!
Nach allem, was in den letzten Monaten von den unterschiedlichsten Quellen zu hören war, besteht ein ziemlich ausgeprägter Filz zwischen Politik und Geschäftsführung, und zwar sowohl auf deutscher wie auf schweizer Seite, der ein Interesse hat, die Dinge zu vertuschen. Es ist nur zu hoffen, dass wenigstens die Ermittlungsbehörden nicht beeinflussbar sind.
Doch wenn es korrekt ist, dass die ersten Ermittlungen auf deutscher Seite erst dann aufgenommen wurden, als nach einem Wechsel der Landesregierung bei der zuständigen Behörde in Konstanz nachgefragt wurde, weshalb man dort schon länger bekannten Vorwürfen nicht nachgehen würde, dann können einem schon Zweifel kommen an der Unabhängigkeit der Justiz. Bleibt zu hoffen, dass wir vom Gegenteil überzeugt werden!
Man darf sich auch wundern, welche Methoden die Klinikleitung bisher angewandt hat: angeheuerte Detektive geben sich als Journalisten aus, offenbar getrennt aufgenommene Interviews mit den „Nestbeschmutzern“ werden zu einem vermeintlichen Dialog zusammengeschnitten, es sollen Telefone in den Kliniken abgehört worden sein, von Bestechungsversuchen ist gar die Rede – alles nur Paranoia?
Die Abwanderung von erfahrenen Mitarbeitern ist eine Tatsache, der Qualitätsverlust auch – wer dies bestreitet, hat keine Ahnung von den internen Verhältnissen ( daran ändert auch ein einzelner neuer Chefarzt nichts!).
Insofern kann man nur hoffen, dass Frau Kern nicht die einzig Mutige bleibt, die unbequeme Fragen stellt und ein Interesse an der Wahrheit hat.