Schmieder-Protest, Teil zwei

seemoz-Schmieder-Protest 005Betriebsräte und Gewerkschaftsjugend, ver.di-Sekretärin und Nachbarin demonstrierten gemeinsam vor den Schmieder-Kliniken in Allensbach. Aus Solidarität mit dem gekündigten Krankenpfleger Karl-Heinz G. wiederholten sie dessen Aktion von vor einigen Wochen (seemoz berichtete). Der Arbeitgeber jedenfalls hatte sich seinen „Tag der offenen Tür“ anders und festlicher vorgestellt

Rund 1000 Besucher strömten in den Allensbacher Klinik-Komplex, um am „Tag der offenen Tür“ den Neubau mit 35 Betten, die neue, pompöse Empfangshalle und die aufwändig erneuerte Parklandschaft zu bewundern. Empfangen jedoch wurden die Schaulustigen weit vor dem Klinikgelände von Betriebsräten und anderen GewerkschafterInnen, die auf Transparenten und mit Flugblättern eine verbesserte Personaldecke vor allem im Pflegebereich der Schmieder-Kliniken einforderten.

Nichts anderes hatte Ende Mai auch der Krankenpfleger G., Ersatzmitglied im Betriebsrat, im Zuge eines Aktionstages der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di getan. Das Motto damals wie jetzt: „Gesundheit braucht genug Personal, Personalbemessung per Gesetz“. Dafür erhielt Karl-Heinz G. vom Arbeitgeber die fristlose Kündigung – seitdem überschwemmt eine beispiellose Mail- und Brief-Flut aus allen Teilen der Republik die Personalabteilung der Schmieder-Kliniken: In allen Schreiben wird die unverzügliche Rücknahme der Kündigung gefordert.

Kliniken Schmieder: Spezialist für neurologische Rehabilitation: Mit 15,4 Millionen Euro haben die Schmieder-Kliniken ihren Hauptstandort in Allensbach erweitert. Das Familienunternehmen betreibt in Baden-Württemberg sechs Kliniken mit insgesamt 1 800 Beschäftigten, die in jetzt 1 100 Betten rund 13 000 Patienten jährlich betreuen. Damit zählt Schmieder zu den größten Arbeitgebern im Landkreis Konstanz. Der Umsatz der Gruppe lag 2012 bei circa 100 Millionen Euro.

Die Forderungen der GewerkschafterInnen sind angesichts des Geschäftserfolgs des Klinik-Konzerns wahrlich nicht vermessen: „Wir wollen das Beste für die Patienten. Wir wollen gute Arbeit machen. Wir wollen von unserer Arbeit gut leben können. Wir wollen einen zuverlässigen Dienstplan und familienfreundliche Arbeitszeiten. Wir wollen unbefristete Arbeitsverträge. Wir wollen das Rentenalter gesund erreichen und von der Rente gut leben können“.

Spätestens der Protest zeigt, dass auch im Vorzeigeunternehmen Schmieder noch vieles an den Arbeitsbedingungen zu verbessern ist. Und anders als die stets klammen staatlichen Krankenhäuser kann man/frau sich in Allensbach nicht mit mangelnder Liquidität herausreden – der Gewinn, den die Beschäftigten erwirtschaften, sollte endlich auch den Beschäftigten unterhalb der Chefarzt-Ebene zugute kommen.

Der erste Arbeitsgerichtstermin im Kündigungsschutzverfahren von Karl-Heinz G. findet übrigens bereits am 17.7. vor dem Arbeitsgericht Radolfzell statt: 11.20 Uhr, Kammer vier. Dabei handelt es sich um einen öffentlichen „Gütetermin“, bei dem eine außergerichtliche Einigung versucht wird. Erst wenn der Arbeitgeber auch dann nicht einlenkt, kommt es zu einem ordentlichen Gerichtsverfahren. seemoz wird weiter berichten…[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]

Autor: hpk

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