Von Colin bis Chaplin
Da ist sie wieder – die Zeit des Open-Air-Kinos. Auch das Konstanzer Zebra-Kino startet heute in die Saison. Bis zum 7. August wird es 12 Spieltermine im Neuwerk geben; vornehmlich Klassiker bietet das Zebra-Team unter dem Sternenhimmel an. Anfang ist jeweils bei Einbruch der Dunkelheit, so gegen 21.45 Uhr. Und bei schlechtem Wetter wird der Kinosaal in die Kantine verlegt: Eine Programm-Vorschau für die erste Woche
Di, 15.7.: Zurück in die Zukunft
USA 1984; 116min; Regie: Robert Zemeckis, FSK 6, Deutsche Synchronfassung [DF]
Mit Hilfe des verrückten Erfinders Dr. Brown und dessen als Sportwagen verkleideter Zeitmaschine reist Vorstadtteenager Marty McFly in die 50er Jahre und bekommt dort eine Menge zu tun, als sich seine Mutter in ihn anstatt in den Vater verliebt. Um seine eigene Existenz zu retten, muss Marty nicht nur die Mutter mit dem Vater verkuppeln.
Mi, 16.7.: Der Schaum der Tage
Frankreich 2013, 126 min, Regie: Michel Gondry, FSK 12, DF
In einer Welt, in der man auf einer Wolke durch die Luft reisen kann, lebt der wohlhabende Tagträumer Colin. Er liebt Partys, Jazz und den Müßiggang, doch zu seinem Glück fehlt ihm die Liebe. Als Colin auf einer Party die wunderschöne Chloé (Audrey Tautou) trifft, wendet sich das Blatt: Sie verlieben sich und feiern bald eine schillernd-schräge Hochzeit. Doch schon auf der Hochzeitsreise erkrankt Chloé an einer rätselhaften Krankheit: Eine Seerose wächst in ihrer Lunge. Die Ärzte sind ratlos. Aber Colin ist entschlossen, die Liebe seines Lebens zu retten, koste es was es wolle… Kinomagier Michel Gondry entführt mit seinem neuen Film in eine fantasievolle Welt voller Poesie.
Di, 22.7.: Absolute Giganten
DEU 1998; 80 min; Regie&Buch: Sebastian Schippery, FSK 12
In Floyd wohnt eine Sehnsucht. Nach seiner Bewährungsstrafe in Hamburg will er die Welt sehen. Seine besten Freunde Rico und Walter sind darüber nicht erfreut –er erzählt es ihnen erst am letzten Abend bevor er einen Frachter besteigt. Den Dreien bleibt nur noch eine Nacht, um all das zu erleben, was die Freundschaft so einzigartig macht. Die großen Momente, die kleinen, die Wut und die Hilflosigkeit, das Herzklopfen, die Freude, die Musik und das gemeinsam erlebte Morgengrauen.
Mi, 23.7.: Only Lovers Left Alive
UK/D 2013, 123 min, Regie: Jim Jarmusch, FSK 16, DF
Jim Jarmuschs neuester Film entführt uns in die Welt moderner Vampire: Adam und Eve haben sich zwar an die Zumutungen moderner Zeiten angepasst, begegnen ihnen jedoch mit Erstaunen und Abscheu. Als Fremdkörper aus einer anderen Zeit wandeln sie wie Spiegel unserer Gegenwart durch die magisch verwinkelte Kasbah von Tanger und ein düsteres Detroit der Underground-Rockmusik. Diese antithetischen Welten, die beide atmosphärisch dichter nicht sein könnten, offenbaren auf lakonisch-melancholische Weise und voll subtilen Humors die utopische Momentaufnahme einer Jahrhunderte überdauernden romantischen Liebe.
Do, 24.7.: Charlie Chaplin – Moderne Zeiten
USA 1936, 84 min, Regie: Charlie Chaplin
Der Tramp landet als Arbeiter am Fließband. Von monströsen Maschinen malträtiert, wird er selbst bald zu einem gedankenlosen Gerät, das die gesamte Fabrik durcheinander bringt (s. Foto). Mit „Moderne Zeiten“ persifliert Chaplin die Weiterentwicklung zum Tonfilm, dem er sich lange verweigerte und dessen Elemente er nun aber gezielt einsetzt. Dabei räumt er nicht nur mit dem filmischen Fortschritt, sondern auch mit dem Kapitalismus, der Industrialisierung und der Ausbeutung kräftig auf. Urkomisch, politisch klar und in Zeiten der Kinodigitalisierung aktueller denn je.[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]
Autor:PM/hpk
Zu unserer Ehrenrettung: Schon mehrfach (z.B. im Oktober ’13) haben wir über das Zebra-Kino und „…die ausgedienten 35mm-Streifen“ berichtet. hpk
Ein technisches Detail ist Euch, liebe seemoz-Redaktion, entgangen: die Projektionstechnik.
Der traditionsreiche analoge 35mm-Filmstreifen verschwindet zugunsten der modernen digitalen Medien. Massenweise wurden schon die Analogkopien bei den Verleihern vernichtet. Deshalb wollte das Zebra-Kino dieses Jahr – wohl zum letzten mal überhaupt – ihr Open-Air Programm im 35 mm Format bestreiten.
Sehr schade, dass ihnen dies – trotz allen Bittens und Bettelns bei den Verleihern – nicht mehr gelang: Nur für 7 Filme („Zurück in die Zukunft“, „Absolute Giganten“, „Modern Times“, „Grand Budapest Hotel“, „Pink Floyd“, „Coffee and Cigarettes“ und „Dirty Dancing“) wird noch der alte Filmprojektor rattern. Den Rest gibt es nur noch digital. Besserer Ton, gutes Bild, weniger Pannen. Prima neue Technik. Aber ein Teil der Filmromantik ist beim Teufel. Leider endgültig und hauptsächlich aus Profitgründen bei den Filmfabriken.
Das verspricht nichts Gutes für nächstes Jahr. Wer also noch einmal das „alte“ Filmfeeling erleben möchte: letzte Gelegenheit.
Gruß
Ulrich