Stadtgeflüster: High Heels und noch mehr Parkplätze

seemoz-StadtgeflüsterWird Konstanz ab August zum Kalifat? Übernehmen islamische Muezzine die hiesigen Gebetshäuser, damit endlich Leben in diese muffigen Buden kommt? Ist Südkurier-Chefredakteur Stefan Lutz ein beliebter Softi oder doch eher ein kleiner Diktator? Wird das Döbele zum Großparkplatz und erstickt in Blech und Gestank? Und: Was treibt eigentlich Klaus-Peter Kossmehl, der richtig sauer auf uns war? Viele Fragen, hier die erhellenden Antworten

Stadtrat Peter Müller-Neff (Freie Grüne Liste) taucht auch weiterhin im Technischen- und Umweltausschuss (TUA) auf und belegt seinen angestammten Sitzplatz. Damit demonstriert er ziemlich offen gegen die Entscheidung seiner Fraktion, ihn nicht mehr in diesen Ausschuss zu schicken. Ob sich Mister TUA, wie Müller-Neff auch genannt wird, damit zusätzliche Sympathien bei seinen grünen MitstreiterInnen erwirbt, ist wohl eher auszuschließen. Eilfertig erklärte er auf Nachfrage, das sei mit seiner Fraktion so abgesprochen. Eine offizielle Bestätigung dafür steht noch aus.

Wie das Junge Forum Konstanz (JFK) die bis zu 400 geplanten Wohnungen am Döbele finanzieren will, erklärte kürzlich deren Rat Thomas Buck im TUA. Seiner Meinung nach könnte man zusätzliche Kohle locker machen, wenn man die Parkplatzgebühren in der geplanten Tiefgarage dementsprechend gestalte. Will heißen: Gegen bis zu 1500 öffentliche Stellplätze hat das JFK nichts einzuwenden. Ökologisch vertretbare Verkehrsgestaltung gerade an dieser sensiblen Stelle ist offenbar gar kein Thema mehr.

In ein ähnliches Horn blies Sabine Feist (CDU). Sie schlug vor, ein oberirdisch mobiles und rückbaubares Parkhaus zu errichten und auch sie vertritt die Meinung, dass bis zu 1500 öffentliche Stellplätze am Döbele angemessen seien. Anselm Venedey (FWK) glaubt ebenfalls, dass das zusätzliche Parkangebot „am Eingangstor der Stadt“ dazu führen würde, das Verkehrschaos rund um das Döbele zu beenden. Als „Wunschdenken“ bezeichnet die Linke Liste diese Vorschläge, denn ein Parkplatzangebot in diesem Ausmaß sei ein „völlig falsches Signal“ und verschärfe das Blechchaos vor allem an Spitzentagen zusätzlich.

Am 19.11 wird Gerd Zahners neues Stück über den international bekannten Literaturtheoretiker und Romanisten Hans Robert Jauss (1921-1997) im Audimax der Universität aufgeführt. Mit Didi Danquart hat Zahner einen bundesweit renommierten Regisseur gewonnen, Jauss` Rolle übernimmt der bekannte Schauspieler Luc Veit. Das schon im Vorfeld viel diskutierte Thema – Jauss war hochrangiger SS-Offizier, was aber seiner Nachkriegskarriere keinen Abbruch tat – wird für viel Aufsehen sorgen.

Das Planungselend beim beabsichtigten Bau einer Synagoge in der Sigismundstraße will kein Ende nehmen. Seit rund zehn Jahren geht das nun schon so und im September möchte der Gemeinderat die Hängepartie endgültig zu den Akten legen. Letzte Woche aber reagierte die IRG (Israelitische Religionsgemeinschaft), die als Bauträger auftritt und erklärte, man wolle das Vorhaben auf jeden Fall umsetzen und umgehend einen Zeitplan erarbeiten. Den gab es schon mal, nun also der soundsovielte Anlauf, der ziemlich sicher wieder nichts Konkretes bringen wird. Die IRG hätte gerne, dass man ihr das in Frage kommende Grundstück überträgt. Verwaltung und Gemeinderat wären gut beraten, diesem Ansinnen nicht nachzukommen. Vernünftiger wäre es, an Ort und Stelle schnell über Alternativen nachzudenken.

Mittlerweile ist durchgesickert, was einzelne Mitglieder des Gemeinderats für ihre Beirats- und Aufsichtsratsposten in verschiedenen Gremien zusätzlich zu ihrem Grundsalär von 370 Euro pro Monat bekommen. Einzig und allein die Honorierung für den lukrativen Aufsichtsratsposten bei der Sparkasse ist noch streng geheim. Warum eigentlich? Eventuell gibt es Aufklärung, wenn man bei den betreffenden Nutznießern nachfragt. Roger Tscheulin (CDU) und Charlotte Biskup (FGL) – letztere ist eine vehemente Verfechterin von Transparenz – geben sicher gerne Auskunft. Hier deren Kontaktdaten: TscheulinR@Stadt.Konstanz.decharlotte.biskup@web.de

Hoch her geht es zur Zeit beim Südkurier, wie uns berichtet wird. Fast alle RedakteurInnen des Mantelteils hätten einen Protestbrief unterschrieben, der an Personalchef Müller ging und in dem sie sich über den rüden Umgangston von Chefredakteur Stefan Lutz beschwerten. Lokalchef Jörg-Peter Rau sei nicht bei den Unterzeichnenden gewesen, da er in der SK-Belegschaft als jederzeit einsetzbare Mehrzweckwaffe für Lutz gilt und sogar damit geliebäugelt habe, eine persönliche Erklärung für Lutz abzugeben. Anlass des Aufbegehrens unter den ansonsten braven RedakteurInnen: Stefan Lutz habe den Redakteur Uli Fricker neulich aus nichtigem Anlass auf dem Parkplatz vor dem Verlagsgebäude zur Schnecke gemacht. Außerdem, so eine zusätzliche Information, neige Lutz vermehrt zu spontanen und beängstigenden Wutausbrüchen. Es geht doch nichts über ein gutes Betriebsklima.

Heftig gescholten haben wir Klaus-Peter Kossmehl, der kurz nach der Wahl sein über die CDU-Liste errungenes Mandat flugs zu den Freien Wählern trug. „Kossi“, wie der Fliesenlegemeister gerne genannt wird, hat uns furchtbare Rache geschworen. Wir haben uns außergerichtlich geeinigt, denn Kossi war heftigst entzückt, als wir ihm als Befriedungsangebot einen auf ihn passenden Werbeslogan dichteten: „Ich beiß auf Fliesen, knirsche laut, und so entsteht die Gänsehaut“. Da kriegte sich Kossi gar nicht mehr ein. Merke: Man muss eben nur reden mit den Leuten.

Entwarnung für alle, die glauben, Konstanz würde ab Ferienbeginn in ein Kalifat umgewandelt. Das Baden ohne Burkini ist weiterhin erlaubt. Eine Burkapflicht ist nicht in Sicht. Frauen dürfen weiterhin Auto fahren und ihren Berufen nachgehen. Sie werden auch nicht gesteinigt, wenn sie sommerlich gewandet über die Marktstätte flanieren und voreheliche Liebschaften pflegen. Versprochen.

Erst unlängst debattierte ich mit einer aufgeklärten Muslimin über das Thema und sie verwies lachend auf eine angeblich bislang unbekannte Stelle im Koran: „Allah ist groß und Allah ist mächtig, aber auch mit High Heels nur knapp einssechzig“. Ob man sich über Religionen lustig machen darf? Aber ja doch.

Autor: Holger ben Nemsi Reile