„M“ (Menschen machen Medien), die überregionale medienpolitische Zeitschrift für JournalistInnen, schrieb im Juni 2010 in ihrer Rubrik: „Schon entdeckt?“
Kritisch, widerborstig, informativ – das Credo der im Mai 2007 erstmals ins Netz gestellten Internetzeitung seemoz trifft den Nerv vieler Leser: Wir lesen Euch, weil Ihr dem „Medien-Einheitsbrei etwas dagegen stellt“, weil „Ihr über Geschehnisse berichtet, die ansonsten einfach unter den Tisch gekehrt werden“…Genau das bezweckte der Konstanzer Journalist Holger Reile: in der „verkümmerten Presselandschaft im Südwesten und zum Meinungsmonopolisten Südkurier eine Alternative“ zu bieten.
Das passiert seit drei Jahren mit „Lesenswertem aus Kultur und Politik für den Bodenseeraum und das befreundete Ausland“ – rund 1700 Beiträge sind veröffentlicht, 30 000 Besucher werden im Monat auf den seemoz Seiten gezählt. „Ihre Zahl hat sich seit dem Start verdreifacht“, sagt Reile (…). „Für eine konservative Mehrheit sind wir ein rotes Tuch. Doch als Marke seemoz haben wir eine solche Position erreicht, dass wir auch in der liberalen Bürgerschaft wahrgenommen werden.“
Wer seemoz anklickt, kann sich in den Rubriken festlesen, denn es wird gut recherchiert, sprachlich ausgefeilt und bissig gegen den Strich gebürstet. „Lokales und Regionales“ steht obenan – so treibt die seemoz Diskussionen wie die um den Sinn oder Unsinn städtischer Großprojekte (…) Auch Übergreifendes wie unter „Kontrovers“ die Auseinandersetzung um Lafontaines Erben als Erfolgsgeschichte oder Abstieg wird aufgegriffen. Die häufigsten Klicks erfährt Moment Mal! – der Glossenkasten rechts oben (…) Ausgefallenes ist allemal zu finden.
Namhafte Journalisten schreiben sich für seemoz „Themen vom Leib“, Akteure vor Ort berichten. Ein fester Autorenkreis hat sich gebildet, der auf Honorar verzichtet (…). Zum Sommerauftakt will Reile noch mal die Werbetrommel rühren. Dann kommt die seemoz technisch und gestalterisch aufge“motzt“ ins Netz, dafür hat der Webmaster gesorgt. Die Seiten wurden offener, nutzerfreundlicher, die Zugriffszeiten verkürzt.
(..) Oft stehen Texte lange im Netz – viele werden aber immer wieder runtergeladen.
Ausweiten will Reile die Kooperation mit der benachbarten Schweiz – ein grenzübergreifender Text- und Anzeigenpool wäre denkbar. Vom einst geäußerten Gedanken einer Druckausgabe der seemoz aber hat Reile Abschied genommen. „Der Trend spricht eher dagegen.“
Autorin: Bettina Erdmann