Was kann Jan Hus uns heute lehren?

seemoz-hilde-schneiderFünf Kunstprojekte wollen  im „Hus-Jahr“ 2015  an den Reformator erinnern, der während des Konzils verraten und verbrannt wurde. Vor allem aber an seine Prinzipien von Meinungsfreiheit, Toleranz und Gerechtigkeit. Jetzt hat eine Jury aus Kunstexperten und GemeinderätInnen fünf Projekte ausgewählt, die vom „Kunstfonds Konzil“ gefördert werden; der Fonds ist mit jährlich 50 000 Euro dotiert. Hier die PreisträgerInnen: 

Störfälle – Theaterperformance von Heinke Hartmann und Hilde Schneider.

Die Kulturpädagogin und Schauspielerin Heinke Hartmann und die Theaterregisseurin Hilde Schneider (s. Foto) haben ein grenzüberschreitendes Straßentheater konzipiert, das aufrütteln will: Meinungsfreiheit, Toleranz und Gerechtigkeit sind Werte, die als selbstverständliche Bestandteile einer demokratischen Gesellschaft betrachtet werden. An sieben aufeinanderfolgenden Tagen sollen die Straßen und Plätze von Konstanz und Kreuzlingen durch Straßentheater bereichert werden.

„Störaktionen und Irritationen sollen das werden“, sagt Hilde Schneider im Gespräch mit seemoz, „die zu Grenzüberschreitungen einladen, die auch an heutigen Glaubenssätzen rütteln wollen“. In den Fußgängerzonen, an der Grenze, im Lago und auf der Marktstätte sind im Juli nächsten Jahres flashmobs und Aktionen geplant, die „durchaus zum Ärgernis werden können“. Mehr aber will und kann Hilde Schneider nicht verraten, denn noch ist die Konzeption der Performance nicht ausgereift. „Und wir suchen auch MitmacherInnen, die sich nicht ganz so spontan an dem Straßentheater beteiligen wollen“.

Glaube, Liebe, Hoffnung – eine Zeitreise in 3 Akten von Carolin Schulz und Roland Fischer.

Die Lesungsreihe setzt sich zeitgenössisch mit den historischen Ereignissen des Konstanzer Konzils auseinander. Literatur aus verschiedenen Epochen, Genres und Kulturkreisen wird von jungen Lesern und Schauspielern Stimme, Gestik und Mimik verliehen. Tonangebend für die Inhalte sind die Orte, die bespielt werden: Der Schwurgerichtssaal des Konstanzer Landgerichts, eine Tabledancebar und der Dachstuhl des Konstanzer Münsters werden mit der Vielstimmigkeit von literarischen Texten angereichert.

Spielplatz Gerechtigkeit von Hans-Dieter Pfundtner und Dominik Böhringer.

Die Performance an öffentlichen Orten lädt Menschen aller Gesellschaftsgruppen ein, die Nuancen des Themas Gerechtigkeit auszuloten. Im Verlauf einer jeden Performance entsteht mit Hilfe von Styroporblöcken ein Bauwerk für die Gerechtigkeit. Jeder Stein ist mit einem Gerechtigkeitsbegriff versehen, den die beiden Moderatoren der Veranstaltung vor dem Einsetzen aus dem Publikum erfragen. Die Teilnehmer müssen sich mit ihrer und der Auffassung anderer von Gerechtigkeit auseinandersetzen.

Jan Hus geht in Berufung von Konrad Kümmerle.

Gemeinsam mit Laiendarstellern und externen Experten erarbeitet Konrad Kümmerle, der Gründer des „Theaters auf dem Weg“, ein Theaterstück zu Jan Hus. Die historischen Ereignisse werden mit aktuellen Fragestellungen zum Thema Gerechtigkeit verbunden. Es sind drei Aufführungen im K9 geplant. Konrad Kümmerle leitet seit 2006 Theaterprojekte mit Laiendarstellern. Dazu gehören auch Theaterpädagogik und -therapie.

Jan Hus, sein Tod und Justitia von Hildegard Diemer.

In einer dreitägigen öffentlichen Live-Performance setzt die Künstlerin die Hinrichtung von Jan Hus in eine Holzskulptur um: Mittels einer Motorsäge gestaltet sie Hus‘ Flammentod aus einem Baumstamm. Hinter Hus wird Justitia zu sehen sein, die dem Reformator nicht gerecht werden konnte. Hildegard Diemers Holzskulpturen überraschen immer wieder durch ihren Detailreichtum, obwohl sie mit dem robusten Werkzeug der Motorsäge entstehen.[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]

 

Autor: PM/hpk