Wütender, ideenreicher, erfolgreicher TTIP-Protest
Konstanz brummte – nicht nur von müden Käufern, die am verkaufsoffenen Sonntag durch die Gassen schlichen, sondern auch von wütenden BürgerInnen, die am Samstag gegen TTIP protestierten. Gut 50 Aktive – von attac bis zum BUND, aus Gewerkschaften, Grünen und Linken – schwirrten durch die Stadt, um über das geheime „Freihandelsabkommen“ zu informieren. Mehr als 600 Unterschriften kamen in Konstanz zusammen, weit über 400 000 in ganz Deutschland
Mit flashmobs (s. Teaserfoto) und Trommelwirbeln, mit Infoständen und „Rückwärts-Demonstrationen“ wurde Stimmung gegen TTIP gemacht. Auf dem Obermarkt und in der Rosgartenstraße bildeten sich dichte Trauben von Interessierten, die sich an den Ständen vom Konstanzer „Bündnis gegen TTIP“ informieren wollten. Und der Informationsbedarf war beträchtlich, denn die Leidmedien vom Südkurier bis SWR, von der Süddeutschen Zeitung bis SPIEGEL verschweigen den Protest gegen das Knebelabkommen TTIP in schnöder Beharrlichkeit..
Kein Wunder, dass sich über 600 Menschen aus dem ganzen Landkreis in die Protestlisten eintrugen – seit letztem Dienstag sind es bundesweit bereits weit über 400 000. Erregte Diskussionen spielten sich an den Infoständen ab: Was passiert mit der Medikamenten-Forschung? Wird Fracking nun Tor und Tür geöffnet? Wird es weiterhin eine Buchpreisbindung geben und bleibt unser Streikrecht bestehen? Was ist mit dem Verbraucherschutz und was mit dem gerade erkämpften Mindestlohn?
Trittbrettfahrer unterwegs
Zahlreiche Trittbrettfahrer machten sich die Diskussionsstimmung in der Stadt zunutze und backten Waffeln für Sierra Leone oder verteilten Koran-Fibeln: Vier weissgewandete, zumeist bärtige, junge Männer verschenkten unweit des Marktstättenbrunnens schmucke Koran-Ausgaben. Woher sie kämen, wollten wir wissen: „Aus Hilzingen“. Ob sie sich der Salafistenszene zurechnen, was sie von den IS-Milizen halten? Der Mann wird unsicher, sein Kollege unterbricht ihn fauchend, ein dritter erbittet Informationen per Handy: Journalisten fragten und fotografierten, was ist zu tun?. Minuten später haben Polizisten die Eiferer vertrieben, die ohne städtischen Berechtigungsschein unterwegs waren. Christliche Fundamentalisten, die wenige Meter entfernt Bibeln feilboten, blieben übrigens unbehelligt, obwohl auch sie keine Genehmigung für ihren Stand vorweisen konnten.
Die Organisatoren vom Konstanzer Bündnis gegen TTIP sind zufrieden mit diesem europaweiten Aktionstag gegen TTIP am 11.10. in Konstanz. Sie überlegen, ihre Aktionen fortzusetzen, denn immerhin sind eine Million Unterschriften nötig, um die TTIP-Verhandlung der Europäischen Kommission endgültig zu stoppen.[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]
Autor: hpk
Weitere Texte zum Thema:
02.10.2014: TTIP: Anschlag auf die Demokratie
15.09.2014: Attac startet Initiative: 10 000 Kommunen TTIP-frei
10.09.2014: „Darum lehnen wir diese Verträge ab“