Gewerkschaft fordert Sachverständigen für den Südkurier
High Noon beim Südkurier? Jedenfalls schauen Beschäftigte und Betriebsräte, Geschäftsleitung wie Gewerkschafter mit Spannung auf den 9. November, den Tag der nächsten Betriebsversammlung bei der Südkurier GmbH. Da soll über Einsparungen in Millionenhöhe gesprochen werden – Ausgang ungewiss. Klar ist nur, dass der Südkurier ständig an Auflage, Anzeigenaufkommen und Gewinn verliert. Und klar ist wohl auch, wer die Zechen zahlen soll: Nicht zum ersten Mal die Beschäftigten
Das Südkurier-Medienhaus mit seinen insgesamt acht Tochtergesellschaften – von der Druckerei über die Media Pro GmbH, die für Anzeigenproduktion und Blattplanung zuständig ist, bis zur Südkurier GmbH, der die Redaktion angehört – zählte in der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck einst zu den Gewinnbringern. Doch die rosigen Zeiten der Zeitungsbranche sind vorbei – der Südkurier verliert, vielleicht noch mehr als fast alle Zeitungen in Deutschland und der Welt, an Auflage und Anzeigen, vor allem aber an Gewinn. So kommt die Vorgabe aus der Stuttgarter Konzernzentrale, ab 2011 pro Jahr knapp eine Million Euro bei der Südkurier GmbH einzusparen, nicht unerwartet.
Drei Chefredakteure in einem Jahr
Und das schafft neue Unruhe auch in der Reaktion, die in diesem Jahr schon den dritten Chefredakteur vorgesetzt bekam. Südkurier-Geschäftsführer Rainer Wiesner plant offensichtlich, den Arbeitgeberverband und damit die Tarifbindung zu verlassen – dann könnten Einzelarbeitsverträge mit deutlich schlechteren Konditionen vereinbart werden. Einige Redakteure haben, so hört man, diesen Kotau in vorauseilendem Gehorsam schon geleistet. Und Neueinstellungen würden ohnehin nur noch zu schlechteren Bedingungen vereinbart.
Dagegen aber wehren sich Gewerkschaft und Betriebsrat: „Eine solche Tarifflucht hätte bundesweite Bedeutung. Und deshalb werden wir uns gegen ein solches Signal mit allen Kräften sperren. Wenn es zu diesem Schritt kommt, muss ein Haustarifvertrag her“, bekräftigt Markus Klemt, zuständiger Sekretär der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di.
Birgit Orlowski, seit Mai neue Betriebsratsvorsitzende bei der Südkurier GmbH, hält deshalb viel von dem Vorschlag eines unabhängigen Sachverständigen, der Bilanzen und Gewinnzahlen unparteiisch prüft. „Denn der Gewinn des Unternehmens schrumpft zwar, aber von roten Zahlen ist das Südkurier Medienhaus noch weit entfernt“, weiß Gewerkschafter Klemt. Die Gewerkschaft hat einen solchen Sachverständigen, wie ihn auch das Betriebsverfassungsgesetz vorsieht, namentlich schon ins Gespräch gebracht.
„Die Zahlen müssen auf den Tisch“, fordert auch Martin Schulze, Ortsvereinsvorsitzender der verdi-Gruppe Medien und Betriebsratsvorsitzender der Media Pro GmbH im Südkurier-Verbund. „Wenn die Beschäftigten zur Sanierung beitragen sollen, sollten sie vorab wissen, wie groß die finanziellen Probleme wirklich sind“.
Auslagerungen und Mantelredaktionen
Seit 2002 wird der Südkurier-Verlag in immer neue Tochtergesellschaften aufgesplittet – zunächst traf es die Druckerei, später die Druckvorbereitung, dann die Anzeigerblätter. Und jedes Mal waren diese Ausgliederungen mit Einkommenseinbußen für die Beschäftigten verbunden – da wurden Zuschläge gestrichen und Sonderzahlungen gekürzt.
Der Holtzbrinck-Konzern macht in anderen seiner Tochtergesellschaften zudem vor, wohin die Einsparungsmaßnahmen führen können. Bei der „Saarbrücker Zeitung“ wurde die Druckvorbereitung nach Rumänien verlagert – Dutzende von Arbeitsplätzen gingen verloren. Bei der „Main-Post“ aus Würzburg gibt es eine Mantelredaktion, die überregionale Themen bearbeitet. Diese Seiten sind in allen Ausgaben von „Main-Post“, „Schweinfurter Tagblatt“ und „Bote vom Haßgau“ identisch. Betroffen von dieser Rationalisierung sind die Ressorts: Politik – Aus aller Welt – Regionales – Sport – Kultur – Wirtschaft – Journal – Sonderpublikationen – Chef vom Dienst.
Eine Sparmaßnahme, vor der man auch in Konstanz reichlich Angst hat. Denn eine Kooperation dieser arbeitsplatzsparenden Art mit anderen Redaktionen des Konzerns sei auch für den Südkurier im Gespräch, hört man. Der ungewöhnliche Verschleiß von zwei Chefredakteuren allein in diesem Jahr habe auch, so hört man weiter, mit solchen Absichten zu tun. Den Schaden hätten nicht nur die dann beschäftigungslosen Redakteure, sondern auch die Leser.
Autor: Hans-Peter Koch
@Mtarbeiter SK KN
Noch anzufügen: Die meisten Kosten entstehen beim Personal. Wo also sonst soll gespart werden? Die Druckerei kam mir von Anfang
an nicht ganz koscher vor.
Ich bin ein Mitarbeiter beim SK KN. Die sinkende Auflage, das miserable Anzeigenschäft, die neue Druckerei, die arrogante Art bestimmter Leute aus der Chefetage, die Selbstzerfleischung der Mitarbeiter, das ständige Mobbing, die tägliche ANgst des Arbeitsplatzverlustes!
Das ist Alltag im SK. Dies spiegelt auch die Mitarbeiterbefragung wider. Herr GF, Personalleiter, Verlagsleiter et cetera. Ihr habt dieses Unternehmen super geführt.
Vielleicht ist das auch von langer Hand geplant. Welcher vernünftige Mensch läßt eine 30Mio Euro teuere Druckerei in der Wirtschaftskrise bauen? Das stinkt aus meiner Sicht bis zum Himmel.
Wie wärs, wenns der Südgeschmier mal mit Kritik und Niveau versuchen würde?