Ballermann auf der Seestraße. Und andere, gute Ideen

Endlich erwacht Konstanz aus seinem investorenfeindlichen Dauertiefschlaf. Die ewigen Fortschrittsverhinderer, wie zuletzt die Gegner des KKH, müssen auch mal einsehen, dass frische Impulse für die Stadtentwicklung eben meistens von cleveren Investoren mit noch clevereren Anwälten kommen. Findet unser Satiriker vom Dienst, Carlo Minotti, und hat flotte Vorschläge zuhauf

Die sensationelle Idee: Eine Strandbar auf Klein-Venedig. Da muss man erstmal drauf kommen. Also, eine bisher der Allgemeinheit zur Verfügung stehende Fläche mal eben so zu entwidmen und gewerblich zu nutzen. Keine Sorge, der Vorschlag kommt gut an. Ist doch damit fast der gesamte Seeuferbereich in Konstanz fest unter gastronomischer Kontrolle. Und eingezäunt. Da kann dann auch keiner mehr mit so Multikulti-Sozi-Kuschel-Ideen wie „Grillplätze für Jugendliche“ kommen. Das bringt dem Stadtsäckel doch keinen Cent, das kostet nur. Aufsicht, Reinigung, und dann der Lärm. Nicht auszudenken.

Ich wollte ja schon lange die Seestraße pachten (da machen auch nur Hunde rum), einzäunen, mit Sand auffüllen, ein paar Palmen, Liegestühle, runde Sonnenschirme und – jetzt kommt’s – die längste Theke der Welt aufstellen, das ganze „Ballermann 21“ nennen und garantiert ins „Guinnes Buch der Rekorde“ kommen. Ist doch eine suuuper Idee. So etwas hat Konstanz gerade noch gefehlt. Die Jugend kann sich die Kante unter Aufsicht geben, und die Sache mit den lauten und verdreckten Grillplätzen wäre endgültig vergessen.

Um beim Saufen freie Sicht auf die Altstadt zu haben, müsste allerdings das Inselhotel abgerissen werden (man könnte dort eine Strandbar errichten, bevor es zur Hundekackfläche verkommt).

Die eigentliche Seestraße könnte unter die Erde gelegt werden und etwaige, nicht nutzbare Restflächen – als kleines Bonbon, und um die Sache wirtschaftlich sinnvoll abzurunden – einem weiteren Investor zur Bebauung anbieten. Im Büdingen-Park könnte dann das von allen lang ersehnte 25-geschossige Luxushotel entstehen (als Ersatz fürs Inselhotel).

Ich gründe schnell noch eine Stiftung, in die alle Gewinne fließen und schon ist auch das chronisch überarbeitete Finanzamt entlastet. Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing sind schon außer Rand und Band vor Freude über meine suuuper Idee. Gerade wurde eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe eingerichtet, die sämtliche nicht gastronomisierte Restuferflächen erfasst, kartiert und – soweit bisher der Öffentlichkeit zugänglich – schon mal einzäunt und potentiellen Investoren zum Zwecke des Betriebs von Strandbars anbietet.

Mir fehlt für meine suuuper Idee jetzt eigentlich nur noch ein cleverer Anwalt. Aber davon scheint es ja welche zu geben, in Konstanz…

Autor: Carlo Minotti