Habemus puteum – wir haben einen Brunnen
Eigentlich war im Konstanzer Gemeinderat ja angesichts der avisierten Kostensteigerungen mit einem Hauen und Stechen um die Gestaltung der Hofhalde und die Aufstellung des ehemaligen Münsterbrunnens zu rechnen, der seit Jahren im Lager steht. Doch Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn zog eine verblüffende Lösung aus dem Ärmel, die vom Gemeinderat abgesegnet wurde: Der Brunnen wird wieder vor dem Münster aufgestellt
Der Tagesordnungspunkt 3.8 der gestrigen Sitzung des Konstanzer Gemeinderates hatte einen unheilvollen Titel: „Hofhalde Projektbeschluss Kostenerhöhung“, denn wenn die Kosten für ein Vorhaben explodieren, ist allgemein mit erregten Debatten und einem ungemütlichen Nachmittag für die Verantwortlichen in der Verwaltung zu rechnen. Einer der Abstimmungsvorschläge sprach von Mehrkosten in Höhe von 278.000 € für die Aufstellung des Brunnens auf der Hofhalde, während andere Vorschläge für die Hofhalde gleich ganz auf den Brunnen verzichten wollten.
Auch der Künstler stimmt zu
Aber Karl Langensteiner-Schönborn hat sichtlich etwas mehr als nur seine Hausaufgaben gemacht und zog eine überraschende Lösung aus dem Ärmel, die er unter anderen auch schon mit der Feuerwehr, dem Kunstverein und dem Künstler selbst abgestimmt hat. Der Künstler Franz Gutmann hat nämlich bei der Aufstellung des Brunnens ein erhebliches Wort mitzureden und wollte den Brunnen im Bereich des Münsters belassen, und diesen Gefallen wird ihm die Stadt jetzt tun. Dazu geschieht gleich noch ein weiteres Wunder: Das alles soll deutlich weniger kosten als bisher angenommen, es stehen jetzt 130.000 € im Raum.
Der Plan klingt so einfach, als hätte man eigentlich schon längst drauf kommen müssen. Im Kellerraum unter der Pyramide vor dem Münster ist genug Platz, auch noch die Technik des Brunnens kostengünstig einzubauen, so dass man nur noch 12 Meter lange Leitungen an den künftigen Standort schräg links vor dem Münster legen muss. Langensteiner-Schönborn war sichtlich erleichtert über diese Lösung, denn er gab zu, dass die Hofhalde nur eine Notlösung gewesen sei, um den Brunnen nicht endgültig abzuschreiben. Außerdem wies er darauf hin, dass vor dem Konstanzer Münster seit Jahrhunderten Brunnen geplätschert hätten, so dass dies ohnehin der natürliche Standort des Brunnens sei.
FGL nicht auf der Höhe der Zeit
Dieser Vorschlag, mit einigen Bildern illustriert, erzeugte teils Verblüffung, teils Euphorie. Bei Dorothee Jacobs-Krahnen (FGL) überwog erst einmal die Verblüffung, und sie hatte die Zeichen der Zeit offenkundig nicht erkannt, als sie in ihrem Redebeitrag darauf abhob, dass man doch schon 2007 beschlossen habe, den Brunnen nicht wieder auf dem Münsterplatz aufzustellen. Sie rief dem Bürgermeister zu, von der FGL werde er keinen Freifahrtschein für seine Brunnenpläne erhalten. Auch der Grüne Peter Müller-Neff sprach sich deutlich gegen den Brunnenstandort vor dem Münster aus, weil er findet, der Münsterplatz wirke dadurch überladen. Gisela Kusche (FGL) hingegen erklärte, „so kann man mit uns nicht umspringen“, sie fühlte sich von der Verwaltung überfahren und wollte die Abstimmung verschieben, und in der Tat hatten die Rätinnen und Räte keine Unterlagen zu diesem neuen Vorhaben erhalten, das sich nach Angaben des Bürgermeisters erst an diesem Tage heraus kristallisiert hatte.
Ansonsten waren die Gemeinderätinnen und –räte aber mehrheitlich anderer Meinung als die Grünen: Anselm Venedey (FWK) bedankte sich ausdrücklich bei Karl Langensteiner-Schönborn, Wolfgang Müller-Fehrenbach (CDU) witterte wieder einmal eine „große Chance“ für Konstanz („Jahrhundertchance“ ist bekanntlich für das Kongress- und Konzerthaus reserviert), und auch Michael Fendrich (FDP) findet, dass der Brunnen einfach vors Münster gehört – er schlug auch vor, die Stadt solle zur Finanzierung des Brunnens eine Spendenaktion starten, die sicher einiges einbringen werde. Außerdem wurden Stimmen wie die von Johannes Kumm (SPD) laut, die forderten, den Brunnen mit Frischwasser zu betreiben, aber es lässt sich unschwer absehen, dass das die Betriebskosten wohl in ungeahnte Höhen katapultieren dürfte (es war wahrscheinlich von jährlich 200 000 € für einen Frischwasserbetrieb die Rede, aber die Zahl war schwer zu verstehen).
Am Ende wurde der neue Standort vor dem Münster von einer Mehrheit und auch mit den Stimmen der Linken Liste beschlossen. Die Hofhalde muss jetzt also auch nach der Sanierung ohne einen Brunnen auskommen, und die Konstanzer erhalten ihr altes Münster-Ensemble zurück.
Autor: O. Pugliese
Die Nutzung von Wasserkraft weist in vorchristliche Zeiten zurück. Mit einer archimedischen Schraube kann Wasser kontinuierlich nach oben transportiert werden. Der Antrieb einer solchen Spiralschraube könnte durch eine mechanische Wasserturbine erfolgen. Leben wir nicht am kraftsprudelnden Seerhein? Also was soll das mit den 200.000 Euro Betriebskosten – Porto-Reserven für den nächsten Wahlkampf?
Zu allem Überfluss spülen wir Verbraucher doch so oder so zu oft auf dem Örtchen.
Dazu meine Facebook Bemerkung:
Johannes Kumm – SPD Gemeinderat – spornte die Räte zu mehr Entschlossenheit bei der Brunnenfrage an, der GR würde in der Stadt eh nur als Laberverein wahrgenommen. Herr Kumm will einen Trinkwasser Brunnen. Bayern München bietet in der VIP Lounge der Allianz Arena immerhin einen Sekt statt Selters Brunnen bei Spielgewinn an. Da dürfte sich das Konzil-Marketing public feeding nicht für eine Touristenspeisung lumpen lassen. Die ehrenamtlichen Treffpunkte bieten ja schon einen Mittagstisch an.