Regionalzeitungen in steter Talfahrt

seemoz-suedkurier(2)Allseits rote Zahlen: Die großen Regionalzeitungen in Deutschland verlieren immer mehr Leser – die Talfahrt setzte sich auch im 3. Quartal 2014 fort. Nur im ländlichen Raum Baden-Württembergs schrumpfen die Auflagen langsamer. Auch das ein Grund, warum der „Südkurier“ unter den Erfolglosen noch einer der Erfolgreicheren ist

Das örtliche Heimatblatt, mit einer aktuellen Auflage von 126 489  täglichen Käufern immerhin fünftgrößte Zeitung in Baden-Württemberg, verlor im Vergleich zum Vorjahr nur 0,1 Prozent seiner Leser. Damit schneidet der SK besser als die meisten Konkurrenten ab, zumal auch das neue Stammhaus, die „Augsburger Allgemeine“, mit einem Minus von bloß 0,8 Prozent relativ unbeschadet durch die Zeitungskrise schliddert. Das meldet das Medien-Portal „meedia“ in seiner aktuellen Statistik.

Ba-Wü-Zeitungen mit geringeren Verlusten

Danach leiden vor allem die Zeitungen in Großstädten unter herbem Leserschwund: Berliner Zeitung -7,5 Prozent, Berliner Morgenpost -9,6 %, Hamburger Abendblatt -6,2, Hamburger Morgenpost -5,8, Stuttgarter Zeitung/Stuttgarter Nachrichten -2,4, Abendzeitung München gar -54,8 Prozent, wobei die Abendzeitung als Sonderfall gilt: Das Blatt wurde jüngst verkauft, und die neuen Besitzer haben die Auflagen-Statistik des Verlages offensichtlich kräftig entrümpelt.

Baden-Württemberg, und da vor allem die ländlichen Regionen, rücken einmal mehr in eine Sonderrolle: Neben dem „Südkurier“ zählen auch die Südwest Presse und die „Schwäbische Zeitung“ aus Leutkirch/Ravensburg mit ihrem Verbreitungsgebiet, das fast deckungsgleich mit dem des hiesigen Heimatblattes ist, zu den Zeitungen mit den kleinsten Auflagenverlusten: Beide schwäbischen Blätter können ihr Minus von 0,9 Prozent gerade noch verschmerzen.

Weltweites Zeitungssterben

Ansonsten aber hält die Talfahrt der regionalen Printmedien an – ein weltweiter Trend. In den USA gibt es bereits Bundesstaaten ohne eine einzige Zeitung, in Frankreich kämpfen renommierte Blätter ums Überleben und in Deutschland trennt sich gerade der Springer-Konzern von seinen gedruckten Produkten. Einzig Skandinavien bildet eine Ausnahme – womöglich eine Folge staatlicher Unterstützung. So greift Norwegen schon seit Jahrzehnten kleineren Zeitungen unter die Arme und sichert damit deren Überleben und deren Arbeitsplätze. Auch deutsche Politiker und Medienwissenschaftler halten mittlerweile einen staatlichen Rettungsschirm für die einzige Überlebenschance unserer Regionalzeitungen.

Das ändert aber nichts am Siegeszug der Nachrichten-Medien im Internet. Dort feiern vor allem lokale Anbieter wie „seemoz“ aus Konstanz oder „Kontext“ aus Stuttgart sowie alternative wie die „NachDenkSeiten“ oder „Telepolis“ Jahr für Jahr neue Zugriffs- und damit Umsatzrekorde. Gegen deren – noch – kostenlose Nachrichten-Angebote und preiswerteren Anzeigen-Preise können auf Dauer die Verteidiger der Druckerschwärze wohl nicht bestehen.[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]

Autor: hpk