Gesucht: Der richtige Standort für das Hus-Denkmal
Wieder einmal wird in Konstanz über Denkmale und ihre Standorte gestritten. Aber auch über Bürgerbeteiligung und ihre Berechtigung. Es geht um ein neues Hus-Denkmal, das in unmittelbarer Nähe zum Hussenstein (s. Foto) im Palmenhauspark platziert werden soll. Das findet der Förderverein nun gar nicht passend und protestiert in einem weit gestreuten Schreiben
„Förderverein Palmenhausareal/Paradies e. V. 03.11.2014
Vorsitzende Iris Hentschel
Herrn Oberbürgermeister Burchardt und die Mitglieder,
An die Mitglieder des Betriebsausschusses Konzilstadt Konstanz,
An die Fraktionen des Gemeinderats
Standort eines Jan Hus Denkmals
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren,
bei einem Ortstermin am 23.10.2014 wurde von Frau Bader der vom Betriebsausschuss beschlossene Standort im Palmenhauspark für ein Jan Hus Denkmal vorgestellt. Auf Nachfrage zu anderen erwogenen Standorten verwies Frau Bader auf die Niederschrift zur Sitzung im April 2014. Alternative Standorte wurden offenbar jedoch nicht ernsthaft erörtert.
Die anwesenden Bürger waren sich einig – wenn schon ein weiteres Denkmal für Hus aufgestellt werden soll -, dass
- der Aufstellung eines für die Stadtgeschichte so bedeutenden Denkmals eine öffentliche Diskussion vorausgehen sollte,
- ein würdigerer Standort als die Bolzfläche des Parks gefunden werden müsse und
- ein solches Denkmal räumlich im geschichtlichen Kontext stehen und von eine breiten Öffentlichkeit wahrzunehmen sein sollte.
Frau Bader nannte als Begründung für die Wahl des Parks als Aufstellungsort einen „Bündelungseffekt“. Die Anhäufung von Denkmälern ist kein überzeugendes Argument. Der Hussenstein ist das in Stein verewigte Denkmal und strahlt große Pietät aus! Und noch dazu sichtbar im öffentlichen Raum, wo viele Menschen vorbeigehen. Ein weiteres Denkmal in unmittelbarer Nähe, aber ohne Sichtbeziehung bliebe daneben völlig unbeachtet. Darüber hinaus ist der gewählte Standort im Paradies historisch belastet. Jan Hus wurde außerhalb der Stadt im Paradies auf den Scheiterhaufen geführt und verbrannt!
Wenn schon nicht als Standort die Nordseite des Münsters gewählt wird, wären weitere alternative Standorte geschichtlich sinnvoll, z B. auf der Laube gegenüber der Lutherkirche, in der Achse Laube/Hieronymusgasse, der Achse Laube/Tägermoosstraße oder in Konzilnähe auf der Konzilmole.
Der Park ist dagegen völlig ungeeignet. Er ist eine Erinnerung an die alte Gärtnerei und wird vom Palmenhaus und der gärtnerischen Geschichte dominiert. Er ist Spiel- und Erholungsfläche, die zur Grün- und Freizeitversorgung von Altstadt und Paradies nicht geschmälert werden sollte.
Ein Erinnerungsstein für Jan Hus bekommt eine Tabu-Aura, die dem Zweck des Parks zuwiderläuft. Man bedenke die immer wiederkehrenden starken Beschädigungen und Verschmutzungen, ein Zeichen des hohen Nutzungsdrucks und des Bedarfs von Rückzugsräumen für die Jugend. Bei der Grünsubstanz ist dieser Vandalismus hinnehmbar, die kann nachwachsen, aber nicht an Denkmälern. Auch stelle man sich eine feierliche Einweihung im Sommer 2015 unmittelbar neben den Containern im Park vor!
Wir bitten, vom Standort Palmenhauspark aus den genannten Gründen abzusehen, eine öffentliche Diskussion über den Aufstellungsort einzuleiten und auf deren Grundlage die Entscheidung zu treffen.
Mit freundlichen Grüßen
Iris Hentschel“[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]
Da hat GJM sicher nicht ganz unrecht..
Hus wäre schon froh gewesen, wenn Konstanz seine Mörder nicht noch nach 600 Jahren feiern würde. Ein Denkmal wäre ihm wohl weniger wichtig gewesen. Also, was soll diese unnötige Diskussion um den richtigen Standort für sein „Denkmal“.
g.j. moersch
Das Stadtzentrum ist sicher die bessere Wahl, zumahl der Hussenstein ja schon an den mutmasslichen Ort der Hinrichtung errinnert.
Mein Vorschlag für ein Denkmal wäre in der Mitte vom Obermarkt, dem ehemaligen Richtplatz.
Was aber an der Debatte an sich stört, ist dass Jan Hus ganz im Mittelpunkt steht und der ebenfalls auf Geheiss des Konzils 1416 verbrannte Hyronimus von Prag nur in den Fussnoten erwähnt wird.
Wenn schon ein Denkmal, dann für beide !
In der Niederschrift der April-Sitzung des Betriebsausschusses Konzilstadt Konstanz heißt es:
„Als Aufstellungsort ist b i s h e r das Palmenhausareal mit dem deutsch-tschechischen Begegnungszentrum in unmittelbarer Nähe zum Hussenstein vorgesehen. Die definitive Entscheidung für einen Aufstellungsort fällt nach der Auswahl der Skulptur […]. Für den Transport aus Tschechien, die Vorbereitung des Aufstellungsortes und die Einweihung wird die Konzilstadt Konstanz im Wirtschaftsplan 2015 eine noch näher zu bestimmende Summe bereitstellen (maximal 15.000 €).“
https://www.konstanz.sitzung-online.de/ri/to020.asp?TOLFDNR=1001193
Es ist also noch genügend Zeit und Gelegenheit, die Debatte über den geeignetsten Aufstellort zu führen. Und das ist auch für mich entweder der Münsterplatz (in diesem „Gotteshaus“ wurde Jan Hus angehört und verurteilt) oder ein Platz in der Nähe seines Gefängnisses, nach allgemeiner Lesart das damalige Dominikanerkloster und heutige Inselhotel.
Auf jeden Fall sollte die Skulptur mitten in der Stadt aufgestellt und nicht an den Rand verbannt werden, da stimme ich Iris Hentschel voll und ganz zu und hoffe sehr, dass sich dafür eine Ratsmehrheit finden wird.
Tja, entweder wird ein Denkmal im Park gar nicht beachtet oder aber das Gegenteil ist der Fall, was dem Sinn der Ausgleichsfläche, welche durch den Container ohnehin schon geschrumpft ist, widerspricht. Der Park ist als Erholungsgebiet für die Paradiesler gedacht, die zudem durch massive Nachverdichtung kräftig Bevölkerungszuwachs erhalten haben. Ein Denkmal könnte (wie ja offensichtlich gewünscht) jede Menge Touristenströme anziehen und so den Park für Spaß, Spiel oder auch ruhige Entspannung unmöglich machen. Bisher hat kein Mitglied der SV an ein weiteres Hus-Denkmal gedacht, der Stein „ruhte in Frieden“, beachtet von kleinen Gruppen interessierter Touristen. Dieser Akt dient doch nur wieder dem Rummel um das 5-jährige bisher ziemlich einfallslose Konzil-Jubiläum, welches sich die Stadt angesichts der ach so plötzlich(?)entstandenen kritischen finanziellen Lage eigentlich gar nicht mehr leisten kann. Ich nenne das scheinheilig – und wieder ist von Transparenz keine Rede.
Lieber Norbert, liebe LeserInnen; hier der link zu Kisch:
http://www.seemoz.de/lokal_regional/seemoz-beitrag-zur-konzilfeier-kisch-hus-und-konstanz/
Ich denke, der Palmenhauspark ist wirklich kein guter Standort für das Denkmal. Warum es verstecken. Viele Tschechen wandern zum Hussenstein und gedenken an dieser Stelle der Verbrennung von Jan Hus. Das passt. Aber ein Denkmal des Reformators sollte mitten im öffentlichen Raum stehen, mitten im täglichen Leben. Wenn schon nicht am Münster (warum eigentlich nicht?), dann denke ich an die Laube gegenüber der Stephansschule oder auf dem Stephansplatz. Immerhin war Hus im Franziskanerkloster (heute Stephansschule) bis zu seiner Hinrichtung eingekerkert. Es gibt dazu eine Geschichte von Kisch (die finde ich gerade nicht), von seiner Spurensuche in der Stephansschule.