Alle sind für das Konstanzer Verkehrskonzept
So viel Einhelligkeit ist selten: Ohne Gegenstimme und Enthaltung billigten die StadträtInnen im TUA (Technischer und Umweltausschuss) das Verkehrskonzept Altstadtring, mit dem das Baudezernat in acht Jahren alle Stauprobleme lösen will. Da selbst die Stadtwerke, zuständig für den Busverkehr, Polizei und Feuerwehr sowie der Verband der Einzelhändler, zuständig für den Einkaufstourismus, zugestimmt haben, kann es endlich an die konkrete Auflösung des Staus gehen
Man fragt sich, warum die 14-TUA-Mitglieder (s. Foto) gestern drei Stunden lang bis in den Abend hinein allein dieses Thema beredeten: Viel Lob, kaum Kritik, wenig Nachfragen. Baubürgermeister Langensteiner-Schönborn, vor allem aber Verkehrsplaner Andreas Hemmerich, müssen die Ohren geklungen haben bei so viel ungewohntem Lob.
Einzig Sabine Feist (CDU) vermisste eine rechtzeitige Bürgerbeteiligung (!) und forderte eine getrennte Abstimmung über die fünf Punkte der Beschlussvorlage. Erst gegen Schluss der Debatte, in der ihr „Verzögerungstaktik“ und die „Produktion von Bremsklötzen“ vorgeworfen wurde, rang sie sich mit ihren CDU-Kollegen zu einer vorbehaltlosen Zustimmung durch. Allerdings nicht, ohne zuvor bei einer Flüsterabsprache mit ihrem Fraktionschef, der in der ersten Zuhörer-Reihe wachte, eine Genehmigung eingeholt zu haben.
„Mehr Mut“, hätte sich Holger Reile (LLK) gewünscht, sieht aber immerhin „in dem C-Konzept einen Schritt in die richtige Richtung.“ Denn es gehe nicht darum, „den Verkehr zu kanalisieren, sondern ihn zu minimieren“. Und überhaupt seien „12 Millionen für Verkehrslösungen besser als 40 Millionen für ein Veranstaltungs-Zentrum“. Jürgen Ruff und Zahide Sarikas (beide SPD) lobten an dem Konzept, dass Fußgänger bevorzugt würden. Aber sie fragten wie auch andere Stadträte kritisch nach, ob denn wirklich 1,5 Millionen Euro für dreijährige Planungsarbeiten gerechtfertigt seien. Natürlich stimmte Stephan Kühnle (FGL) dem Konzept zu, „denn es entspricht unserer jahrelangen Forderung“. Aber er machte auch Druck, als er wissen wollte, „wann denn die Tempo-30-Begrenzung auf der Laube kommt“ und „ob die Rechtsabbiegerspur in die Gartenstraße wirklich den Suchverkehr im Paradies eindämmen“ könne.
Höchstens die Nachfragen etlicher Gemeinderäte nach den Gesamtkosten sorgten für ein wenig Zündstoff. Doch der Baubürgermeister wehrte sich beharrlich, konkrete Zahlen zu nennen: „Das wäre zum gegenwärtigen Zeitpunkt unseriös“. Erst sollten detaillierte Planungen für jeden der neun Bauabschnitte auf den Tisch, bevor über jeweils genaue Kosten abgestimmt werden könne. Und die Planungskosten von 1,5 Millionen seien nötig, um exakte Planungsdaten liefern zu können – zähneknirschend fügten sich die StadträtInnen dieser Argumentation.
Noch allerdings bleibt die endgültige Beschlussfassung des Gemeinderates am nächsten Donnerstag abzuwarten. Nicht auszuschließen ist, dass die CDU ihr in der TUA-Sitzung gestartetes Verzögerungsmanöver fortsetzt und dieses tatsächlich zukunftsweisende Konzept doch noch – und sei es nur vorläufig – zu Fall bringt. Beispiele für solche Taktik der Bürgerlichen gibt es gerade in letzter Zeit genug…[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]
Autor: hpk
Weiterer Text zum Thema:
10.11.2014: Ist der Verkehrsstau bald Geschichte?
Ich kanns mir nicht verkneifen. Schafft die Ausfuhrkassenzettel ab, dann gibts ganz viele Autos weniger und ein großes Aufatmen bei ganz vielen Konstanzern!
Hallo Herr Moersch,
Sie zitieren mich richtig, vergessen aber, was ich noch gesagt habe. Völlig klar ist, und darauf habe ich explizit hingewiesen, dass diese Maßnahmen alleine nicht reichen werden. Desweiteren, auch das habe ich klar formuliert, müssen sich die Gemeinden Konstanz UND Kreuzlingen darum bemühen, einen Großteil der anrollenden Blechlawinen vor den Toren ihrer Städte abzufangen. Also Ausbau der P+R-Plätze, bessere grenzüberschreitende Vertaktung des ÖPNV uswusf. Ebenfalls hat die LLK in der Vergangenheit immer wieder gefordert, an eben diesen Spitzentagen Zufahrten in die Innenstadt rigoros abzusperren, wenn die City aus allen Nähten platzt und gar nichts mehr geht. Die LLK wird den Fortgang des im Ansatz richtigen Verkehrskonzepts kritisch begleiten.
H. Reile
Zitat: Holger Reile (LLK) sieht aber immerhin „in dem C-Konzept einen Schritt in die richtige Richtung.“ Denn es gehe nicht darum, „den Verkehr zu kanalisieren, sondern ihn zu minimieren“.
Wie soll denn durch das C-Konzept der Verkehr in KN minimiert werden? Der Gesamtverkehr wird sich nicht minimieren lassen, denn er wird nur neu gesteuert (kanalisiert). Es dürfte doch klar sein, dass der sonst direkte Verkehrsstrom am Bahnhof vorbei zum Lago jetzt über die Laube und die Bodanstraße gelenkt wird. Z.Zt. sind die Fußgängerampeln an der Bodanstr. auf eine minimale Übergangszeiten eingestellt, so dass besonders an den Übergängen zum Lago sich Menschentrauben (Fußgängerstau) entwickeln. Damit soll der Autostau minimiert werden. Dieses Problem wird durch die C-Lösung eher verstärkt werden.
Angelika Bernecker und Sabine Feist, 2 Frauen, bringen es auf den Punkt. Hat denn die Mehrheit der Stadträte ein Brett vor dem Kopf?
Fragen wir den sehr tüchtigen Baubürgermeister Ralf-Joachim Fischer
um Rat und unsere Schweizer Nachbarn, die Meister sind im Straßenbau, Tunnelbau und dem Bau von Kreisverkehren.
Ich frage mich, wenn schon Polizei, Feuerwehr und Stadtwerke nicht
gefragt worden und deren Argumente nicht diskutiert worden sind und sich der neue Baubürgermeister hinter dem Gemeinderat versteckt, wo bleibt denn da dessen Verantwortungsbewußtsein und Kompetenz?
Ich befürchte, daß das „Stimmvieh“ Gemeinderat zuwenig Mut und zuwenig Sachverstand hat, vor allen Dingen, wenn BM Langensteiner unfair keine konkreten Zahlen nennen will, um auch mal Nein zu sagen. Man stelle sich vor: Der neue Baubürgermeister
ist ganz neu hier und meint, den „Stein des Weisen“ gefunden zu
und „Dr. Allwissend“ zu sein. Aus der Vergangenheit sollten wir gelernt haben, daß Fehlplanungen und Fehlentscheidungen uns sehr teuer kommen.
Deshalb ist die beste Lösung, die Bürger entscheiden zu lassen, denn gerade bei Verkehrsfragen kennen sich die Betroffenen viel
besser aus als ein einziger Bürgermeister, der Angst davor hat, sich mit Zahlen festlegen zu müssen. Deshalb handeln wir nach dem Motto und Demokratie-Prinzip: „Das Volk ist der Chef!“ und lassen wir uns nicht von einem frechen Lehrling für dumm verkaufen! – Ich habe jetzt schon das dumme Gefühl, ihn wegen
Unfähigkeit abwählen zu müssen. – Und: Lernen wir von unseren
Nachbarn und deren gelungenen Verkehrskonzepten und Kreisverkehren oder hat die Firma Siemens sich schon wieder beim
Baubürgermeister und Oberbürgermeister die Entscheidung zum Bau neuer „Intelligenter Verkehrsrechner“ erkauft? Denn das kennen wir bereits aus der Ära Eickmeyer, Fischer und Horst Frank, die wider besseren Wissens und gegen den Wunsch desVerkehrsministeriums sich vehement gegen die Einführung von Kreisverkehren stark gemacht haben. Im übrigen mußte extra ein Amt geschaffen werden, das die angeblich intelligenten Ampeln steuert…!!! – Und: Wo gibt es an Bahnhöfen Fußgängerzonen und solch enge Bahn-Unterführungen wie in Konstanz? Bauen wir doch
bitte am Bahnhof den dritten Lift und die bereits beschlossene breite
Bahn-Unterführung und nehmen wir das O-Konzept aber mit genug
Kreisverkehren. Und bei der Petershauser-Fahrradstraße bauen wir
eine Unterführung wie in Frauenfeld und alle wären zufrieden.
Übrigens: Wir haben bisher die HTWG nicht um ihre Meinung befragt.
Gernot Riebe senior
Ich habe zwar mit einigen Mitmenschen versucht, diesen Plan für ein neues Verkehrskonzept mit neuen Berechnungen, weiteren Verkehrszählungen, erneuten Gutachten und Computersimulationen nachzuvollziehen, gelungen ist es nicht. Dazu fehlt es uns wohl an jener Logik und dem „vorausschauenden gesunden Menschenverstand“, den die Mehrheit des Gemeinderats in den letzten Jahren verschiedentlich unter Beweis gestellt hat! Ebenfalls unklar ist uns, wie und warum der Verkehr durch diesen Plan „minimiert“ wird. Werden die Schweizer und andere Kofferraumkunden etwa vernünftig und kommen mit „Bus, Bahn und Schiff“? Klar ist letztendlich nur: egal, ob der Verkehr danach mehr oder weniger flüssig die Stadt überschwemmt, die Leidtragenden sind nach wie vor die Bürger, vor allem die Anwohner der Bodanstraße, die der noch stärker frequentierten Laube und jene in den angrenzenden Vierteln. Denn egal , wieviel Millionen man noch vergeudet, es geht hier um die Masse, eine Masse Verkehr, die unsere kleine Stadt nicht verkraften kann. Bis heute hat die SV es nicht geschafft bzw. nicht ernsthaft versucht, die seit langem bestehenden Park and Ride-Plätze rechtsrheinisch so zu organisieren und zu betreiben, dass dort zumindest der von der B33 kommende Verkehr abgefangen wird. Immer noch gurken die Fahrer fleißig über die Europabrücke, um sich dann meistens durch´s Paradies in die Innenstadt zu schleichen. Jahrelange Umstrukturierungen werden die Grenzen dessen sprengen, was Konstanz heute schon ertragen muss. Wenn´s denn funktioniert, prima. Die Erfahrungen der letzten Jahre, die Kurzsichtigkeit, Ignoranz und Überheblichkeit, wie hier Politik betrieben wird, oftmals am Bürger vorbei, haben allerdings dazu beigetragen, mein Vertrauen in die Stadtpolitik restlos schwinden zu lassen. Und ich frage mich: Kommt ein Gemeinderat, der mehrheitlich euphorisch im Sinne der SV entscheidet, der riskante „Jahrhundertchancen“ und „Meilensteine“ auf den (unsicheren) Weg bringt, zu Lasten wichtiger lange anstehender Hausaufgaben und Projekte, die dadurch gestoppt oder weiter auf die lange Bank geschoben werden, seiner Aufgabe als Kontrollorgan des OB und eben jener Verwaltung noch nach? Der Kämmerer warnt inzwischen vor fnanzieller Schieflage und drohender Neuverschuldung – wo war sie da, die Kontrolle? Baubürgermeister Langensteiner-Schönborn nennt es „unseriös“, zum jetzigen Zeitpunkt Zahlen zu nennen – ich nenne es „unseriös“ und wenig transparent, sie nicht zu nennen. Denn schließlich geht es umsere Stadt und um unsere Steuergelder. Ich schließe mit einer Klage, die man inzwischen immer öfter hört: Wa machet die us unserem schöne Konschdanz?
Die Begegnungzone war von Anfang an ein trojanisches Pferd und eine Mogelpackung?
Gendergerecht werden sie es wohl Flaniermeile taufen, da FußgängerInnenzone vlt. zuviel des Guten wäre?
Die Musik spielt nicht auf dem Bahnhofplatz. Dies wird nie eine frequentierte Laufmeile werden. Denn das wäre ansonsten auch schädlich für die ansässigen Geschäfte in der bestehenden Fußgängerzone. Da der Platz sehr breit ist , würde geradezu eine Dorfatmosphäre entstehen wie z.B. in Frauenfeld. Die Marktstätte ist schon deutlich unterfrequentiert.
Eine öffentliche Diskussion will man möglichst vermeiden und das Projekt schnell durch den Stadtrat peitschen. Der Bürgerwille interessiert die Herrschaften keinen Deut.
Wenn sie Bürgernähe wirklich interessiert, sollten sie nun die Bremse einlegen und das Projekt wie in Kreuzlingen sistieren, um erst einmal den wahren Bürgerwillen zu erfragen. Ansonsten sehe ich schon mit Genuß in einem Bürgerbegehren das Projekt dem Baubürgermeister + Stadrat um die Ohren fliegen.
In Wien gibt es übrigens auch Querungshilfen für blinde und seheingeschränkte Personen in der Begegnungszone.
Hallo Frau Jana,
egal ob man für oder gegen die C-Lösung ist: Behauptungen sollten richtig sein. Hier in der Nähe gibt es Fußgängerzonen vor dem Bahnhof (mit Bussen, Taxen und Kurzparkern zum Be- und Entladen) zu besichtigen, z. B. in Frauenfeld oder Schaffhausen – zwei Beispiele, die mir spontan eingefallen sind – und es gibt sicher noch weitere. „Nirgendwo“ ist also definitiv falsch.
1. Ich habe nie verstanden, wie Strassensperrungen helfen sollen gegen zu viel Verkehr (??)
2. Was ist überhaupt eine „Fußgängerzone“, die von Bussen, Taxen, Bahnhofkurzparkern und Fahrrädern durchfahren wird?
3. Warum eine „Fußgängerzone“ ausgerechnet am Bahnhof? Wer will dort flanieren? In welcher Stadt gibt es „Fußgängerzonen“ um den Bahnhof? Nirgendwo. Denn Bahnhöfe sind Verkehrsknotenpunkte, die von ALLEN Verkehrsmitteln jederzeit schnell erreichbar sein müssen.
4. Hat die Stadt immer noch zu viel Geld?
5. Ich sage voraus, dass in ein paar Jahren ein wieder geschlossener Altstadtring als Lösung aller Verkehrsprobleme verkauft werden wird, für einige Millionen.
6. Man gibt gern das Geld der anderen aus.
Hallo Herr Merkel,
ein Wort zu der „Abstimmung“: Da schreiben online anonyme Geister und oft auch solche, die sich unter verschiedenen Pseudonymen ins Gespräch bringen. Das sollten Sie nun wirklich nicht ernst nehmen. Ein anderes Beispiel: Online bot der Südkurier eine „Abstimmung“ über die geplante Fahrradstraße (Jahnstraße) an. Ich habe mir das Vergnügen gemacht, gleich zehnmal abzustimmen. Das geht ohne Probleme. Fazit: Diese Abstimmungen können Sie getrost in die Tonne klopfen. Das hat mit Seriösität rein gar nichts zu tun. Reine Manipulation, nicht mehr. Und immer noch gilt: Glauben Sie nicht alles, was in der Zeitung steht.
H.Reile
Wenn man die Abstimmung beim Südkurier betrachtet ergibt sich ein klares Bild über die Meinung der Bürger. 3 mal mehr sind dagegen als dafür. Wenn sich hier die Arroganz des Baubürgermeisters durchsetzt, der nicht mal direkt gewählt ist, ist das ein schlechtes Zeichen für die versprochene Bürgerbeteiligung. Jetzt wäre es wirklich angebracht die Bürger zu fragen. Wenn uns schon der Bundesaugust die Entscheidungskompetenz absprechen will, sollte mindestens auf kommunaler Ebene noch der Bürgerwille zählen. Sonst können wir endgültig die „Demokratie“ einstampfen.
http://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/konstanz/Heftiger-Widerstand-gegen-Plaene-fuer-Fussgaengerzone-am-Bahnhof;art372448,7394147