Äkschen auf dem Bodensee
„Wahrscheinlich der beste der ins Kraut schießenden Bodensee-Krimis“, behauptet Bernd, mein Literatur-Scout. Und tatsächlich ist „Flammensee“, der dritte Roman des Konstanzers Matthias Moor, ein Psychokrimi voller Authentizität und Aktualität, voller Spannung bis zum Schluss und von erstaunlicher, literarischer Klasse. Ein Lesevergnügen, geschrieben von einem Bodensee-Fan für Bodensee-Fans, die länger als 375 Seiten lang von diesem Roman gefesselt sind
Authentisch ist dieses Buch, weil hier – anders als in den TV-“Tatorten“ – Dingelsdorf wirklich Dingelsdorf und das Überlinger Strandbad wirklich das Strandbad ist. Nur wenn Kommerzielles mitspielt, steht unterhalb der Birnau ein „Winzerhof“ und kein „Rebmannshof“ und aus dem Südkurier wird die Südzeitung. Ansonsten aber führt Moor (Achtung: Pseudonym), der in Konstanz als Lehrer lebt, die Leser durch die Bodensee-Landschaft, wie es nur ein Autor kann, der den See und seine Umgebung wahrhaftig liebt.
Zur literarischen Klasse läuft Moor (s. Foto) immer dann auf, wenn er diese Landschaft liebevoll beschreibt und so retardierende Elemente zu den schwungvoll formulierten Actionszenen setzt. Da kommt der Liebhaber anglikanischer Krimischreiber wie Poe, Doyle, Hammet und Dahl zum Vorschein, der als Englischlehrer an der Konstanzer Geschwister-Scholl-Schule und als Uni-Dozent sein Handwerk versteht.
Spannend ist dieses Buch wirklich bis zur letzten Seite. Und das will bei fast 400 Seiten schon etwas heißen. Moors Kniff ist, dass er nicht nur die Geschichte des Privatdetektiven Martin Schwarz erzählt, der das geheimnisvolle Verschwinden zweier wohlbehüteter Kinder aufdeckt (vermutlich abgekupfert vom Schicksal des britischen Mädchen Maddie, die in Portugal bis auf den heutigen Tag verschwunden ist), sondern nebenbei noch ein Kinderhändlerring auffliegt, ein „Waldmann“ verfolgt und ein pädophiler Bösewicht entlarvt wird, dass auch ein unvermeidliches Konstanzer Kommissar-Duo ermittelt und dass sogar das LKA mitmischt. Und immer wieder forciert der schreibende Gymnasiallehrer das Tempo der Handlung, indem er Äkschen-Aktionen wie Hubschraubereinsätze und Verfolgungsjagden bis hin zum fulminanten Showdown auf dem abendlichen See (daher der Buch- Titel) einstreut. Das alles ist flott-faszinierend beschrieben und hebt sich kunstvoll von den feinen Landschaftsbeschreibungen und einfühlsamen Charakterisierungen der handelnden Personen ab. Was zeigt: Moor kann beides – Literatur und Action.
Also nicht nur ein packender Psychokrimi, nicht nur eine Liebeserklärung an den Bodensee, sondern auch ein Lesespaß auf fast 400 prallen Seiten – und das ist nicht zu viel des Lobes.[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]
Autorin: mau
Matthias Moor: „Flammensee“, Broschur, Emons Verlag Köln, ca. 400 Seiten, 11,90 Euro