Ein Bravo dem Betriebsrat
Die Betriebsversammlung beim „Südkurier“ war von vielen mit Bangen erwartet worden. Die Beschäftigten strömten dann auch zuhauf („die Bude war proppenvoll“, so ein Teilnehmer), die Versammlung dauerte doppelt so lange wie üblich. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Nach Meinung vieler Beschäftigter ein großer Erfolg des neuen Betriebsrates um Birgit Orlowski. Ein Redakteur brachte es in seltener Kürze auf den Punkt: „Bravo dem Betriebsrat“.
Wichtigstes Ergebnis: Es wird eine Prüfung der Umsatz- und Bilanzzahlen, der Gewinn-und Verlustrechnung unter Teilnahme externer Experten geben. Mit dieser Zusage kam Südkurier-Geschäftsführer Rainer Wiesner einer Gewerkschaftsforderung (s. seemoz v. 28.10.) nach, wonach die Beschäftigten vorab wissen sollten, wie groß die finanziellen Probleme wirklich sind, bevor sie sich zu finanziellen Opfern bereit erklären. In den kommenden Wochen und Monaten werden mithin hauseigene Wirtschaftsprüfer und externe Sachverständige gemeinsam das Zahlenwerk sichten und später ihre Bewertung präsentieren. Von Gewerkschaftsseite wurde bereits das IMU-Institut aus Stuttgart ins Gespräch gebracht.
Denn soviel ist auch klar: Die „Südkurier“-Geschäftsführung bleibt bei ihrer Absicht, im nächsten Jahr bis zu einer Million Euro an Betriebskosten einsparen zu wollen. Das wundert die Betriebsrats-Vorsitzende Birgit Orlowski auch nicht, denn „hier scheint es eine Vorgabe der Stuttgarter Konzernleitung zu geben“. Immerhin wurden von Personalchef Müller die sogenannten Einzelgespräche ausgesetzt, in denen Beschäftigte zu „freiwilligen“ Abstrichen an den Leistungen ihres Arbeitsvertrages bewogen werden sollen. Auch das, so die Meinung vieler Mitarbeiter, ein Erfolg des Betriebsrats.
Noch nicht vom Tisch hingegen ist die Drohung der Geschäftsleitung, den Arbeitgeberverband und damit die Tarifbindung zu verlassen. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, die mit zwei auswärtigen Sekretären an der Betriebsversammlung im Südkurierhaus teilnahm, sieht darin allerdings „eine Tarifflucht mit bundesweiter Bedeutung. Und deshalb werden wir uns gegen ein solches Signal mit allen Kräften sperren“.
Betriebsrats-Vorsitzende Orlowski lobt gleichwohl „die Stimmung des Aufeinander-Zugehens“, die diese Betriebsversammlung geprägt habe. Dennoch ist sie sicher: “Es wird noch ein mühsamer Weg, die Vorstellungen von Geschäftsführung und Beschäftigten beim Südkurier anzunähern“.
Autor: hpk
Hier ein Rechenbeispiel
1.000.000 Euro
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12 Monate
= 83333,33 EURO muss monatlich eingespart werden
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=> 83333,33 EURO monatliche Einsparung
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3000 EURO Bruttogehalt Angestellter
= 27,77 Angestellte die gehen müssen um diesen Beitrag einzusparen
(wenn nur Personalanpassungen geplant sind – und wenn man von einem Bruttogehalt von 3.000 EURO monatlich ausgeht)
Bei einem Bruttogehalt von 2.000 EURO mtl. sind dies 41 Angestellte usw.
Was halten Sie denn von diesen Zahlen?
Die finanzielle Situation ist katastrophal. Oder wird unser Schiff vom GF, Verlagsleiter nur falsch gelenkt?
Es ist super, dass die Bilanz auf den Tisch kommt. Oder kommt sie nur einem erlesenen Teil zu Gesicht?
Ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass GF & Co. das alles so unvorbereitet zugestimmt hat. Da wird das eine in der Bilanz angegeben, das andere dort. Grundstudium BWL.
Erfolg des Betriebsrates? Ja – aber wenn es hart auf hart kommt sind diese auch auf ihren Job angewiesen.
Beim Vorgänger von Frau Orlowski war dies ganz genauso.
Die Stimmung des „Aufeinander-Zugehens“ ? Lächerlich.
Wer hebt als erstes die Hand und schreit: „Die Stimmung des Aufeinander-Zugehens“ war ja ach so toll. Bitte entlasst mich.
Die Einsparungen werden nur durch „Personalanpassung“ verwirklicht werden können. Ich kann diese Lügen nicht mehr hören