Wiedersehen mit Brundibár
Holocaust? Nicht schon wieder, das war in der Schule schon oft genug Thema! Das ist die erste Reaktion der Jugendtheatergruppe der Berliner Schaubühne, als die Kinderoper „Brundibár“ gespielt werden soll. Und darüber hat der Konstanzer Regisseur Douglas Wolfsperger einen beklemmenden Dokumentarfilm gedreht, der jetzt im Scala-Kino in Konstanz seine Premier hat
Und tatsächlich sind die Hintergründe um „Brundibár“, uraufgeführt im Ghetto Theresienstadt, missbraucht von den Nazis, um der Welt gegenüber die Zustände im KZ zu verschleiern, keine leichte Kost. Als die Jugendlichen nach Theresienstadt reisen, geraten sie dort aber doch langsam in den Sog der Geschichte, die sie bisher so herzlich wenig interessierte.
Das liegt nicht zuletzt an ihrer Mitreisenden Greta Klingsberg, einer charismatischen alten Dame aus Israel, die eine der wenigen überlebenden der Originalbesetzung von „Brundibár“ ist und den Jugendlichen die Scheu vor den Schrecken der Vergangenheit nimmt. Schnell wird klar, dass sie mehr verbindet, als ihnen bewusst war, und zur „Brundibár“-Premiere in der Schaubühne sitzt Greta im Publikum, tief berührt von der Darstellung ihrer Freunde in „ihrem“ Stück.
„Es wird gezeigt, wie man 16‐Jährige für sich selbst gewinnt, denn irgendwann im Lauf der Dreharbeiten fingen sie an, sich zu fragen: Was wäre, wenn ich damals auf der Welt gewesen wäre? Auf welcher Seite hätte ich gestanden? Und was hieße das für mein Leben heute? Wo sortiere ich mich ein und wie gefährdet bin ich, ein Schwein zu werden? Wie schnell kann man ein Schwein werden und wie schwer ist es, keins zu sein? Für mich sind das große Fragen.“ Der Konstanzer Regisseur Douglas Wolfsperger im Interview mit Torsten Hampel (Der Tagesspiegel).
Autor: PM
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„Wiedersehen mit Brundibár“; Dokumentarfilm, Premiere in Konstanz am 5.Dezember, 20 Uhr, Scala-Kino, in Anwesenheit von Regisseur Douglas Wolfsperger