Wir sind Charlie
Auch wir erklären uns solidarisch mit den Kolleginnen und Kollegen bei der französischen Zeitung „Charlie Hebdo“. Über die Trauer hinaus geht es um die Verteidigung der Meinungs- und Pressefreiheit. Getragen wird diese Erklärung von alternativen Medien in Baden-Württemberg: Kontext (Stuttgart), seemoz (Konstanz), Neue Rottweiler Zeitung (Rottweil), Rheinneckarblog (Mannheim) und Blix (Aulendorf)
Der gezielte Mordanschlag auf die Mitarbeiter des Satire-Magazins Charlie Hebdo in Paris wird als der Beginn des Krieges zwischen den Salafisten und ihren Widersachern auf europäischem Boden in aktuellen Talkrunden gedeutet.
Es ist ein Anschlag auf die Presse- und Meinungsfreiheit. Deshalb schweigen wir eine angemessene Zeit und solidarisieren uns – und machen unerschrocken weiter. „Nous sommes CHARLIE“, wir sind Charlie Hebdo.
Das Prinzip der rückhalt-, aber nicht rücksichtslosen Berichterstattung gilt es gerade in diesen Zeiten an jeder Stelle zu verteidigen. Unsere einzige Waffe gegen die Erzeuger von Populismus, Dummheit und heimlicher Gewaltstrategien ist eine ständige, wahrheitsgemäße und an die Grenzen gehende Berichterstattung.
Nicht eine weit gefasste Meinungsfreiheit gefährdet den Frieden einer Einwanderungsgesellschaft, sondern eine schlechte Politik, die den Aufgaben der Migration und der mitverursachten Kriege in der Welt nicht gerecht wird.
Die Folgen von Welt- und Großmachtpolitik werden von den Terroristen jetzt in unsere Länder zurück getragen. Gewalt gegen Gewalt ist ihre Logik, während die BürgerInnen in den Städten Deutschlands und Europas gleichzeitig um die Integration und die Ausgrenzung von Fremden und Andersgläubigen streiten.
Geben wir den Menschen also weiter zu denken und zu diskutieren, als JournalistInnen und als AutorInnen. Wie etwa Michel Houellebecq in seinem neuen Roman „Unterwerfung“, der kommende Woche seine Leser finden soll. Lesen wir gemeinsam, reden wir miteinander und sind friedlich – auch wenn uns die Meinung der Andersdenkenden nicht gefällt.
Wir sind Charlie. Wir lassen uns nicht einschüchtern. Wir machen weiter.
Oder mit Karola Bloch gesprochen: „Unsere Aufgabe ist es, unaufhaltsam aufzuklären, das Bewusstsein der Menschen wachzurütteln. Andere Waffen haben wir nicht“.
Karikatur: Kostas Koufogiorgos
Die Unterzeichner:
seemoz, Konstanz
Kontextwochenzeitung, Stuttgart
Neue Rottweiler Zeitung (NRWZ), Rottweil
Blix, Aulendorf
@coocon:
Würden Sie auch für die Meinungsfreiheit des „Stürmer“ eintreten?
Zur „Einschlägigkeit“ des Judenhasses eines Dieudonné hier (nur als kleine Auswahl):
http://de.wikipedia.org/wiki/Dieudonn%C3%A9_M%E2%80%99bala_M%E2%80%99bala#Rechtskr.C3.A4ftige_Verurteilungen
Zu Ken Jebsen noch mal hier:
http://www.seemoz.de/kontrovers/ab-wann-ist-ein-kritiker-ein-irrer/#comments
Zu „Massenverhaftungen“ in Frankreich:
Es gab bislang gut 50 Fälle, wo die Staatsanwaltschaft wg. Hetze bzw. Gutheissung/Verherrlichung des Terrors eingeschritten ist, in den allermeisten Fällen sind bislang Geldstrafen die Konsequenz.
http://www.lefigaro.fr/actualite-france/2015/01/14/01016-20150114ARTFIG00431-54-interpellations-pour-apologie-du-terrorisme.php
Reicht das, oder alles nur „System-“ oder „Lügenpresse“?
Falls ja,bei „Pegida“ ww. „Friedenswinter“ ww. dem FN sieht man das genauso….
@linge + H.R.
was eigentlich ist so schlimm daran…..
Sie sprechen von Presse – und Medinungsfreiheit, und stellen so eine Frage ?
Die Antisemitismus-Keule ist eben schnell mal gezogen, so wie auch gegen Ken Jebsen.
keine Sorge meine Sympathien halten sich in Grenzen für Herrn Dieudonné, er war nur der bekannteste aus den Massenverhaftungen in Frankreich.
„In einer freien Gesellschaft hat niemand das Recht, nicht beleidigt zu werden“ (Christopher Hitchens).
Klingt hart, trifft aber den Kern.
Was nicht heisst, dass das jeder zu jeder Zeit machen m u s s.
Aber man muss es machen d ü r f e n.
Deswegen würde es Deutschland gut anstehen, im Sinne einer freiheitsbetonenden Reaktion auf die Pariser Morde den sog.“Blasphemieparagrafen“ 166 StGB abzuschaffen.
Nicht die Gesellschaft hat sich den Empfindlichkeiten der Religionen anzupassen, sondern die Religionen den „zivilisatorischen Leitplanken“(Thomas Volk).
Hier noch ein weiteres offenes (f*ck off) Wort von seiten des Bürgermeisters von Rotterdam, Ahmed Aboutaleb, gerichtet an die, die mit Karikaturen nicht leben können und glauben, deswegen morden zu dürfen:
https://www.youtube.com/watch?v=MsOBjkCyCj8
Und noch ein offenes Wort zum wohlfeilen Mantra:
„Das alles hat mit dem Islam nichts zu tun“ gibt`s hier vom Leiter des Zentrums für Islamische Theologie und Professor für Islamische Religionspädagogik an der Universität Münster, Mouhanad Khorchide:
“ Es ist ein Verdrängungsmechanismus, zu behaupten, die Gewalt, die wir erleben, habe nichts mit dem Islam zu tun. Es ist das Ausweichen vor einer kritischen Auseinandersetzung mit den Teilen der islamischen Tradition, die längst überholt sind. Die islamische Theologie muss sich dieser Auseinandersetzung stellen.“
„Es hat ja keinen Sinn, zu behaupten, dieser Terror habe „nichts mit dem Islam“ zu tun. Die Terroristen sind nun mal Muslime.“
http://www.focus.de/politik/ausland/mouhanad-khorchide-im-focus-online-interview-islamwissenschaftler-extremisten-berufen-sich-auf-kein-anderes-buch-als-den-koran_id_4395381.html
http://www.fr-online.de/terror/mouhanad-khorchide–fuer-muslime-ist-der-terror-ein-stachel-,29500876,29528042.html
@coocon:
Was eigentlich ist so schlimm daran, wenn ein erwiesener Antisemit wie ein Dieudoneé (nur zur Erinnerung: „Erfinder“ der „quenelle“, des „verkürzten“ Hitlergrusses / bezeichnet die Erinnerung an die Shoa als „pornografie mémorielle“) für hoffentlich längere Zeit aus dem Verkehr gezogen wird?
Hallo Coocon,
Dieudonne zu verhaften war natürlich ein unkluger Willkürakt. Dennoch sollten sich bei Ihnen, Herr Coocon, die Sympathien für diesen antisemitischen Hetzer, der sich bei Rechtsextremen nicht nur in Frankreich großer Beliebtheit erfreut, in Grenzen halten.
H.Reile
@GJM
diese angebliche Pressefreiheit zählt aber wohl nur auf dem Papier ! Die franz. Regierung nutzen jetzt „Charlie Hebdo“ um die Meinungsfreiheit komplett zu unterdrücken !
In Frankreich werden seit den letzten Tagen massenhaft angebliche Sympathisanten verhaftet !Dieudonné M’bala M’bala, der französischer Komiker, wurde angeblich Gestern verhaftet !
Möglich ist dies durch das im November 2014 verabschiedete Antiterrorgesetz !
Tollist auch:
Lügenpresse ist das Unwort des Jahre 2014 !!!
Jeder hat dieses Bild gesehenvon Paris, die Elite der Welt führt den Protestzug gegen den Anschlag auf Charlie Hebdo an. Eine Menschenmenge – bis zum Horizont.
Ein Presseorgan einer orthodoxen Weltreligion, das sich wahrscheinlich ebenfalls für Pressefreiheit einsetzt, hat die Damen auf dem Bild einfach wegretuschiert, weil die eben dort nichts zu suchen haben und so ist Frau Merkel von der Bildfläche verschwunden…:-)))
@Christian Kaiser
Also sollten keine weiteren satirische Darstellungen über den Propheten mehr erfolgen. Warum verurteilst du nicht gleich das Satiremagazin Charlie für die Darstellungen, weil sie beleidigend auf den Glauben der Moslime rumgetrampelt haben und nun so weitermachen? Anscheinend ist das aber die Pressefreiheit, dem sich auch dieses Magazin solidarisch mit den Kolleginnen und Kollegen bei der französischen Zeitung „Charlie Hebdo“ anschließt.
@GJM
finde ich nicht. Es gibt wie die ZEIT Medien, die genau das machen bzw gemacht haben, ihdem sie die Reaktionen anderer Satiriker odef Zeichner abbildeten – was in Ordnung geht, das hat einen Anlaß.
Aber ehrlich gesagt, nur weil ein paar Idioten ihrem Gott helfen müssen weil der anscheinend nicht allein für sein Seelenheil sorgen kann, muß man nicht offensiv noch viel mehr Gläubige aus einer Art Trotzreaktion her beleidigen oder zumindest auf ihrem Glauben rumtrampeln. Das ‚jetzt gerade‘ klingt für mich kindisch. Das ist dann auch keine Satire mehr.
Erstaunlich ist die Demonstration mit 1,5 Millionen Teilnehmerinnen in Paris, die für die Verteidigung von Presse- und Meinungsfreiheit auf die Straße gehen. Wer soll wohl damit eingeschüchtert werden? Hat diese Aufmerksamkeit die Islamistische Terrorbewegung verdient? Haben wir es nötig denen zu zeigen, wie solidarisch die zivile Wertegemeinschaft gegen radikale Terrorgruppen ist? Eher ist anzunehmen, das diese große Aufmerksamkeit den Zielen der Islamisten gedient hat.
Satirische Darstellungen von Tabuthemen für einen Teil religiöser Gruppierungen, sind mit Risiken verbunden. Wohl aus dieser Rücksichtnahme tauchen Mohammed-Karikaturen selten auf. Würden diese Karikaturen mit Mut vielfach erscheinen, würde man diesem Terror das Selbstbewusstsein einer Meinungs- und Pressefreiheit zeigen. Über den Anlass für diesen Überfall auf das Satiremagazin wurde bisher verbal und per Schrift berichtet. Eine informative Auswahl von Bildern dieser Karikaturen, wurde wohl aus Rücksicht auf weitere Terrorakten nicht gezeigt. Ist diese Einschüchterung gerade das was die Terroristen erreichen wollten? Steht jetzt das mutige Satiremagazin nach wie vor alleine mit den Veröffentlichungen? Solidarität hätte man sich wohl mit einer vollen Information zur Veröffentlichung der Satire gewünscht.
Der brutale Krieg von Islamisten in Syrien verdient schon lange solche Reaktionen und Aufmerksamkeit, wie die erst jetzt auf diesen Vorfall erfolgt ist.
Das ganze ist an Heuchelei nicht zu überbieten !
Traurig wie leicht sich die Menschen vereinnahmen lassen !
@stefan frommherz
ich sehe das genauso, vielen dank für diesen Kommentar !
strange world
ja, klar! Der Verlautbarung der seemoz-Redaktion und anderen zu dem Anschlag auf die Presse- und Meinungsfreiheit kann ich mich anschließen. Aber gleichwohl: es wird hier auch ein idealisiertes Bild gezeichnet, das nicht ganz stimmt.
Satire ist unbestritten eine Errungenschaft der westlichen bürger(schaft)lichen Kultur, der Aufklärung. Aber Satire allein, die aus einer Defensive heraus immer dann große Beachtung findet, wenn (welt)politische Krisen überhand nehmen bzw. immer idiotischere, kaum nachvollziehbare Züge annehmen, kann die gesellschaftlichen Verwerfungen nicht beseitigen, allenfalls kurzzeitig im Alltag erträglicher machen durch ein erzeugtes Schmunzeln oder vorübergehend angeregt kritisches Reflektieren.
Und es ist selbstverständlich zu begrüßen, wenn eine zivilgesellschaftliche Manifestation mit 1,5 Millionen Teilnehmerinnen in Paris für die Verteidigung von Presse- und Meinungsfreiheit auf die Straße geht.
Angeführt freilich u.a. von der bei Hollande untergehakten Kanzlerin Merkel.
Wie sieht es aber in Wirklichkeit mit der Presse- und Meinungsfreiheit in unserer schönen Welt, und nachgerade in Deutschland, aus? Wie werden wir tagtäglich von den bürgerlichen Medien manipuliert und für dumm verkauft? Wie viele wachsame, unbeugsame, unabhängige Journalistinnen gibt es noch und welche Möglichkeiten haben sie (geben wir ihnen) gegen einen oftmals noch so abstrus erscheinenden Mainstream anzuschreiben?
Der Medienhype zu den Ereignissen in Paris hat viele davon abgelenkt, was sonst noch passiert.
Die in Paris für Meinungsfreiheit demonstrierende Kanzlerin hat kurz zuvor in Berlin den in US- und Nato-Auftrag gegen Russland und die Ostukraine kriegstreibenden ukrainischen Ministerpräsidenten Jazenjuk mit militärischen Ehren empfangen!
Jazenjuk, den ich zumindest als Salonfaschisten bezeichnen würde, lässt sich ganz unverblümt von Faschisten unterstützen und fährt einen für den Weltfrieden brandgefährlichen Politikkurs.
Muss es da noch wundern, dass er in den Tagesthemen geschichtsklitternd behaupten durfte, die Sowjetunion habe den 2.Weltkrieg mit einem Überfall auf Deutschland (und die Ukraine) begonnen? Und das war keine Satire!
Es muss vielmehr wundern, dass diese Äußerungen von den deutschen Medien überwiegend kritiklos hingenommen wurden!
Wo sehe ich hier die Entrüstung der Medien über jemanden, der das sagt, worüber sich die NPD und andere Faschisten in diesem Land die Hände reiben können? Ja, Medienfreiheit, Wachsamkeit der Medien… Fehlanzeige!
Von der Bundesregierung ganz zu schweigen …
Der Krieg im Donbass schreitet wieder voran! Und Merkels Hofierung von Jazenjuk war gewiss keine Entmutigung des ukrainischen Vorgehens dort!
Am Sonntag haben die Kriegshandlungen im Donbass wieder deutlich zugenommen.
Ich erhalte täglich Berichte von Freunden in Krasnyj Lutsch, eine Stadt mit ca. 80.000 Einwohnern (vergleichbar mit der Größe von Konstanz), 20 km entfernt von der Absturzstelle des malaysischen Flugzeugs und mitten im Kriegsgebiet gelegen zwischen den Städten Luhansk und Donezk.
Die humanitäre Lage in der Stadt ist katastrophal! Täglich sterben dort 5 bis 20 Menschen, entweder an den Folgen von Kriegshandlungen oder an Hungertod. Vom eigenen Land (Ukraine) ist die Stadt und die gesamte Region von jeglicher Versorgung (außer Strom) seit über 6 Monaten abgeschnitten. Es gibt weltweit nur ein einziges Land, das sich um die Versorgung der dortigen Bevölkerung bemüht, und das ist Russland. Die russische Hilfe erreicht aber allenfalls die großen Städte und kommt in kleineren Städten wie Krasnyj Lutsch nicht an.
Jenseits von aller Politik, geistreichen Verlautbarungen und Resolutionen, die nichts bewirken außer einer theoretischen Selbstvergewisserung, spreche ich hier eine notwendige Hilfe an und fordere dazu auf!
Die ganze Quatsch-Debatte vergangener Monate um russische Hilfsleistungen für die Region und ob es sich hierbei unter der Hand um eine „Invasion“ handeln würde, gehen vollkommen vorbei an den tatsächlichen Zuständen in einem (so gewünscht) europäischen Land!
Wo ist die Solidarität?
Wo sind die freien Medien und die viel gepriesene Meinungsfreiheit?
Und: Wo sind die Forderungen an die Ukraine zur Möglichmachung von Hilfslieferungen für die eigene Bevölkerung, wenn die ukrainische Regierung das schon nicht selbst gewährleistet?
J´accuse! Ich klage die Wachsamkeit der Medien ein!
Und ich klage die Bundesregierung an!
Es ist zu fordern, dass die Bundesregierung erst dann wieder Gespräche mit der ukrainischen Regierung aufnimmt, wenn diese bereit ist humanitäre Hilfe im Donbass zu ermöglichen/zu garantieren!
Ich wünsche mir eine Linke, die im Bundestag Debatten über die Ukraine unter Protest solange boykottiert bis diese Bedingung erfüllt ist!
Das ist eine humanitäre Pflicht und das allein ist friedensstiftend!
Alles andere ist Dreck!
Wir haben im Bereich Freiheit und Meinungsfreiheit noch viel zu tun, eine riesengroße Baustelle zu bewältigen.
IS und Satire ist dabei nur ein Funke, wenn auch kein unwesentlicher …
Je suis Charlie, mais je suis aussi antifascist!
Stefan Frommherz
La vie est dure. les femmes sont cheres et les enfants facile a faire.
Vive l‘ Anarchie
Es ist zum Heulen – endlich hat seemoz die Schockstarre überwunden.
Fassen wir uns mit Kurt Tucholsky Panther und Co. ein Herz, denn Satire darf alles, gerade wenn die herrschenden Verhältnisse zu kritisieren sind.
Verzagen von wegen – stehen wir hinter Charlie Hebdo und Libération –
von Herzen solidarisch –
nous sommes tous Charlie !