Bruder Jakob, Bruder Günther, schläfst du noch?

seemoz-EisbärLMHausverbot für Windows in China? Der Sender Bloomberg meldet: In China sollen alle Banken, Unternehmen unter staatlicher Kontrolle, Behörden und natürlich militärische Einrichtungen nur Software aus heimischen Code-Schmieden einsetzen dürfen, und Computer nur dann, wenn die Behörden auf alle Funktionen und den Quellcode zugreifen können. So soll das Einschleusen von Schnüffeltools verhindert werden.

Einen ersten Praxistest gibt es bereits: In der chinesischen Stadt Siping wurde bei allen Behörden Windows durch das Linux-basierte Betriebssystem NeoKylin ersetzt, anscheinend erfolgreich. Übrigens: Der weltweit schnellste Supercomputer verwendet eine Variante dieses Betriebssystems. Die Ankündigung Chinas ist also keine weltfremde Spinnerei der zweit- oder drittgrößten Wirtschaftsmacht der Welt, sondern ein ernsthafter Versuch, die britisch-amerikanische Schnüffelei zu kontrollieren.

LINUX:

Linux ist ein quelloffenes und kostenloses Betriebssystem: Jeder kann die Programmierung einsehen und verändern. Es gibt unzählige Varianten, am bekanntesten und verbreitetsten ist wohl Ubuntu. Die Stadtverwaltung München hat ihre 15.000 Arbeitsplatzrechner erfolgreich auf LiMux und freie Software umgestellt.

Als Privatnutzer kann man viele Linuxdistributionen ohne technische Kenntnisse parallel zu Windows installieren oder zum Ausprobieren von einer CD laufen lassen.

Auch ökonomisch wäre das für „den Westen“ ein harter Schlag: Mit jährlichen Ausgaben von 182 Milliarden Dollar im IT-Bereich liegt China auf dem zweiten Platz weltweit – hinter den USA mit 656 Milliarden Dollar.

Wach auf, Europa! Wach auf, Oettinger!

In der Computertechnologie hinkt Europa den USA deutlich hinterher. Die EU ist jedoch, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, die stärkste Wirtschaftsmacht der Welt, noch vor den USA. Es wäre also durchaus möglich, mit den USA ernsthaft zu verhandeln: „Wenn ihr die Schnüffelei nicht einstellt, setzen wir ein eigenes Betriebssystem durch“. Oder man könnte ankündigen, mit China über ein gemeinsames Projekt zu verhandeln, was IT-Sicherheit angeht. Die bloße Ankündigung solcher Verhandlungen dürfte schon für erheblichen Aufruhr und eine bessere Verhandlungsposition sorgen. Es geht um Hunderte von Milliarden Umsatz, also dürfte auch China für entsprechende (Sicherheits-) Zugeständnisse offen sein.

Der zuständige EU-Kommissar Günther „everything hangs together“-Oettinger sollte sich das mal ernsthaft überlegen. Zu befürchten ist jedoch, dass unsere GroKoisten schlicht Bammel vor Kritik am Großen Bruder USA haben. Und die bundesdeutschen Schlapphüte erst recht: Ohne die Gnadenhäppchen der US-Geheimdienste wüssten sie wahrscheinlich noch weniger als nichts.

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Ceterum censeo:
ASYL für Edward Snowden! Und: Ehrendoktorwürde der Universität Konstanz!

Autor: teleMAIK