„Das könnte Ärger geben“

seemoz-Museen 010„2014 war das erfolgreichste Jahr in der Geschichte der Konstanzer Museen. Und 2015 wollen wir daran anschließen“, so Tobias Engelsing, Leiter der Städtischen Museen, bei der Vorstellung des Jahresprogramms. Im Mittelpunkt wird die lange vorbereitete Schau „Das jüdische Konstanz – Blütezeit und Vernichtung“ mit zahlreichen neuen Erkenntnissen stehen. „Und das könnte Ärger geben“

Die Ausstellung im Richentalsaal des Kulturzentrums will jüdisches Leben in Konstanz und Umgebung vor 1933 wieder sichtbar machen. Rund um den 22. Oktober, dem 75. Jahrestag der letzten Deportation Konstanzer Juden, soll gezeigt werden, „dass zum Beispiel jüdische Kaufleute es waren, die Konstanz zur Einkaufsstadt machten, die sie heute noch ist“, so Engelsing. Noch wird mit Hochdruck an der Schau gearbeitet, noch sind die Museumsleute auch an weiteren Exponaten aus Privatbesitz interessiert.

Optischer Schwerpunkt wird ein Personenwaggon der Reichsbahn sein, mit dem badische Juden 1940 nach Gurs deportiert wurden. Thematischer Schwerpunkt könnte die Arisierung werden, also der Raub von Besitz und Eigentum jüdischer Mitbürger durch Deutsche während der Nazi-Herrschaft. „Nach Auslauf der 70jährigen Regelschutzfrist sind jetzt Daten und Akten einsehbar, die neue Erkenntnisse zutage fördern“, sagt der Museumsdirektor, „auch über die Arisierung jüdischer Geschäfte in Konstanz“. Ja, es werden Namen genannt, und ja „das könnte Ärger geben.“

Die Erfolgsstory der Konstanzer Museen

Alle vier Konstanzer Museen feierten 2014 Besucherrekorde und alle legen ein Programm für 2015 vor, das eine neue Hochzeit vermuten lässt. So setzt der Museumschef große Hoffnungen in den Bau eines neuen Depots, der 2015 in Angriff genommen werden soll. Drei von vier Verantwortlichen (s. Foto v.l.n.r. Martina Kroth – Bodensee-Naturmuseum – Tobias Engelsing und Barbara Stark – Städtische Wessenberg-Galerie) präsentierten Zahlen und Daten – insgesamt fast 320 000 Besucher konnten die vier Konstanzer Museen 2014 zählen:

Rosgartenmuseum: Der Aufwärtstrend hält an: Von 38 589 Besuchern (2012) stieg die Zahl auf 100 028 (2014) an und das Museum erzielte das beste Ergebnis seiner Geschichte. „Von der Strahlkraft der Konzilfeiern“ spricht Engelsing und verlängert die überaus erfolgreiche Schau „Konstanz um 1414 – Städtischer Alltag zur Zeit des Konzils“ bis zum 4. Oktober 2015. Höhepunkt des Jahres aber wird unzweifelhaft die Ausstellung  „Das jüdische Konstanz – Blütezeit und Vernichtung“ (15.7. bis 30.12.), das vom Rosgartenmuseum im Richentalsaal des Kulturzentrums am Münster organisiert wird.

Hus-Haus: Ein Plus von nahezu 5000 Besuchern auf jetzt 17 681 konnte auch das Hus-Museum verzeichnen, das im Juni/Juli des Hus-Jahres rund um den 600. Gedenktag der Verbrennung von Jan Hus die Ausstellung „Jan Hus in der tschechischen zeitgenössischen Kunst“ zeigen wird. Die schon 2014 gestartete Dauerausstellung „Mut zu denken, Mut zu glauben, Mut zu sterben“ bleibt ohnehin besuchenswert.

Bodensee-Naturmuseum: Das besonders bei Kindern beliebte, in Kooperation mit Sealife betriebene Museum ist Publikumsliebling: Nochmals um 20 000 auf nun 180 000 konnte die Besucherzahl gesteigert werden. Für 2015 bereitet die Leiterin Martina Kroth zwei Sonderausstellungen vor: „Hase und Kaninchen“ (März bis September) rückt dem vom Aussterben bedrohten ‚Tier des Jahres 2015‘ auf den Leib. Und „anders“ (September 2015 bis März 2016) informiert über genetische, organische Absonderlichkeiten in der Tierwelt.

Wessenberg-Galerie: Auch für die Städtische Galerie war das Vorjahr trotz Umbau-Unterbrechung (eine zweite folgt vom 9. bis 16. Februar 2015) höchst erfolgreich: Fast 5000 Besucher mehr als noch 2012 wollten die Ausstellungen im roten Haus sehen – und drei solcher Schauen um weniger bekannte Künstler aus der Bodenseeregion sind auch für das laufende Jahr geplant: Mit dem „Bildermacher“ Walter Matysiak, der 1985 in Konstanz starb, mit „Hans Meid und seine Schüler Felix Nussbaum, Rudi Lesser und Gunter Böhmer“ sowie mit Wilhelm Volz, der auf der Reichenau eine Künstlerkolonie auf Zeit betrieb.[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]

Autor: hpk