Demo gegen den Kahlschlag
„Wir kämpfen um jeden Baum“: Dieses Motto der Bürger-Initiative zum Erhalt der Tägermoos-Bäume ist durchaus als Drohung zu verstehen. Denn sie kämpfen auf mehreren Ebenen, politisch und juristisch: Für den heutigen Freitag ist eine Demonstration am Kuhhorn angemeldet, die Schweizer Behörden signalisieren Einverständnis. Und juristisch: Rechtsanwalt Luithle erwirkt eine ‚Einstweilige Anordnung‘, um den gänzlichen Kahlschlag noch zu verhindern
Vom Gottlieber Zoll über die Landstraße zum Kuhhorn wird heute ab 17 Uhr die Demonstration verlaufen; die Schweizer Polizei will die Straße derweil für den Durchgangsverkehr sperren. Die Organisatoren der Bürger-Initiative um Christel Thorbecke, Angelika Bernecker und Franz-Josef Stiele-Werdermann trommeln seit gestern Nachmittag über alle Kanäle und bitten um selbst gefertigte Transparente und Fackeln und Unterstützung bei Familie, Freunden und Bekannten. Mit deutlich über 100 Teilnehmern rechnen die OrganisatorInnen.
„Der Gemeinderat soll entscheiden“
Gleichzeitig arbeitet der Rechtsanwalt der Gruppe, Martin Luithle, an einer ‚Einstweiligen Anordnung‘, die das Verwaltungsgericht erlassen soll. Enttäuscht von einer Antwort von Oberbürgermeister Burchardt, in der bekräftigt wird, „an der Baumfäll-Aktion wird festgehalten“ und es handele sich eine „operative Maßnahme im Rahmen der Verwaltungsaufgaben“, an der der Gemeinderat nicht beteiligt werden müsse, argumentiert der Anwalt, es gehe hier um das „Naturschutzgebiet Tägermoos“, in dem jetzt „vorwiegend gesunde und verkehrssichere Pappeln einer bei der Bevölkerung als Naherholungsgebiet sehr beliebten Pappelallee gefällt werden sollen“.
Luithle ist der Auffassung, dass diese wohl 100 000-Euro-Aktion „wie ein Bebauungsplan zu behandeln sei“ und deshalb sehr wohl eine parlamentarische Beteiligung nötig sei. Auf jeden Fall fordert er, die Arbeiten „sofort zu stoppen und schriftlich mitzuteilen, dass die Fällaktion der Pappelbäume vorerst bis zum 01. März 2015 und bis zu dem Zeitpunkt ausgesetzt wird, an dem der Gemeinderat der Stadt Konstanz über sämtliche Alternativen der zukünftigen Gestaltung der Tägermoos-Pappelallee umfassend und unter Vorlage aller hierfür erforderlichen Gutachten und Untersuchungen beraten und entschieden hat“.
Der Kampf ist noch nicht ausgestanden
Zwar sieht es schon jetzt scheußlich aus am Uferweg im Tägermoos (s. Foto), doch es lohnt sich, „bis zum letzten Baum zu kämpfen“, wie Angelika Bernecker sagt. Die heutige Demonstration ist Ausdruck eines ersten öffentlichen Protests, verschiedene Gemeinderatsfraktionen werden ihrerseits das Thema auf die Tagesordnung bringen und das Freiburger Gericht hat das letzte Wort auch noch nicht gesprochen. Wohl über Fasnacht hinaus wird die Fällaktion die Konstanzer Tagespolitik beschäftigen.[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]
Autor: hpk, Fotograf: Franz-Josef Stiele-Werdermann
Unserem OB rufen wir zu: „Es gibt sie noch, die guten alten „Dinge“!“ Wir meinen damit: Aufstehen, Zusammenhalt, Widerspruch gegen Obrigkeitsgehabe … !
Lassen wir uns nicht einschüchtern oder von Verwaltungssprech einlullen!
Einfach mal „danke“ sagen: Als wahrlich kleines Licht in dieser innerhalb sehr kurzer Zeit entstandenen Initiative möchte ich mich bedanken bei all jenen, die diese als „Motor“ mit unglaublichem Engagement, Zeitaufwand, Kraft und Glauben an das gemeinsame Ziel auf beiden Seiten der Grenze „am Laufen“ halten, dafür all ihre Kreativität und individuellen Fähigkeiten einsetzen – und langsam „auf dem Zahnfleisch“gehen. Bei all jenen, die im Hintergrund „unauffällig“ arbeiten und als Rädchen im Getriebe eine wichtige Rolle spielen, sowie bei den geduldigen Angehörigen und vielen Unterstützern dieser Petition, die Mut machen. „Kämpfen bis zum letzten Baum“ soll heißen: Jeder Baum, der dieser Hauruck-Aktion bis zum gewünschten „Stopp“ nicht zum Opfer fällt, ist ein Erfolg. Ca.20 Bäume von den geplanten 55 sind bis gestern schon gefallen, mehr sollten es nicht werden. Noch ist das Ziel nicht erreicht.