Was für ein Land

seemoz-KelterWas denkt ein „Berufsverbote-Opfer“ wie Jochen Kelter, der in den 1970iger Jahren nicht in den Öffentlichen Dienst durfte, weil ihm Zweifel an der „demokratischen Grundordnung“ unterstellt wurden, über einen Nazi-Schergen, der zur gleichen Zeit hochgelobter Professor (auch im Öffentlichen Dienst) sein durfte wie Hans Robert Jauss in Konstanz? Lyriker Kelter (s. Foto) antwortet mit einem Gedicht

Was für ein Land in memoriam Hans Robert Jauss (1921 – 1997) 

Was für ein barocker Spuk
der Nichtigkeit von Welt und Zeit
und Menschenkindersein in dem ein Täter
einem Inkriminierten beisteht in was für ein
Land bin ich geboren worden das jemand
der gegen die Neueinsetzung der Besiegten
aufstand nach Genozid und Höllentod
verbot zu unterrichten als Postbeamter

Zu verdorren oder Züge zu befördern
und dem als einziger in rückengerader Pose
die einst die eines Herrenmenschen war
beisprang der von der Junkernschule
Hauptsturmführer zuerst als Betrüger
interniert dann zugelassen als Student
in Heidelberg zum Schluss weltmondäner
Miterfinder des Spuks vom Leser

Als letzter entscheidender Instanz
ein Welttheater das den Urheber einer
Schöpfung zuletzt löscht aufgeklärt
zur Penetranz im Geist der Zeit
Ablenkung auf das Sekundäre ich fasse meine Trauer
nicht die Verwirrung mein Entsetzen
über manch fürsorgliche Gesten den scharfen Brief an den Minister

Wohin versteckt Eisernes Kreuz 1. Klasse
Deutsches Kreuz in Gold Nahkampfspange
Partisanenkampf in Estland man weiss
jetzt was das hiess eiserner Mann

Weiterer Text zum Thema:

17.08.2011: “Sorgen Sie für Aufklärung, Herr Ministerpräsident”