„Wohnungen müssen in öffentlicher Hand bleiben“

seemoz-GVV (2)Durch den Skandal um die GVV in Singen droht den Mietern weiteres Unheil: Mieterhöhungen und Verdrängung aus den Wohnungen scheinen fast unausweichlich. Angesichts solcher Gefahren warnt  DIE LINKE in einer aktuellen Medienmitteilung vor den Folgen des Verscherbelns öffentlicher Wohnungsbestände. Im Wortlaut:

Der skandalöse Zusammenbruch der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Singen GVV ist ein Musterbeispiel dafür, wie kommunale Entscheidungsträger nicht mit öffentlichem Eigentum umgehen dürfen. Hauptziel der 1985 gegründeten GmbH, die sich zu 100 Prozent im Besitz der Stadt Singen befindet, ist es, „bezahlbaren Wohnraum für eine große Bevölkerungsschicht“ zu schaffen (Eigendarstellung beim Internetauftritt der Stadt Singen). Man bescheinigt sich selbst „Sicherheit und Kompetenz in allen Fragen rund ums Wohnen“.

Windige Zockereien

Das muss nach der Insolvenz der Gesellschaft im vergangenen Jahr für die MieterInnen der rund 460 Wohnungen, die sich noch im GVV-Besitz befinden wie Hohn klingen. Denn als Folge des Zusammenbruchs droht nun der Verkauf der Wohnungen an private Immobilienunternehmen. Die Führung der Wohnungsbaugesellschaft hatte sich in den vergangenen Jahren auf immer windigere Zockereien eingelassen, für die die Finanzierung des Hegau-Towers mit 20 Millionen Euro aus Swap-Geschäften nur ein Beispiel ist. Dubiose Finanzgeschäfte mittels Swaps, Derivaten und Währungswetten pumpten eine Blase auf, die irgendwann platzen musste.

Den doppelten Schaden haben die Bürgerinnen und Bürger, denn nicht nur finanzierten sie die städtische Gesellschaft; nach der Insolvenz müssen sie mit ihren Steuergeldern auch für den angerichteten Schaden aufkommen. Besonders bitter könnte es aber nun für die Mieterinnen der GVV-Wohnungen kommen, denn der Insolvenzverwalter sucht bundesweit nach potentiellen Käufern.

Drohende Verdrängung 

Die Folgen des Verscherbelns öffentlicher Wohnungsbestände an die Privatwirtschaft sind sattsam bekannt. Selbst wenn sie nicht in die Hände von Heuschrecken fallen sollten, die sie als Verfügungsmasse für weitere Spekulationsgeschäfte nutzen wollen, drohen den Betroffenen saftige Mieterhöhungen und Verdrängung – man will schließlich Profite erzielen.

Der Kreisvorstand der Linken fordert deshalb, dass die Stadt Singen alles unternimmt, um einen Verkauf der GVV-Wohnungen an einen oder mehrere private Investoren zu verhindern. Angesichts des drückenden Mangels an bezahlbarem Wohnraums und zunehmender Armut ist es notwendig, alles zu unternehmen, damit die Wohnungen in öffentlicher Hand bleiben. Die Stadt darf sich keinesfalls endgültig vom sozialen Wohnungsbau verabschieden, im Gegenteil: angesichts der angespannten Lage sind Initiativen für einen Ausbau des Bestands an bezahlbarem öffentlichem Wohnraum nötig. Dazu braucht Singen eine eigene Wohnungsbaugesellschaft mit klar definiertem sozialem Auftrag. Wohnen ist ein Menschenrecht und muss deshalb im Zentrum der kommunalen Daseinsvorsorge stehen.

DIE LINKE. Kreisverband Konstanz,

Jürgen Geiger

Weitere Texte zum Thema:

07.05.2014: Singen: Der GVV-Skandal und andere Unklarheiten

09.10.2014: GVV-Insolvenz: Mietverträge gelten weiter

19.12.2014: Singen, die GVV und der Derivaten-Dschungel

15.01.2015: „Retten Sie den sozialen Wohnungsbau, Herr Häusler“

05.02.2015: „Retten Sie die Wohnungen, Herr Häusler“