Pegida trocknet aus
Pegida ist längst auch im Südwesten angekommen. Unter „SBH-Gida“ – das SBH steht für Schwarzwald-Baar-Kreis – versammelten sich vergangenen Montag zum dritten Mal nacheinander knapp 100 BürgerInnen auf dem Villinger Münsterplatz. Aber es werden trotz internationaler Unterstützung immer weniger – die Bewegung trocknet aus
Dabei kann von einer „bürgerlichen Bewegung“ ohne rechtsradikalem Einschlag keine Rede mehr sein. So sieht man den bekannten Neonazi Ralph Kästner aus St. Georgen (Freie Kräfte SBH) und Tim Belz, NPD-Vorsitzender im Kreis Bodensee und dort auch Bundestagskandidat. Auch der rechte Hetz-Blog „PI-News“ ist mit einem Banner vertreten – logisch, wird dort doch schon lange die Mär von der Islamisierung Europas verbreitet. Auch vor „Genderwahn“ wird gewarnt, der Klimawandel wird bestritten und die Presse (mit Ausnahme des Blogs selbst) als „Lügenpresse“ beschimpft.
„Lügenpresse“ schallt es auch immer wieder über den Villinger Münsterplatz. Kein Wunder, dass die Pressevertreter sich möglichst nahe der Absperrungsgitter und der Polizisten halten. Ein Redner meint, dass der einzelne Journalist auch nur Opfer seiner Chefredaktion und des Systems sei und nur nicht genügend Mut besitze, sich „dem Gutmenschentum“ zu verweigern.
Zum ersten Mal hatte sich „SBH-Gida“ mit Rechtspopulisten aus den Grenzregionen Österreichs und der Schweiz zusammen getan, um als „Pegida Dreiländereck“ aufzutreten – die Teilnehmerzahl konnte dennoch nicht gesteigert werden. Vielleicht ist dies aber auch einfach nur dem Winterwetter geschuldet. Sich „wegen der Islamisierung Europas“ eine Erkältung zu holen, ist halt nicht so toll. So denkt wohl auch die immer kleiner werdende Bewegung „NO-Pegida in VS“, deren Treffen ein paar hundert Meter vom Münsterplatz entfernt stattfindet: Auch ohne Konfrontation nahm ihre Zahl von 800 bei der ersten „SBH-Gida“-Veranstaltung auf vielleicht 200 bei der dritten Kundgebung ab.
Konstruktiver ist da schon die Kundgebung des Offenen Antifaschistischen Treffens VS verlaufen: Dank der Sprechchöre der dieses Mal rund 120 antifaschistischen AktivistInnen hatten es die „SBH-Gida“-Anhänger schwer, dem eigenen Redner zu folgen.[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]