Soll das Chérisy-Schandmal verschwiegen werden?

Cheriy-SoldatEigentlich sollte die Frage heute im Konstanzer Kulturausschuss diskutiert werden: Was passiert mit dem scheußlichen Kriegerdenkmal auf dem Chérisy-Areal? Doch Bürgermeister Osner hat das Thema nicht auf die Tagesordnung gesetzt. Nun kommt Bewegung von anderer Seite. Nach der Friedensinitiative, die dem Soldaten schon vor Monaten ein neues Beinkleid verpasste (s. Archivfoto), meldet sich jetzt die ESG zu Wort, der es zwar auch um den Stein-Soldaten, vor allem aber um die Verkehrssicherheit geht – eine Diskussion soll entfacht werden.

Bereits zweimal haben sich Gemeinderats-Gremien mit der Zukunft des Stein-Soldaten befasst, beide Male sollte eine erläuternde Gedenktafel entworfen werden: Während die Idee vor fast 15 Jahren offensichtlich vergessen wurde, hirnt Stadtarchivar Klöckler nun bereits seit Monaten über den Text für eine solche Infotafel – es darf befürchtet werden, dass auch die neuere Initiative im Sande verläuft.

Die Friedensinitiative hatte mit ihrer Verhüllungsaktion (s. Foto) eine Diskussion über die Erinnerungskultur gerade in Konstanz und gerade mit der Nazi-Zeit anstoßen wollen. Eine Podiumsveranstaltung mit Politikern und Historikern war angedacht, um die Frage zu klären, wie man zukünftig mit solchen Denkmälern, aber auch mit Heldengräbern umgehen sollte. Daraus wurde nichts, auch weil der Kulturausschuss sich auf seiner letzten Sitzung dieser Diskussion nicht stellen wollte. Jetzt lädt die ESG zu einer neuen Veranstaltung rund um das Schandmal ein, doch dieses Mal geht es um die Verkehrssituation.

Denkmal als Verkehrshindernis?

Rudy Haenel, 2. Vorsitzender des ESG e.V., die so etwas wie die Mietervertretung in den sieben Chérisy-Blöcken ist, ärgert sich über den Stein-Soldaten als Verkehrshindernis. In einem Schreiben an die Stadtverwaltung („acht Bäume wurden gefällt, aber an die Fällung des Nazisoldaten hat niemand gedacht“) schlägt  Haenel vor, „ den Eingangsbereich rechts vom Soldaten großzügig zu öffnen und dort einen direkten Gehweg/Fahrradweg zum Gelände zu eröffnen“. Denn der hässliche Soldat verenge die Zufahrt zum Areal und mache sie so zum Gefahrenherd. Zumal, wenn man bedenkt, dass durch die Neubauten der Anliegerverkehr deutlich zunehmen werde.

Außerdem will die ESG wissen, „wem der Steinsoldat eigentlich gehört“ und ob der überhaupt ein schützenswertes Denkmal sei. Und ob nicht eine Versetzung gerade im Sinne der Verkehrssicherheit bei einer Neugestaltung des Eingangsbereichs gerade jetzt nicht angebracht sei.

Große Runde geplant

Die ESG beabsichtigt darum, am 17. April zum Thema Soldat und Verkehrssituation im Zufahrtsbereich eine öffentliche Veranstaltung durchzuführen, zu der Vertreter der Stadt Konstanz, die Fraktionen des Gemeinderates, das Denkmalamt, Historiker, die Friedensinitiative und weitere interessierte Organisationen, die Presse und natürlich die Bewohner des Geländes eingeladen werden sollen.

Gut möglich, das dann nicht nur Fragen der Verkehrssicherheit, sondern auch solche zur Erinnerungskultur zur Sprache kommen. Und gut möglich, dass dann dem hässlichen Schandmal des Chérisy-Soldaten der Garaus gemacht wird. Oder doch nicht? Die Diskussion ist eröffnet…

hpk