Künstler werfen Sparkasse Zensur vor
In den Räumlichkeiten der Konstanzer Sparkasse an der Marktstätte sollte eigentlich noch bis Mitte April die Ausstellung unter dem Thema „Konzil im Blick der Kunst“ zu sehen sein. Doch seit gestern sind die Wände leer. Alle beteiligten KünstlerInnen haben ihre Werke abgebaut. Der Grund: Der Sparkasse wird vorgeworfen, sie habe eine Videoinstallation zensiert.
Die Konstanzer Künstlerin Eli Brüning ist fassungslos. Ihre knapp achtminütige Videoinstallation zur „Verbrennung von Jan Hus“ wurde bei der Vernissage nur in gekürzter Fassung präsentiert. Brünings Film zeigt die Verbrennung von Jan Hus anhand einer Holzpuppe und stellt ihr historische und aktuelle Ereignisse gegenüber, die unter anderem durch Intoleranz und Religionsverfolgung begründet sind. Für Brüning ist ihr Film in seiner Gesamtaussage „ein Appell für Menschlichkeit, Toleranz und Religionsfreiheit“.
Eklat bei der Vernissage
Durch die Zensur fühlt sich Eli Brüning „schockiert“, wie sie in einer Pressemitteilung erklärt. Ihr Film sei nämlich schon zwei Tage vor der Ausstellungseröffnung gezeigt worden und niemand habe daran Anstoß genommen. „Aber dann am Abend der Vernissage den Film wegen der politischen Aussagen zu zensieren, finde ich äußerst respektlos mir und den mitausstellenden Künstlern gegenüber (…) ich habe schmerzlich erfahren müssen, wie es sich anfühlt, wenn die künstlerische Freiheit bedroht wird“. Die mitausstellenden Künstler haben sich mit Eli Brüning solidarisiert und ihre Werke ebenfalls abgebaut.
Politische Bezüge unerwünscht
Der Vorfall zeugt nach Brünings Meinung davon, „dass die Ausstellungen in der SPK (Sparkasse Bodensee) nur dazu dienen, die Räumlichkeit mit möglichst unverfänglichen Kunstwerken kostenlos schmücken zu lassen (…) und sich in einem Akt der Selbstbeweihräucherung während der Begrüßung und später bei gestellten Kanapees und Getränken als großer Förderer der lokalen Kunst und Kultur darzustellen“. Und sie fragt außerdem: „Wie naiv muss man sein, bei solch einer Themenwahl stillschweigend Kunstwerke ohne politischen Bezug zu erwarten?“
Zensur oder Kommunikationsfehler?
Wolfgang Eich, Pressesprecher der Sparkasse Bodensee, kann die Kritik von Brüning nicht nachvollziehen. Er habe zwar den Film nicht gesehen, aber Mitarbeiter der Sparkasse hätten ihm mitgeteilt, dass darin auch radikale Anschläge mit terroristischem Hintergrund aus jüngster Zeit thematisiert worden seien. „Die Vermischung von Religion und Politik“, so Eich auf Nachfrage von seemoz, „soll in unseren Räumen rausgehalten werden, so was möchten wir bei uns nicht haben“. Aber mit Zensur habe das rein gar nichts zu tun, bestenfalls mit „bedauerlichen Kommunikationsfehlern“ im Vorfeld der Ausstellung.
H. Reile
„Kommunikationsfehler“ häufen sich in Konstanz. Auch ich finde, mit der Solidarität der anderen Künstler wurde ein Zeichen gesetzt, Hut ab! Das Millionenspektakel Konziljubiläum“ = Friede, Freude, Eierkuchen“, bitte nicht mit kritischen Apekten stören. Hier schwebt man in anderen Sphären – sehr schade, dass diese Videoinstallation (sowie die anderen Werke)nun für viele interessierte Menschen nicht mehr zu sehen sein wird. Denn gerade der Bezug von Historie und aktuellen Ereignissen ist es, der Sinn macht und zu spannenden Diskussionen anregen kann. Letztendlich ist Kunst nicht zuletzt da, um aufzurütteln. Bis heute jedoch wirkt der Geist des Konzils in Konstanz nach und zeigt sich u.a. in Macht(missbrauch), Scheinheiligkeit, Intoleranz, Eitelkeiten und der Gier nach Geld. Nicht zu vergessen: Vetterleswirtschaft! Sollte es eine weitere Chance geben, diese Ausstellung noch irgendwo zu sehen, bitte publik machen!
…den Film nicht gesehen, aber gehört dass…und dann selbstherrlich über die Köpfe hinweg entschieden. Uih, das ist schon ein bedauerlicher Kommunikationsfehler(!) Da spielt sich die Sparkasse als Kulturförderer auf, lässt ihre Räume dekorieren und anstatt den ausstellenden Künstlern eine Arbeit abzukaufen (wenn es einer kann, dann doch die…) schmeißt man noch vor der Vernissage eine Künstlerin raus. Nicht traurig sein, Eli Brüning! Respekt den Künstlern, die sich solidarisch erklärt und ihre Arbeiten abgehängt haben. Dieses Kultur-Institut sollte man boykottieren. PS – ich hab so eine peinliche Veranstaltung schon mal erlebt, als irgend ein Sparkassenmensch ne halbe Stunde von der eigenen Großherzigkeit schwadroniert hat….ohne die Künstlerin zu erwähnen. Gott sei Dank hatte diese die Courage, dann selbst das Wort zu ergreifen.