Viele OstermarschiererInnen auf Friedenspfad gegen Waffenexporte und Krieg
Mehr als 600 FriedensaktivistInnen aus der Schweiz, Österreich und Deutschland haben am Montag in Bregenz gegen Waffenexporte, für ein Ende der Kriege auf der Welt und eine humanere europäische Flüchtlingspolitik demonstriert. Das sind so viele wie noch nie seit dem Start des „Internationalen Bodensee-Friedensweg“ im Jahr 2009.
Unter den OstermarschiererInnen aus dem Bodensee-Dreiländereck waren Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten, unter ihnen auch zahlreiche Familien mit Kindern. Auf Transparenten forderten sie „Schwerter zu Pflugscharen“, „Keine Panzer für die Saudis“, „Wir können uns die Reichen nicht mehr leisten“ und „Keine Waffen vom Bodensee“. Unter dem Eindruck der kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine, Syrien und anderen Krisengebieten der Welt trug der Ostermarsch in diesem Jahr den Titel „Krieg ächten – Frieden schaffen“. Zu dem inzwischen siebten „Bodensee-Friedensweg“ hatten über 60 kirchliche, soziale, gewerkschaftliche und friedenspolitischen Organisationen aus der Schweiz, Österreich und Deutschland aufgerufen.
„Waffenexporte rächen sich jetzt bitter“
Auf der Abschlußkundgebung hat der Göttinger Friedenspreisträger Andreas Zumach den von den USA ausgerufenen „Krieg gegen den Terror“ für „völlig gescheitert“ erklärt. Auch die Terrormiliz „Islamischer Staat“ lasse sich auf diese Weise nicht bekämpfen, sagte der Publizist und Menschenrechtsaktivist. Es seien vor allem tausende unschuldige Menschen umgekommen, zugleich sei „neuer Hass“ gesät worden, so Zumach. Überwinden lasse sich terroristische Gewalt nur mit wirtschaftlichen, entwicklungspolitischen und sozialen Maßnahmen, die die Herkunftsländer der Terroristen stabilisierten, unterstrich Zumach. Die Menschen, die dort oft in prekären Verhältnissen lebten, bräuchten vor allem eine positive Lebensperspektive, dann werde für sie auch der Dschihad an Attraktivität verlieren.
Zugleich übte er harsche Kritik an den Waffenexporten in Krisenregionen. „Statt dort demokratische Kräfte zu unterstützen haben wir Diktaturen unterstützt und die Konflikte damit aufgeheizt“, sagte Zumach. „Das rächt sich jetzt bitter, gerade im Nahen Osten und in Nordafrika, heute erleben wir, dass diese Waffen benutzt werden.“ Zumach verwies darauf, dass rund um den Bodensee 27 Unternehmen mit Rüstungsgütern ihr Geld verdienten.
„Politikern die Waffen aus den Händen nehmen“
Die Präsidentin des Internationalen Versöhnungsbunds, Davorka Lovrekovic, rief bei der Kundgebung dazu auf, den „Waffen vom Bodensee“ wie Flugzeugmotoren, Lenkwaffen und Drohnen die Alternative „Friedensregion Bodensee“ entgegenzustellen. Im Fall der unbemannten Kampfdrohnen forderte Lovrekovic eine internationale Ächtung. Diese Waffen richteten nicht nur einen „ungeheuren Schaden“ an, sie trügen letztlich auch zur Destabilisierung internationaler Beziehungen bei.
Drohnen müssten genauso verboten werden wie bereits biologische und chemischen Waffen oder Landminen, sagte Lovrekovic. „Dies sind konkrete Schritte auf dem Weg zur Ächtung des Krieges: den Politikern und Militärs die Waffen aus den Händen zu nehmen.“ Die bereits erkämpften Verbote ganzer Waffengattungen zeigten, dass sich der Einsatz lohne und dass die Friedensbewegung mit ihren Forderungen „in der Mitte der Gesellschaft“ stehe.
„Eine andere Welt ist möglich“
Dass diese und andere Forderungen der Friedensbewegung immer mehr Menschen erreicht, beobachtet auch der Organisator des Ostermarschs, Arne Engeli aus Rorschach. Den Grund dafür sieht er nicht zuletzt in der „zunehmend unsicheren Weltlage“. Der zumindest medial allgegenwärtige Krieg, die Massaker, der Hunger auf der Welt und der Raubbau an der Natur schreckten viele auf, sagte Engeli mit Blick auf die große Beteiligung am diesjährigen Friedensweg: „Die Menschen sagen: So kann es nicht mehr weitergehen, wir müssen etwas tun, denn eine andere Welt ist möglich.“
Zum weiteren Programm des Ostermarsches in Bregenz zählten neben einem „interreligiösen Gebet“ auch Musikaufführungen mit Asylsuchenden, Aktionen zum Fairen Handel, gegen die europäische Flüchtlingspolitik und Plädoyers für frei zugängliches Saatgut.
Wolfgang Frey/jüg