Der schräge deutsche Michel
Als Michael Mittermeier in seiner bayrischen Heimat eingeschult wurde, soll ihn seine Mutter in ein übergroßes rotes Samtjäckchen gesteckt haben – sehr zum Unwillen ihres Sohnes. Noch heute, fast vierzig Jahre später, ist Mittermeier der Meinung, damals hätte Amnesty International eingreifen müssen, um seine Menschenrechte zu verteidigen. Im März kommt der Comedian Michael Mittermeier, aus dem – trotz roter Samtjacke und klösterlichem Internat – doch noch was geworden ist, in die Ravensburger Oberschwabenhalle.
Ein Blick zurück: Nach seinem Abitur zieht es Michael Mittermeier nach München, wo er an der Ludwig-Maximilian-Universität Amerikanistik studiert. Der junge Mann ist ein ausgesprochener Fan der Rockgruppe U2 und seine Karriere hat auch was mit der Band um deren Leader Bono zu tun. Wir schreiben das Jahr 1987 und U2 gibt ein Konzert in der Münchner Olympiahalle. Direkt an der Bühne steht Michael Mittermeier, der zu seiner freudigen Überraschung für einen Kurzauftritt auf die Bühne geholt wird. Da war dem Studenten klar, dass da oben seine Welt ist und er beschloss in diesem Augenblick, alles dafür zu tun, um seinen Traum Wirklichkeit werden zu lassen.
Gesagt, getan: Wahnsinnlich heißt seine erste Bühnenshow, mit der der Comedian aus Überzeugung 1990 auf sich aufmerksam macht. Doch das Geschäft mit Jux und Tollerei ist ein mühsames und es dauerte seine Zeit, bis sich beim talentierten Nachwuchsspassmacher und Possenreisser Mittermeier der Erfolg einstellt.
Der kam 1996 und zwar mit Schmackes. Seine neue Bühnenshow Zapped geriet zum Renner. Mittermeier tourte nun durch ganz Deutschland, erklomm innerhalb kürzester Zeit den Comedian-Gipfel und feierte auch in Österreich und der Schweiz Erfolge. Einladungen für allerlei TV-Sendungen folgten, die immer größer werdenden Hallen waren proppenvoll und Mittermeiers Beliebtheit kletterte steil nach oben. Seine Parodien über bekannte Werbungen wurden zum Kult, genauso wie seine Veralberung der bekannten Fernsehsendung „Aktenzeichen XY….“. Aus dem Comedian-Blechnapf hatte er lange genug gefressen, jetzt war er als durchgeknallter TV-Junkie angekommen bei den bekanntesten Vertretern aus der Abteilung Comedy. Da hebt sich der politisch eher grün-links verortete Bayer angenehm ab von quasikomödiantischen Peinsocken wie Mario Barth und anderen hochgejubelten Kollegen aus der Unterhaltungsbranche.
Ein Jahr später erschien Mittermeiers CD zur Zapped-Bühnenshow und wurde ebenfalls ein Verkaufsschlager. Wieder ein Jahr darauf kam sein Buch „Im Rausch der Kanäle“ auf den Markt und verkaufte sich blendend. Klar, dass begehrte Auszeichnungen für sein Tun nicht ausblieben: Der Deutsche Comedy Preis als eine Art Ritterschlag für den mittlerweile populärsten und auch erfolgreichsten Komiker Deutschlands ist sein Lohn. Seine nächste Show Back To Life wurde ebenfalls zum Kassenfüller, die dazugehörige CD schaffte es problemlos bis auf Platz zwei der Charts und verweilte dort runde neun Monate. So ist das eben: Wer sich einmal als unverwechselbare Marke etabliert hat, kann – wenn er nicht völlig von der Rolle ist – kaum mehr was falsch machen.
2001 dann ein neues Projekt. Mittermeier bringt seine Freunde aus der Musikszene zusammen und gründet die Gruppe „Mittermeier And Friends“. 2004 tourt der Rastlose mit seiner nunmehr dritten Show Paranoid durch die Gegend, 2007 folgt Safari. Es ist müßig, darauf hinzuweisen, dass die Karten für Mittermeier-Auftritte weg gehen wie warme Semmeln, denn seine Fangemeinde ist Jahr für Jahr gewachsen. Tendenz weiter steigend.
Seit zwei Jahren ist Michael „Michel“ Mittermeier Vater einer Tochter und er wäre nicht Mittermeier, wenn ihn dieser neue Daseinsabschnitt und die damit verbundenen Erlebnisse nicht auch beruflich beflügeln würde. Also dauerte es nicht lange und sein Buch Achtung Baby! wurde Anfang 2010 veröffentlicht. Logisch, dass daraus auch ein neues Bühnenprogramm entstand, mit dem MM am 18.Oktober Premiere im Münchner Circus Krone feierte. Stellen sich doch mit der Ankunft eines neuen Erdenbürgers entscheidende Fragen: Wie reagieren die ehemaligen Mitmenschen, die noch Fußball schauen? Oder: Wird mein Kind ein Arschloch, und wenn ja, was kann man dagegen tun?
Wer diese drängenden Fragen beantwortet haben möchte, kann sich bereits jetzt auf den März freuen. Denn am 16.3. und auch am 17.3.2011 gibt sich der ziemlich andere deutsche Michel in der Ravensburger Oberschwabenhalle die Ehre.
Autor: H.Reile