Ärger in der Niederburg
Die Einzelhändler in der Konstanzer Niederburg sind sauer: Sie versuchen, ihren Stadtteil attraktiver zu machen, fühlen sich aber von der Stadtverwaltung nur behindert. Jüngstes Beispiel: Die Stadtpolizei untersagt verkaufsfördernde Aktionen auf der Straße – ein 100 Jahre alter Kinderwagen wird zum Zankapfel
„Bauchgefühl“ ist der beziehungsreiche Name eines Geschäftes für Schwangerschaftsmoden in der Brückengasse. Die beiden Besitzerinnen hatten die hübsche Idee, einen antiken Kinderwagen auf die Gasse vor ihr Geschäft zu stellen – Hingucker und beliebtes Fotomotiv, 2000 Ansichtskarten sind seitdem im Handel. „Ist untersagt“, verfügt die Stadtpolizei und droht mit Sanktionen – der niedliche Kinderwagen ist seitdem verschwunden.
„Das ist kontraproduktiv“, schimpft Anwohnerin Sabine Bade, die sich für eine Belebung des ältesten Konstanzer Stadtteils einsetzt. „Da werden die alten Gassen für Hunderttausende Euro neu gepflastert, der Stadtteil wird attraktiver, und dann kommen Beamte daher und machen jede Eigeninitiative der Gewerbetreibenden zunichte“.
Das sieht auch Wolfgang Starke so, Vereinsvorsitzender von Niederburg Vital e.V., der seit nunmehr drei Jahren das ungemein attraktive Stadtteilfest „Niederburg vital“ an jedem ersten Sommerfreitag organisiert – Livemusik, Feuerschlucker, Flohmarktverkäufer und Geschichtenerzähler treten da auf und machen den Stadtteil zum Erlebnis. „Wir tun vieles, um diesen Stadtteil schmucker zu machen. Wir organisieren Feste, locken Gäste an und feiern gemeinsam. Und was macht die Stadtverwaltung? Sie blockt ab“.
Erstaunlich übrigens, dass in der Stadtverwaltung während zweier Tage kein Gesprächspartner zu diesem Thema aufzutreiben war: „In Urlaub, gerade beim Essen (wie lange eigentlich?) oder gerade in einer Sitzung“, so die allessagende Auskunft.