Slam für Alle

seemoz-Poetryslam3„Das ist eine Demokratisierung im Literaturbetrieb“,  freut sich Sarah Müssig auf die Slam-Landes-Meisterschaft in Konstanz und Singen. Der moderne Dichterwettstreit nämlich wird vom Publikum entschieden. Und das bestimmt auch den besten „Slammer“ im Land. 24 Hobby-Literaten bewerben sich in Singen und Konstanz an zwei Tagen um den Titel – und lassen damit eine Konstanzer Tradition wieder aufleben.

Am 15. und 16. Mai findet in Konstanz und Singen die 6. Poetry Slam Landesmeisterschaft statt. Der Poetry Slam ist ein moderner Dichterwettstreit, bei dem sogenannte „Slammer“ mit selbstverfassten Texten unter Zeitdruck gegeneinander antreten. Regeln gibt es wenige, thematisch ist alles erlaubt. Am Ende entscheidet das Publikum.

Insgesamt 24 Slammer treffen am Samstag im Halbfinale aufeinander. Sie wurden zuvor in 24 lokalen Slams, verteilt über ganz Baden-Württemberg, ermittelt. Jeweils 12 Teilnehmer treten im Kulturzentrum GEMS in Singen (ab 20 Uhr) sowie im Kula Konstanz (ab 21 Uhr) gegeneinander an. Die daraus hervorgehenden Gewinner werden sich anschließend am Sonntag im Finale duellieren, um schließlich den Sieger der Meisterschaft zu ermitteln. Das Finale findet im Audimax der Universität Konstanz um 19 Uhr statt. Dort wird außerdem, in einem vorangestellten Wettbewerb, der Gewinner der U20-Meisterschaft ermittelt.

Demokratisierung durch Partizipation

Organisiert wird der BW-Slam 2015 von den Slammern Marvin Suckut aus Konstanz, „Hanz“ aus Singen, sowie von den Studenten Claudio Michaelis und Simon Henn vom AStA der Universität Konstanz (s. Foto). Das Kulturbüro begrüßt studentische Initiativen, daher auch die Förderung von offizieller Seite. Die Poetry-Slam-Landesmeisterschaft wird aktuell unterstützt vom Kulturbüro Konstanz sowie vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.

Sarah Müssig, Leiterin des Kulturbüros, sieht im Poetry Slam ein schönes, niederschwelliges Format, um junge Leute an Literatur heranzuführen. „Im Gegensatz zur klassischen Lesung gibt es eine Partizipation von Seiten des Publikums“, meint sie und verweist auf die demokratisierende Funktion der Veranstaltung. Auch die Texte bekommen dadurch eine höhere Wertigkeit, denn das Publikum entscheidet selbst über Sieg oder Niederlage.

Möglichst breites Publikum

Und das könne gerne bunt gemischt sein, geht es nach Martina Kraus. Sie ist verantwortlich für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit im Kulturbüro. Man wolle eine Breitenwirkung erreichen und den Poetry Slam für möglichst viele Personen interessant machen, nicht nur für Studenten, die ohnehin zahlreich erwartet werden. Die Veranstaltung wird deswegen nicht nur an den Universitäten, sondern vor allem auch in der Stadt präsentiert und beworben. Und auch der Vorverkauf findet diesmal nicht an den Unis, sondern im Stadtzentrum statt.

Lyrischer Wettstreit hat Tradition

Andreas Haane, Geschäftsführer des Buchladens ‚Schwarze Geiss‘, ist überzeugt, dass der BW-Slam 2015 von einem breiten Publikum beklatscht werden wird. Denn es gebe viele Konstanzer, die das von früher noch kennen. Mitte der 90er war die Literaturinitiative „Sprechstation“ in der Stadt äußerst beliebt, und die Veranstaltungen, trotz teilweise improvisierter Locations, immer rappelvoll. „Da gab es Veranstaltungen mit 700 Leuten und 100 standen davor, ohne Ticket“, erinnert sich Andreas. Auch die bisherigen Kartenverkäufe bekräftigen die Einschätzung von einem gemischten Publikum. „Neulich war ein Deutschlehrer da und hat gleich 5 Tickets gekauft.“ Eintrittskarten für Halbfinale und Finale gibt’s bei den Buchhandlungen Homburger & Hepp und Schwarze Geiss zum Preis von 10 Euro.

Weitere Infos zur Veranstaltung auf http://www.bwslam2015.de/

Rafael Garcia