Nenne mich nicht Zigeuner

seemoz-Osman2Der Roma-Lyriker, Schauspieler und Regisseur Nedjo Osman ist zu Gast in Konstanz. Seit dem Jugoslawien-Krieg lebt und arbeitet er in Deutschland als Theater-Leiter und Radio-Moderator. In Konstanz wird er Gedichte vortragen und im Gespräch erklären, wie die Realität der nach Deutschland eingewanderten Roma aussieht. Schon in seinem Gedicht „Du weißt, wie ich heiße?“ fordert Osman: „Nenne mich nicht Zigeuner“.

Am Sonntag, 17. Mai, lädt der Universitätschor Konstanz unter der Leitung von Peter Bauer zu einer besonderen Veranstaltung mit dem Leitmotiv „Zigeuner“ ein: Die Veranstaltung beginnt um 14.30 Uhr im Audimax der Universität Konstanz mit einer öffentlichen Generalprobe zu einem Konzert des Universitätschors, das dann mit verschiedenen Solisten am darauf folgenden Montag stattfindet: 18. Mai, um 20.15 Uhr, ebenfalls im Audimax.

Um 16 Uhr, direkt anschließend an die Generalprobe, führt die Literaturwissenschaftlerin Dr. Norina Procopan in Hörsaal A 703 ein Gespräch mit Nedjo Osman (s. Foto). Das Thema liefert die Frage: Wie sieht die Realität der nach Deutschland eingewanderten Roma aus?

In Skopje (Mazedonien) geboren, arbeitete Nedjo Osman nach dem Studium an der Film- und Theaterakademie in Novi Sad (heute Serbien) in seiner Heimat sehr erfolgreich als Schauspieler, bis der Jugoslawien-Krieg ausbrach. Dann kam er als Ensemblemitglied des Pralipe-Theaters nach Deutschland, an das Theater in Mülheim an der Ruhr. Seit 1995 ist er zusammen mit der Regisseurin Nada Kokotović künstlerischer Leiter des Theaters TKO in Köln. Seit 2000 leitete und moderierte er Sendungen in Romanes beim Radio Multikulti in Berlin, seit 2002 auch bei der Deutschen Welle in Bonn.

„Du weißt, wie ich heiße?“ lautet der Titel seines Gedichtes, das Nedjo Osman zu Beginn der Generalprobe – wie auch des Konzerts am Montag – vortragen wird, auf das die Zigeunerlieder (op. 103) von Johannes Brahms und Leoš Janàčeks Liederzyklus „Tagebuch eines Verschollenen“ folgen. Zur Stimme der Musik gesellen sich die aktuellen Worte des Roma-Lyrikers, der schon in besagtem Gedicht fordert: „Nenne mich nicht Zigeuner!“

Im anschließenden Hintergrundgespräch mit Norina Procopan, die am Konstanzer Alexander-von-Humboldt-Gymnasium unterrichtet, erläutert er, weshalb er sich gegen die Bezeichnung „Zigeuner“ wehrt. Wie gehen Roma damit um, dass der Ausdruck „Zigeuner“ entweder auf ablehnendes Vorurteil oder romantische Verklärung stößt?  Wie verarbeiten sie ihre Geschichte, die von Migration und Verfolgung geprägt ist? Was hält er von politischen und gesellschaftlichen Forderungen, dass sich die Roma hierzulande integrieren sollen?

PM/hpk