Chérisy: Verkehrshindernis? Unbequemes Denkmal?
Eine öffentliche Diskussion wollte die Friedensinitiative Konstanz anstoßen, als sie das Soldatendenkmal im Konstanzer Chérisy-Areal zumindest teilweise verhüllte. Doch „das Denkmal provoziert offensichtlich keine Auseinandersetzung“ meinte Rudy Haenel am Ende einer wohl nicht nur ihn frustrierenden Informationsveranstaltung. Der 2. Vorsitzende der ESG und damit so etwas wie der Hausherr hatte GemeinderätInnen und VertreterInnen der Stadtverwaltung eingeladen. Doch die verweigerten sich mehrheitlich.
Frank Mienhardt, Chef der städtischen Denkmalschutzbehörde, war der einzige Vertreter der Verwaltung, der sich sehen ließ. Und naturgemäß konnte er auf Fragen zur Verkehrssicherheit, die den Chérisy-Bewohnern auf den Nägeln brennen, wenig Erhellendes beitragen. Aber auch die VertreterInnen des Gemeinderates (allein Soja Hotz, SPD, Anke Schwede, LLK, Thomas Buck, JFK, waren erschienen) wussten nur wenige Antworten. Und selbst die ESG-Mitglieder – sieben von 100 waren anwesend – zeigten kein übertriebenes Interesse
Wem gehört das Denkmal?
Schon über diese Frage konnte während der zweieinhalbstündigen Versammlung keine Einigkeit erzielt werden. Das Grundstück gehört der Stadt Konstanz, so Frank Mienhardt, aber wenn auch nur eine (Informations)Tafel angebracht oder gar das Denkmal versetzt werden sollte, bedarf es einer Genehmigung des Landesdenkmalamtes, das den Stein-Soldaten als „unbequemes Denkmal“ einstuft – der Gemeinderat oder gar nur der Kulturausschuss hat, so der oberste Denkmalschützer in der Stadt, keinen Einfluss. Damit wäre die jüngste Entscheidung des Kulturausschusses, eine zusätzliche Gedenktafel entwerfen zu lassen, hinfällig.
Über den Text einer solchen Tafel, mit dem Stadtarchivar Klöckler beauftragt war, konnte sich Christina Herbert-Fischer, erste ESG-Vorsitzende, nur ereifern: „Nichtssagend“ war ihrer Meinung nach noch ein gutmütiges Urteil. Dumm nur, dass kaum einer der 25 Anwesenden den Wortlaut aus Klöcklers Feder kannte – auch der Stadtarchivar glänzte durch Abwesenheit.
Wer sorgt für Sicherheit?
Und überhaupt, so Diskussionsleiter Haenel, sei das Denkmal am Eingang ein Gefahrenherd: Der viel zu schmale Gehweg biete Fußgängern kaum Platz. Dem widersprach der Stadtvertreter: Das Planungsamt sieht die Verkehrssituation als unproblematisch an, verkündete Mienhardt im Auftrag der städtischen Planer, die übrigens der Einladung zur Diskussion am Mittwoch im Chérisy-Sitzungsraum auch nicht gefolgt waren.
Eine solche Einschätzung werteten etliche Teilnehmer als Fehlplanung des Planungsamtes. Und wie es mit der Bauaufsicht (derzeit werden zwei Studentenwohnheime hochgezogen) durch die Stadt bestellt sei, könne man ja am jüngsten Skandal festmachen: Kürzlich war bekannt geworden, dass die mehrheitlich aus dem Ausland angeworbenen Arbeiter zu schlecht oder gar nicht bezahlt werden – die Stadt, während der letzten Gemeinderatssitzung dazu von Anke Schwede (LLK) befragt, lehnt jede Verantwortung ab.
Wie geht es weiter?
Immerhin, so bilanzierte Rudy Haenel am Schluss der Veranstaltung, habe man zusätzliche Informationen gewonnen – über die Fehlplanung des Planungsamtes und „wer die Herrschaft über das unbequeme Denkmal habe“. Und er machte deutlich, dass man sich mit diesen Auskünften nicht zufrieden geben werde. Auch Vertreter der Friedensinitiative gaben zu erkennen, dass sie an den Kulturausschuss noch einige Fragen haben. „Denn ein Täfelchen, gleichgültig, wer es anbringen darf, genügt wohl nicht.“
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