Setzt sich die Bürgerinitiative doch noch durch?
Fast die ganze Bürgerinitiative war auf den Beinen: So sammelten sich am Nachmittag 75 BürgerInnen zum Ortstermin im Tägermoos und abends nochmals etwa 150 zur „Bürger-Information“ im Konzilgebäude. Henning Hülsmeier, Initiativen-Mitglied der ersten Stunde, fasst zufrieden zusammen: „Die Chancen für eine gemeinsame Position von Bürger-Initiative und Stadtverwaltung standen noch nie so gut“.
Die „Bürgerinitiative Pappelallee im Tägermoos“ sieht sich vor einem wichtigen Teilerfolg. Oder wie es die Sprecherin Christel Thorbecke auf der Abend-Info-Veranstaltung ausdrückte: „Wir wollen unsere gestohlene Allee zurück haben – und als Wiedergutmachung mit einer Verlängerung bis zum Ziegelhof“.
Doch der Reihe nach: Nachmittags informierte Christian Rabe, der seit einer Woche die Kronen der noch stehenden Hybridpappeln im Auftrag der Stadt untersucht hatte: „Die Bäume sind nicht krank“ – Aufatmen bei den DemonstrantInnen -, „aber die Allee war und ist nicht verkehrssicher“. Damit bestätigte er das Urteil des Baumexperten Dietrich (s. Foto), den die Bürgerinitiative beauftragt hatte: Die Pappeln hätten nicht gefällt werden dürfen, aber sie hätten aufwändig gepflegt werden müssen. Lange Gesichter bei den Stadt-Verantwortlichen, allen voran Baubürgermeister Langensteiner-Schönborn.
Die Tricks der Verwaltung
Die schlechte Stimmung hielt bei den Stadt-Verantwortlichen offensichtlich auch während der Abendveranstaltung im Konzil an. Denn ihnen waren Verfahrenstricks vorgeworfen worden: Warum wird ein solches Meeting auf einen Montag gelegt, wenn man doch weiß, dass GemeinderätInnen ihrer Fraktionssitzungen wegen verhindert sind? Sollen Parlamentarier außen vor gehalten werden? Und warum werden neuerdings derartige Treffs zur Bürgerbeteiligung mit so vielen Fachvorträgen überfrachtet – allein neun waren es im Konzil –, dass für Bürgerbeteiligung oder auch nur Bürgerfragen kaum mehr Zeit bleibt? Ist das Absicht der Organisatoren?
Die „Bürgerinformation im Konzil“ jedenfalls dauerte vier Stunden. Das lag aber auch daran, dass der Baubürgermeister, immerhin Partei, die Moderation persönlich übernahm, sich dabei aber immerhin erstmals zu einem „Fehlereingeständnis“ durchrang („das ist nicht gut gelaufen“). Das lag aber auch daran, dass ein zunehmend empfindlicher Oberbürgermeister sich ein ums andere Mal „nicht zuständig“ fühlte, leicht zornig wurde und mehrfach den Saal verlassen wollte. Das Urteil der ZuhörerInnen war einhellig – mehrere Teilnehmer berichteten: „Das war nicht sonderlich souverän“.
Entscheidung am 23. Juli
Erst um 23 Uhr war klar, dass sich die bürgerlichen Protestler mit vielen ihrer Forderungen wohl durchsetzen können. „Wenn nicht noch in letzter Minute“, so Henning Hülsmeier, „die Entscheidung auf die Schweiz abgeschoben und der Konstanzer Gemeinderat raus gehalten wird“.
Aus dem Kanton Thurgau lauten die Signale ‚Pappelallee ja, Hybridpappeln nein‘, wobei die Gemeinde Tägerwilen offensichtlich bereit ist, die Kosten einer neuerlichen Aufforstung dann mit Schwarzpappeln zu übernehmen; die Naturschutzverbände Nabu und BUND hängen weiter an ihrer Idee eines Auwaldes, eine Allee wären dann entbehrlich und Einschränkungen landwirtschaftlicher Nutzflächen nicht auszuschließen („eine gemeinsame Position mit diesen Verbänden war nicht möglich“, so verschiedene Initiativler) und die Position der Konstanzer Stadtverwaltung bleibt wohl bis zur nächsten Sitzung des Gemeinderates weiter nebulös.
„Dann aber, am 23. Juli, sollte der Gemeinderat endgültig entscheiden“, meinte Christel Thorbecke. Die „Bürgerinitiative Pappelallee im Tägermoos“ jedenfalls will massenhaft die Zuschauerbänke besetzen, um „weiteres Taktieren“ zu verhindern. Auf eine in jeder Hinsicht hitzige Sitzung darf man gespannt sein.
hpk (Text)/Hülsmeier (Foto)[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]
Das mit der Einschränkung landwirtschaftlicher Nutzflächen sollten sich Nabu und BUND nochmal überlegen. Das Grundstück Tägermoos gehört zwar Konstanz, aber es liegt weiterhin im Thurgau. Und dort wird es in den nächsten Jahren wohl eine Volksabstimmung über den Erhalt von Kulturland geben (die Unterschriften sind anscheinend beisammen, die Initiative aber noch nicht eingereicht). Mit „Kulturland“ ist in diesem Fall Landwirtschaftsland gemeint. Die Initiative will die bewirtschaftete Gesamtfläche erhalten – vielleicht sollten sich die Naturschützer mal grenzüberschreitend unterhalten.