Südkurier Online: Na also, geht doch
Die vielfachen Proteste gegen die Veröffentlichung eindeutig rechtsextremer Zuschriften auf Südkurier Online (SKOL) fruchteten offensichtlich. Kürzlich erst hat die Redaktion ihre UserInnen darauf aufmerksam gemacht, dass man die Kommentarregeln „angepasst“ habe.
Über Wochen hinweg musste man auf den SKOL-Seiten „Kommentare“ von anonymen Verfassern lesen, die schlimmer nicht hätten sein können. Rassisten und tiefbraune Erdwürmer durften sich hemmungslos austoben und sonderten Äußerungen ab, die man so und so ähnlich nur aus fremdenfeindlichen und rechtsradikalen Publikationen kennt (seemoz berichtete mehrmals ausführlich).
Überregionaler Druck
Andere Print- und Internetmedien – Neues Deutschland, Humanistischer Pressedienst und Kontext – zogen nach und kritisierten ebenfalls, dass der Südkurier den dumpfen Hetzern seine Onlineseite als Plattform überlassen würde, ohne diesem Treiben ein Ende zu setzen. Das wiederum hat nun dazu geführt, dass die SKOL-Redaktion zumindest die widerlichsten Zuschriften löschte (was aufgrund der Menge an Müll sicher zu Überstunden geführt hat) und am 4. Juli seine LeserInnen wissen ließ, dass man neue Kommentarregeln eingeführt habe, „um rege, faire und sachliche Diskussionen auf unserem Portal zu ermöglichen“.
Neue, alte Regeln
Klingt gut, aber wer diese angeblich „angepassten“ Kommentarregeln mit den alten vergleicht, muss feststellen, dass sie, abgesehen von zwei belanglosen hinzugefügten Halbsätzen, völlig identisch sind. Die entscheidende Passage, die bislang nicht zum Tragen kam, lautet weiterhin: „Beleidigungen, nicht belegbare Behauptungen, Extremismus und Propaganda jeder Art, Verleumdungen, Diffamierungen, Drohungen, Diskriminierungen (aufgrund von Herkunft, Nationalität, Religion, sexueller Orientierung, Alter, Geschlecht, etc), Hetze, Gewaltverherrlichungen, Pornographie sowie Vulgärausdrücke sind in unseren Kommentaren untersagt, auch wenn sie nur angedeutet oder indirekt geäußert werden“. Mögen sich die Verantwortlichen zukünftig dieser ihrer Verpflichtung täglich erinnern.
Des Pöbels neues Feindbild
Aufgelöst haben sich die Randexistenzen von rechts außen natürlich nicht. Sie entdeckten nun seemoz als Hauptfeind und pöbeln auf den Facebookseiten unter anderem von Pegida BW und Pegida Bodensee. Dort werden wir von anonymen Verfassern als „miese Rotfaschisten“, „linke Meinungsterroristen“ oder „linke und verschissene Meinungswächter“ tituliert. Unsere Empörung hält sich in Grenzen, denn anderes ist von diesen Figuren, die sich längst von einem demokratischen und gesellschaftlichen Diskurs verabschiedet haben, nicht zu erwarten.
H. Reile
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Es ist wirklich unglaublich was teilweise für Äußerungen im Netz landen. Unabhängig davon ob Rechts – oder Linksextremistisch oder wie erst kürzlich in einigen Foren bezüglich des Brandes im Konstanzer Schwaketenbad bei der die freiwilligen Helfer der Feuerwehren verunglimpft wurden. Leute die ehrenamtlich für uns den Kopf hinhalten verunglimpfen ist so ziemlich die größte Schweinerei die man sich leisten kann.
Letztendlich werden alle Seitenbetreiber gut daran tun, die Schreiberlinge eindeutig zu identifizieren. Beispielsweise durch eine Identifikation mit einer zusätzliche Telefonnummer die intern bleibt.
Trotzdem wird es nicht einfach sein hier einen Mittelweg zu finden.
Die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut und ich bin immer noch der Ansicht dass eine funktionierende Demokratie einiges verträgt. Egal ob von Rechts oder Links. Nur sollte man dann in dem Fall in denen die gesetzlichen Grenzen überschritten werden auch die Möglichkeit haben, Ross und Reiter zu benennen. Nach den ersten Anzeigen erledigt sich dann manches…
Es ist halt immer noch zu einfach sich anonym in ekelerregender Weise zu äußern.
Thomas Mayer aus Konstanz