Schreckenszahlen aus dem ach so reichen Konstanz

seemoz-armut-teaserDer Landkreis Konstanz zählt sicher nicht zu den ärmsten im reichen Deutschland (im Ranking liegt er auf Platz 128 von 295). Dennoch enthält der „Sozialleistungsbericht 2014“, der dem Kreistag aktuell vorliegt, erschreckende Zahlen. Vor allem die Altersarmut und die Bedürftigkeit von Schulkindern lässt aufhorchen. Und bei fast allen Benachteiligungen liegen Frauen an der Spitze.

Wussten Sie, dass 13 260 der fast 275 000 Einwohner des Landkreises Konstanz auf Zusatzleistungen angewiesen sind, um ihren Lebensunterhalt, ihre Alterssicherung oder ihre Erwerbsminderung aufzustocken? Diese Zahl ist in den letzten fünf Jahren stetig gestiegen und hat 2014 ihren Höchststand erreicht. Allein die Zahl der EmpfängerInnen über 65 stieg in den letzten acht Jahren um 34 Prozent, was zeigt, dass bei immer mehr Menschen die Rente nicht mehr ausreicht, um den Lebensunterhalt zu bestreiten.

Wussten Sie, dass mehr als 1500 Kinder ohne einen Zuschuss sich kein Schul-Mittagessen leisten könnten? Nach Meinung von Udo Engelhardt, Kreisrat der Grünen und als Sozialarbeiter in Singen aktiv, liegt die Zahl der bedürftigen Schulkinder weit höher: „Viele Eltern stellen aus Scham oder Unkenntnis keinen Antrag, und so werden zahlreiche Bundesmittel gar nicht abgerufen“.

Wussten Sie, dass 7348 Personen im Kreis pflegebedürftig sind, von denen aber fast 65 Prozent zu Hause versorgt werden? Fast 2000 dieser Pflegebedürftigen erhalten Sozialhilfe-Leistungen, weil sie die Kosten der überteuerten Pflegedienste nicht selbst bezahlen können.

Wussten Sie, dass sich Jahr für Jahr rund 400 BürgerInnen im Landkreis überschulden und die Hilfe der Schuldnerberatung in Anspruch nehmen müssen? Eine Mehrzahl hat über 10 000 € Schulden; Auslöser sind zumeist Arbeitslosigkeit oder Scheidung – und da sind Frauen überproportional betroffen.

Wussten Sie, dass es im Landkreis fast 9000 MitbürgerInnen gibt, die Wohngeld beziehen? Auch hier ist der Anteil der Alten besonders hoch – fast die Hälfte der Wohngeldempfänger sind RentnerInnen und auch hier überwiegen die Frauen bei weitem, was auch mit der höheren Lebenserwartung von Frauen in Deutschland zu tun hat..

Das sind nur wenige Kennzahlen aus dem 40-seitigen Sozialleistungsbericht 2014, Zahlen jedoch, die belegen, dass es Armut, vor allem Altersarmut längst auch vor unserer Haustür gibt. Das hat jedoch weniger mit dem viel beschworenen „demographischen Wandel“ zu tun, den auch Landrat Frank Hämmerle in seinem Vorwort zu dem Bericht beschwört, sondern viel mehr mit der Plünderung unserer staatlichen Rentenkassen, die in den letzten 20 Jahren von allen Bundesregierungen betrieben wurde. Die Folgen zahlen wir alle…

hpk