Kein Durchkommen auf und mit der Fahrrad-Brücke
Fünf, sechs KollegInnen treffen sich normalerweise auf einer lokalen Pressekonferenz. Dieses Mal versammelten sich gut 20 Diskutierer auf der Konstanzer Fahrradbrücke – Gemeinderäte, Medienleute, Vertreter der Verwaltung und viele BürgerInnen. Stammtisch-Atmosphäre war dann auch bald angesagt, als es nicht mehr um Fakten, sondern um Ansichten ging. Eigentlich wollte Wolfgang Seez, Leiter des Tiefbau- und Vermessungsamtes, nur über Sperrung und Sanierung der Brücke berichten – doch dann wurde mehr daraus.
1991 erbaut, 1993 das erste und einzige Mal saniert – dass eine Renovierung der einzigen Fahrradbrücke der Stadt überfällig ist (s. Foto) – darüber war man sich einig. Alle anderen Fragen aber führten zu teils hitzigen Diskussionen: Muss deshalb die ganze Brücke für acht Wochen gesperrt werden? Gäbe es nicht bessere Ausweichrouten? Hätte nicht früher informiert werden müssen? Und überhaupt: „Für Autofahrer tut man alles, für Radfahrer viel zu wenig“.
Amtsleiter Seez und Pressesprecher Rügert als Vertreter der Stadtverwaltung hatten einen schweren Stand. Nicht ausreichend seien die noch auszuschildernden Umgehungsstrecken über die beiden Rheinbrücken, wurde kritisiert: Die Spindel am Radweg der neuen Rheinbrücke sei zu steil, zu eng, mithin zu gefährlich; der Radweg der alten Rheinbrücke schon jetzt überfüllt, zusätzlich 10 000 Radler pro Tag und Hunderte Fußgänger würden zum absehbaren Chaos führen.
Keine Alternativen
Alternativen aber, so Wolfgang Seez, würden von der Polizei nicht akzeptiert. Einen Auto-Fahrstreifen auf der alten Rheinbrücke zum Radweg umzurüsten, funktioniere nicht, weil der Verkehr am Sternenplatz nicht entflochten werden könne. Überdies könnte der Busverkehr dann nicht mehr in den Rheinsteig einbiegen. Auch eine zumindest teilweise Freigabe des Susosteiges für Radfahrer sei zu gefährlich. Nein, seiner Meinung nach seien die Ausweichrouten über die beiden Rheinbrücken zumutbar; schließlich würde man bei dem Termin für die Sanierung das Seenachtsfest abwarten und die Schul- wie Semesterferien nutzen – in der Zeit würden statt der sonst 15 000 Radler nur 8 bis 10 000 die Fahrradbrücke nutzen.
Und eine nur teilweise Sperrung der Radbrücke mache keinen Sinn, das würde die Bauzeit nur verlängern. Auch ein Fährdienst zumindest für Fußgänger sei nicht möglich, denn es stünden nicht genügend Fährschiffe und schon gar keine Anlegestege zur Verfügung. Selbst eine Behelfsbrücke (dann wohl eher an der neuen Rheinbrücke) scheidet aus Kostengründen aus, so der sparsame Amtsleiter.
Doch noch ein Vorschlag
Die Diskussion wäre vollends im Sande verlaufen, wenn nicht zum Schluss aus dem Zuhörerkreis noch ein Vorschlag gekommen wäre, den die Stadtverwaltung zumindest zu prüfen versprach: Warum nicht ein kurzfristiges Bus-Spar-Ticket (und dann wohl auch einen kürzeren Fahrplan-Takt) zwischen Laube und Sternenplatz anbieten? Die Stadtwerke, die das organisieren müssten, könnten so womöglich auf Dauer ein Fahrgast-Plus verzeichnen.
hpk