Torhaus: „Ein bürgerfeindliches Projekt“
Der Konstanzer OB und die bürgerliche Mehrheit im Gemeinderat wollen von einem ihrer Lieblingsprojekte einfach nicht lassen: Einen der letzten grünen Flecken im Gebiet „Stadt am Seerhein“ mit einem weiteren Luxushotel zu bestücken, obwohl Experten davon ausgehen, dass der Bedarf weitgehend gedeckt ist. Zwar hatte der Rat das Projekt Ende 2013 mehrheitlich schon einmal befürwortet; nachdem aber einer der Investoren abgesprungen war, musste es dem Gremium erneut zur Entscheidung vorgelegt werden.
Stadträtin Anke Schwede bekräftigte bei der Sitzung die ablehnende Haltung der LLK: „Die Linke Liste war schon im Dezember 2013 gegen jedwede Pläne, die Torhaus-Grünfläche zu bebauen – sei es mit einem Hotel oder sei es mit Gewerberäumen. Das gilt umso mehr für ein Luxus-Hotelprojekt. Und wir bekräftigen auch diesmal wieder, dass städtische Grundstücke in kommunaler Hand bleiben müssen, um Spekulationen einen Riegel vorzuschieben und die Wohnbebauung voran zutreiben. Schon gleich gar nicht dürfen sie zu einem ‚Schnäppchenpreis‘ von 435 Euro pro Quadratmeter veräußert werden. Auf meine Nachfrage im Haupt- und Finanzausschuss wurde der Wert des Grundstückes mit 495 Euro pro Quadratmeter beziffert, d. h. heute sollen 60 Euro pro Quadratmeter weniger beschlossen werden, als die Geschäftsstelle des Gutachterausschusses für dieses Flurstück festgesetzt hat. Das macht summa summarum rund 66.000 Euro, die die Stadt Konstanz ‚einfach so‘ preisgibt. Soll hier dem neuen Investor ein Gefallen erwiesen werden? Und: ein ‚Gschmäckle‘ der besonderen Art bekommt diese Vorlage noch dadurch, dass als Referenz für die Notwendigkeit des Projekts Herr Maugé angegeben wird, der aufgrund seiner Funktion als Geschäftsführer des Bodenseeforums gewiss kein objektiver Fürsprecher ist.“
Ein weiterer wichtiger Grund für die Ablehnung, so Schwede weiter, sei „die eindeutige Haltung der Bürgergemeinschaft Petershausen, die sich mehrfach für den Erhalt und die Einbeziehung dieser Grünfläche in den Herosé-Park eingesetzt hat. Dieses Anliegen haben betroffene Bürgerinnen und Bürger zuletzt am 2. Mai diesen Jahres in einem Bürgergespräch an Ort und Stelle zum Ausdruck gebracht. Sie setzen sich zu Recht dafür ein, in ihrem Stadtteil eine gute Lebensqualität zu bewahren und haben für dieses Anliegen zahlreiche Unterschriften gesammelt. Dieser Forderung schließen wir uns an, deshalb werden wir mit ‚Nein‘ stimmen und dieses bürgerfeindliche und rein gewinnorientierte Projekt ablehnen.“
Eine Kontroverse am Rande entspann sich um die Frage, für welchen Preis das Grundstück den Besitzer wechseln soll. Übereinstimmend heißt es sowohl in der Verwaltungsvorlage, die der Haupt- und Finanzausschuss schon am 7. Juli beschlossen hatte, als auch in der Vorlage, die den StadträtInnen im Gemeinderat vorlag, der Quadratmeterpreis betrage 435 Euro. Nachdem LLK-Rätin Schwede darauf hingewiesen hatte, der Gutachterausschuss habe den Wert doch auf 495 Euro festgelegt, versicherte Christoph Sigg (Hochbau- und Liegenschaftsamt), das sei auch der Betrag, über den zu beschließen sei. Beide Vorlagen sagen jedoch etwas anderes aus, dort ist der niedrigere Wert festgehalten und eine Tischvorlage mit dem korrigierten Verkaufspreis gab es nicht. Versehen, Schlamperei oder doch ein Versuch, die RätInnen auszutricksen?
jüg
Das letzte bisschen Grün ,das uns hier eine Unterkunft für Tiere,Sauerstoff und etwas Schatten und Kühle liefert,…nicht für Menschen die hier dringend Wohnraum benötigen sondern…. für ein Hotel!! Das uns hier nichts bringt außer noch mehr Such-und Park Verkehr,Lärm und Dreck. Ich bin entsetzt über so viel Ignoranz und Profitgier der Stadt.
zu Herrn Kropp: Einen Park, der diesen Namen verdient, gibt es in Kreuzlingen und die asphaltierte „Promenade“ vor den wundervollen architektonischen „Höhepunkten“ am Seerhein ist nicht gerade mit Grün gesegnet – dies macht sich besonders bei brütender Hitze bemerkbar.
Unsere so reich gesegnete Stadt hat es wohl nötig, auch noch das letzte Grundstück zu verscherbeln, selbst wenn das nicht mal eine halbe Million einbringt. Dieses zu behalten, Bebauungsplan hin oder her, wäre mal ein nettes „Dankeschön“ an all die Be- u. Anwohner von Petershausen gewesen, die täglich den ständig wachsenden Verkehr aushalten und die Schadstoffe schlucken müssen. In diesem Falle denken SV und der wie immer mehrheitlich folgsame GR aber ausnahmsweise mal „weitsichtig“, denn es geht um Kohle. Schließlich profitiert die Stadt von einem weiteren Hotel, das wohl künftig die so zahlreich erwarteten Tagungs- u. Seminargäste der Gedächtnisruine am Rhein aufnehmen soll – falls sie denn kommen.
Frau Thalmann hat Recht: Ob in den verstecktesten Winkeln oder an öffentlichen, beliebten Plätzen, noch nie sah unsere Stadt so ungepflegt, schmuddelig, dreckig aus, wahrlich „großstädtisch“. Offenbar zählen inzwischen selbst jene Touristen nicht mehr, die hier irrtümlicherweise noch die einstige „Perle am See“ erwarten. Die genehmigte Bebauung dieses winzigen Flecks, die unzumutbare weitere Nachverdichtung aus rein wirtschaftlichen Gründen zeigt einmal mehr, was unser OB unter sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit versteht.
Da verwechselt eine Foristin „günstigen Wohnraum“ mit einem Hotelneubauprojekt. Und bei einer anderen geht es sogar „in mafiöse Abgründe“ über. Sie sieht gar die „nachhaltige Zukunft von Konstanz“ gefährdet. Winfried Kropp ist da überzeugender mit seiner Meinung. Der Artikelschreiber jedoch (jüg) sieht überraschend in einem „gewinnorientierten Projekt“ einen Missstand. Da kommt mal ein ganz neuer Gedanke in die Geschäftswelt! Nun, ich rausche öfter an diesem Fleckchen Konstanzer Erde vorbei. Der Architekt müsste hier eine besondere Begabung entwickeln, um den Gast zufrieden zu stellen. Und wo der sein Fahrzeug hinstellen soll, wäre auch so eine (teure) Hürde, die es hier zu überspringen gälte. So ginge denn aus einem „Torhaus“ schon eher ein „Tollhaus“ hervor, ganz abgesehen davon, dass es Architekten eminent reizt, an unmöglichen Orten zu bauen. Es regt die planerische Fantasie an, die doch oft durch „übergeordnete Umstände“ verloren zu gehen droht. Man erinnere sich nur an den Neubaubereich Petershauser Bahnhof. Da wurde die „Nachverdichtung“ bereits bei Beginn der Planung festgemacht. So entstand eine „Nahverdichtung“. Gibt hier auch nicht mehr viel Grün zu bestaunen, liebe Petershauser. Eines ist sicher: Dieses „Torhaus“ könnte die Stadttore,Türme und Mauern auf jeden Fall nicht ersetzen, welche noch im 19.Jahrhundert rund um die mittelalterliche Stadt abgerissen wurden. Daraus entstand – als Trost – immerhin der heutige Stadtgarten am See.
Konstanz ist verstopft durch den Auto(grenz-)verkehr, verdreckt (Zigarettenkippen, Plastikmüll etc. aus überfüllten Abfalleimern…), aldiisiert mit Billigbillig-Ramsch-Einkaufenden …, da passt es doch noch weitere „Luxus“-Bauprojekte wie ein überflüssiges Tourihotel zu bauen.
Benötigt würde günstigerer Wohnraum und gute Häuser für all die Menschen, die hier leben oder die hier untergebracht werden müssen, weil sie woanders nicht mehr leben können.
Und die hier Lebenden wollen auch in ihrer Stadt noch Baum und Strauch und Leben, statt nur Beton!!
Petershausen braucht Solidarität!!
Luana Thalmann
Es gibt gute städtebauliche Gründe gegen das Torhaus. Es kann aber keine Rede davon sein, dass hier das „letzte Grün“ verramscht wird. In unmittelbarer Nähe ist der Herosé-Park und die ausgebaute Uferpromenade am Seerhein. Beide sind in in den letzten Jahren zur Erholungsfläche ausgebaut worden.
Ich bin total entsetzt, wie sich die Gemeinderäte mal wieder über den Bürgerwillen hinwegsetzen und jetzt das Torhaus billigst verramschen wollen..
Das letzte bisschen Grün in der Reichenaustrasse zerstören wollen.
Mir sträuben sich die Haare und ich habe das Gefühl, in mafiöse Abgründe von Vetternwirtschaft zu schauen.
Schämt euch, ihr seid keine Gemeinderäte; die eine nachhaltige Zukunft Konstanz gestalten wollen. Ihr seid schuldig, wenn langfristig der Standort beschädigt wird, für die Bürger und für den Tourismus.