Stadtgeflüster: Über Brücken und Trojaner

seemoz-Stadtgeflüster-170x170Sind Sie Vogelkundler? Wenn ja, dann empfehlen wir Ihnen einen Testlauf über die Bodanbrücke. Der Übergang ist gratis. Jener an der Fahrradbrücke aber wohl nicht mehr lange, wie gemunkelt wird. Dazu: Warum der Konflikt zwischen Theaterchef Nix und Kulturbürgermeister Osner wahrscheinlich erst zur Herbstzeit seinen Höhepunkt erreichen wird. Und: Hiergebliebenen empfehlen wir einen Besuch des Freibades am Hörnle. Wie zu hören ist, trägt das kostenpflichtige Trampolin dazu bei, die Kassen der Stadt bis an den Rand zu füllen.

Der „Trojaner“-Disput zwischen Bürgermeister Andreas Osner und Theaterintendant Christoph Nix wird wohl erst dann ausgetragen, wenn die Kontrahenten erholt und frischen Mutes aus dem offiziellen Urlaub zurück sind. Der eine, Osner, wird in der letzten Augustwoche seine Arbeit wieder aufnehmen, Nix erst Anfang September. Konnte man bislang davon ausgehen, dass die Kontroverse lokal beschränkt bleibt, dürfte sich diese Hoffnung nach der Veröffentlichung in Kontext (siehe unseren heutigen Block auf dieser Seite) in Luft auflösen. Vor allem deswegen, weil die neue Kontext-Ausgabe am kommenden Wochenende auch der taz beiliegt und somit der Konstanzer Theaterdonner einem überregionalen Publikum zur Kenntnis gebracht wird. Auch Oberbürgermeister Uli Burchardt wird wohl einen dicken Hals kriegen. Zündstoff also für einen nicht nur kulturpolitisch heißen Herbst. Bis es soweit ist, empfiehlt der Konstanzer Theaterchef in seinem Editorial, das er für den Trojaner verfasst hat, folgende Lektüre: „ (…) Ihre Tageszeitungen und natürlich die beiden Alternativen: seemoz und Kontext in Baden-Württemberg“. Da danken wir doch herzlichst für die unverhoffte und wohlwollende Gratiswerbung aus berufener Feder.

seemoz-Trampolin-HörnleNoch immer ist vor allem das mächtige Trampolin vielen Hörnlianern ein Dorn im Auge. Aus und vorbei ist´s mit dem bislang ungetrübten Blick über das große Freibadgelände am Konstanzer Horn. Hört man sich vor Ort um, dann hätte die Mehrheit der Badegäste nichts dagegen, wenn das sportive Monstrum eines Nachts auf Nimmerwiedersehen blubbernd im See verschwände. Bäderamtschef Robert Grammelspacher hingegen findet die Idee mit dem Trampolin gut. Das kann man verstehen, es war ja auch seine. Er nahm Kontakt auf zu einem alten Bekannten, mit dem er früher schon an anderen Orten Trampolin-Verträge abgeschlossen hat. Das Hüpfteil am Hörnle soll der Stadt bis zum Ende der Saison ca. 2000 Euro bescheren. Eine mehr als bescheidene Zusatzeinnahme für die Landschaftsverschandelung. Immerhin, so Grammelspacher auf Anfrage, habe er nicht vor, weitere private Anbieter aus der Eventabteilung ans Hörnle zu locken. Der Trampolinbetreiber aus Freiburg scheint mit seinem Standort zufrieden zu sein. Wer stundenlang hüpft und dafür kräftig löhnt, darf seinen PKW direkt am Trampolin parken, wie das Bild belegt, das uns ein Hörnle-Besucher zur Verfügung gestellt hat. Vorschlag: Sofort abschleppen.

Dass die Fußgänger- und Fahrradbrücke über den Seerhein saniert werden muss, stand schon länger fest. Bereits im April 2013 hatte die Linke Liste auf den teilweise maroden Zustand der Brücke hingewiesen. Der damalige Baubürgermeister Kurt Werner wollte dafür sorgen, die notwendigen Gelder in den Nachtragshaushalt einstellen zu lassen und umgehend tätig zu werden. Passiert ist dann erstmal – nichts. Nun weiß man, dass Verschleppungen dieser Art in der Regel nur dazu führen, dass der fortschreitende Verfall des Brückenwerks, auf dem derzeit täglich rund 10 000, ansonsten bis zu 15 000 Pedalisten das Wasser queren, die Kosten ständig nach oben treibt. Wolfgang Seez, Leiter des Tiefbauamtes, beruhigt: „Angemeldet sind in diesem Jahr für die Sanierung der Geh- und Radwegebrücke über den Seerhein 300 000 Euro“. Dann ein eher sybillinischer Satz: „Aktuell konnten wir mit Hilfe eines Sondervorschlags die Sanierungskosten auf runde 200 000 Euro senken“. Aha. Jetzt würde uns nur noch interessieren, was sich hinter dem Begriff „Sondervorschlag“ verbirgt. Wird nach der Herstellung der Brücke die Querung kostenpflichtig und möchte man mit den Einnahmen die Sanierungskosten refinanzieren?

Apropos Brücke. Die am Bahnhof, im Volksmund wegen ihrer immensen Kostensteigerung (ebenfalls zu Kurt Werners Amtszeiten verbrochen) „Seufzerbrücke“ genannt, macht einen erbärmlichen Eindruck. Der Aufzug streikt regelmäßig, was besonders Mobilitätseingeschränkte und Kinderwagenknechte vor große Probleme stellt. Wer sich dennoch über das Bauwerk quält, passiert eine durchgängig taubenverschissene Örtlichkeit, die vielleicht Hobby-Ornithologen Aufschlüsse über den Entleerungsrythmus der Vögel verschafft, beim Rest der Menschheit aber vom ersten bis zum letzten Meter Brechreiz hervorruft. Dazu völlig verdreckte Glasscheiben und Müll, wohin das Auge auch blickt. Die Brücke wäre als Außendrehort für das Dschungelcamp bestens geeignet. Eine Nachfrage beim Baudezernat ergab: Zweimal pro Jahr werde das steinerne Elend grund- und viermal pro Jahr zwischengereinigt. Weitere Säuberungsaktionen würden allerdings nur getätigt, wenn die TBK (Technische Betriebe Konstanz) das für nötig halten. Ein Ortstermin wäre hilfreich.

H. Reile / Bild: Matthias Schäfer