Eilmeldung: Bodenseeforum wird Flüchtlingsheim
Schon länger wird in der Stadt Konstanz darüber gerätselt, warum sich im und um das geplante Bodenseeforum am Seerhein keine Schaufel regt. Träumte man doch davon, alsbald große Tagungen und Kongresse abzuhalten und damit den Ruhm der Stadt weit über ihre Grenzen hinaus zu mehren. Nun ist’s raus: Der gläserne Palast soll ab kommenden Januar bis zu 300 Flüchtlinge beherbergen, der Umbau beginnt Mitte September.
Sogar im „Ausschuss für geheimzuhaltende Angelegenheiten“ der Stadt Konstanz gibt es durchlässige Stellen. Der klandestine Zirkel, so der Hinweis aus sicherer Quelle, habe sich letzte Woche getroffen, weil Landrat Frank Hämmerle (s. Foto) angekündigt hat, leerstehende Gebäude kurzerhand für die Unterbringung von Flüchtlingen zu beschlagnahmen. Und mit dem Bodenseeforum möchte er anfangen. Da machte sich Schockstarre breit bei den Anwesenden aus Rat und Verwaltung.
Bodenseeforum mit neuer Nutzung
Konstanz, so der Landrat bei dieser denkwürdigen Sitzung, belege bezüglich der Aufnahme von Flüchtlingen im Landkreis sowieso einen hinteren Platz und es bestünde also umgehend Handlungsbedarf. Hämmerle soll dem Ausschuss wörtlich erklärt haben: „Das wird doch eh nichts mit dem Bodenseeforum, schminken Sie sich den teuren Unfug ab. Die leerstehende Fläche können wir gut gebrauchen und wir nehmen sie uns auch“. Sein CDU-Parteifreund Uli Burchardt, hauptberuflich Konstanzer Oberbürgermeister, hat dem Vernehmen nach keinen Einspruch erhoben, wirkte wohl reichlich kleinlaut und verabschiedete sich nach der Sitzung in einen längeren Urlaub. Wann und ob er die Amtsgeschäfte überhaupt wieder aufnimmt, ist unklar. Auch Pressesprecher Walter Rügert konnte dazu keine Auskunft geben. Angeblich, so ein Tipp aus der Verwaltung, hat Burchardt im Kloster Hegne eine Einzelzelle gebucht und möchte bis in den späten Herbst hinein an Sühne- und Schweigewochen teilnehmen. Als Amtsverweser wird ab sofort Bürgermeister Andreas Osner bestellt.
IHK begeistert
Frank Hämmerle hat mit dem Bodenseeforum große Pläne und weiß dabei Claudius Marx, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Hochrhein-Bodensee (IHK), mit im Boot. Die IHK belegt im Bodenseeforum das obere Stockwerk und Marx verspricht sich von der neuen Nutzung allerlei Vorteile. „Gerade in Konstanz brauchen wir neue und frische Arbeitskräfte und die haben wir ja dann bald einen Stock tiefer“. Seiner Meinung nach könne die IHK den meisten Flüchtlingen sofort Arbeitsplätze anbieten. In diesem Zusammenhang plädieren Marx und Hämmerle unisono für das schwedische Modell: „Wer Arbeit hat, kann auch bleiben, den ganzen anderen Quatsch mit langen, schikanösen und teuren Verfahren können wir uns sparen“. Doch das ist nicht alles, auch das sogenannte Kompetenzzentrum möchte der forsche Landrat mit Flüchtlingen belegen und dort einen interkulturellen Treffpunkt einrichten, um die Neuankömmlinge bei ihren Integrationsbemühungen zu unterstützen. „Da ist doch Platz noch und nöcher“, so Hämmerle, „der zuständige Wirtschaftsförderer war offensichtlich nicht sehr erfolgreich mit der geplanten Vermietung“.
Auch Kirchen im Gespräch
Wie zu erfahren war, sollen die Kirchen ebenso ihren Teil dazu beitragen, dass Raum für Flüchtlinge geschaffen wird. „Der Grundbesitz der Amtskirchen“, erklärte Frank Hämmerle bei einer Pressekonferenz, „ist enorm und bietet Möglichkeiten genug für den Bau mehrerer Anschlussunterbringungen“. Man stünde bereits mit den Kirchen in Verhandlung, könne aber noch keine konkreten Standorte benennen. Ein in Auftrag gegebenes Gutachten habe übrigens ergeben, dass bei den Gottesdiensten vor allem die Konstanzer Kirchen überwiegend leer seien. „Auch dazu“, so der praktizierende Teilzeitkatholik Hämmerle, „müssen wir uns was überlegen, denn wir brauchen jeden Quadratmeter“.[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]
H. Reile
Na also Herr Reile, „geht doch“. Hatte ich ja bereits vorgeschlagen. Aber da haben sie wohl ein paar Luftschlösser gebaut. Schade, an der Realität vorbei. Amüsant.
Leider scheint es eine Ente zu sein, denn der Artikel wurde unter der Rubrik „Schrill und Schräg“ veröffentlicht. Dort schreibt man gewöhnlich über Fasnetsitzungen.
Leider sind unsere Kommunalpolitiker heute auch entsetzt über das Bild eines ertrunkenen 3-jährigen Kindes, das bei Bodrum (Türkei) an den Strand gespült wurde. Was für ein Fest für Bild, Blick und Krone.
M. Fiebig
Schade, bei der Pressekonferenz wäre ich gerne dabei gewesen. Da hab ich wohl was verpasst…