Kicken gegen Rassismus
Wiedersehen mit einem Bekannten: Im Juni berichtete seemoz über Mahmoud Al-Turki, den syrischen FIFA-Schiri, der in Deutschland keine Fußballspiele pfeifen darf. Auch er ist am kommenden Wochenende dabei, wenn es am Schänzle heißt: Kicken gegen Rassismus – ein Turnier, das von Konstanzer Nicht-Regierungs-Organisationen (NGO) getragen, in Wirklichkeit aber von engagierten jungen Leuten organisiert wird.
Zehn junge, engagierte Leute aus Konstanz haben für den kommenden Samstag, 12.September, ein Fußballturnier unter dem Motto „Kicken gegen Rassismus“ auf dem Schänzle-Sportplatz organisiert (bei starkem Regen steht die Petershauser Sporthalle zur Verfügung). Ziel des Turniers ist, einen Tag der Begegnung zu kreieren, an dem junge Leute gemeinsam beim Sport und im Gespräch Ängste und Vorurteile abbauen und in einer freundlichen Atmosphäre zusammenkommen können.
Informationsstände Konstanzer NGOs, Verpflegung und Kurzbeiträge Konstanzer Geflüchteter werden das Rahmenprogramm des Sport- und Sommerfestes darstellen. Alle, die nicht Fußball spielen möchten, können zuschauen und anfeuern, sich informieren, Beachvolleyball spielen und ins Gespräch kommen. Los geht es um 10 Uhr. Unterstützt wird das Turnier vom Café Mondial, b-Welcome, dem AStA der Uni Konstanz, der Stadt Konstanz, dem Aktionsbündnis Abschiebestopp und vielen mehr.
Mut machen
Selbst wenn Spaß und Sport im Vordergrund stehen, hat der Tag auch einen bildungspolitischen Anspruch. Dazu Hakan Sanli vom Organisationsteam: „Wir wollen mit dem Turnier Mut machen, damit sich mehr Menschen trauen, gegen Diskriminierung und Ausgrenzung aktiv zu werden. Unser Ziel ist es, auch auf die zahlreichen Möglichkeiten in Konstanz hinzuweisen, wo sich die Menschen in ihrer Umgebung engagieren und wie sie sich gegen Rassismus und Diskriminierung einsetzen können.“
Viele der OrganisatorInnen des Turniers beschäftigen sich ehrenamtlich mit dem Thema Rassismus, indem sie Vorträge in der Stadt und an der Universität Konstanz organisieren und Seminartage an Schulen durchführen. Jannik Held von Input Konstanz: „In unserer Bildungsarbeit ist es uns wichtig zu betonen, dass Rassismus kein Randphänomen ist, sondern dass die menschenverachtenden Einstellungen aus der Mitte der Gesellschaft kommen. Beispielsweise findet laut einer Studie der Universität Leipzig von 2014 jeder dritte Deutsche, dass Muslimen und Muslima die Zuwanderung nach Deutschland untersagt werden sollte und über 40 Prozent der Befragten fühlen sich ‚wie Fremde im eigenen Land‘.“
Grenzen abbauen
Louise Haitz aus dem AStA-Gleichstellungsreferat der Universität Konstanz ergänzt: „Wir dürfen nicht erst anfangen, uns klar gegen Rassismus zu positionieren, wenn Asylheime brennen. Rassismus beginnt, wenn wir Menschen aufgrund von Hautfarbe, Religion oder Herkunft als ‚Fremde‘ wahrnehmen und deshalb wegschauen, wenn ihnen elementare Rechte verweigert werden und sie so aus der menschlichen Gemeinschaft ausschließen. Wir wollen mit Bildung und unserem Turnier Grenzen im Kopf abbauen, die aus Europa eine Festung gemacht haben.“
PM/hpk
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24.06.2015 | Pfeifen nur auf Deutsch