Gauklerpartei will in den Bundestag
Wie anders ist der plakative Auftritt der Konstanzer Partei in der Bundeshauptstadt zu erklären? Fast flächendeckend – auch vor dem Reichstag, auch vor dem Brandenburger Tor – werben Wolf-Hoffmann mit ihren schmissigen Porträts für ihren Einzug in die Bundespolitik. Das ist ein mutiger Schritt der beiden „Wer-uns-glaubt-wird-selig“-Kandidaten, die überdies neue Aktionen am Bodensee schon für den 1. März versprechen. Man darf gespannt sein auf weitere Gags der Gaukler. Denn Fasnacht ist wie Wahlkampf.
Hübsch die Kommentare Berliner Passanten zur Plakataktion aus dem Süden: “Kiek mal – die Frau Ratzinger.“ Oder: „Ich glob`s nich – weeß det die Merkel?“ „Elfriede, die musste wählen.“ Die Baliner waren ganz angetan von dem munteren Pärchen auf den Plakaten: „Und die machen bei euch Politik? Welche denn?“ Da hilft ein Blick ins Parteiprogramm, das gerade mit einem Ex-Tazler, einem Titanic-Mitarbeiter, einem FAZ-Fotografen und einem Urheberrechtsanwalt erarbeitet wird.
Erste Eckpunkte wurden schon bekannt. Unter dem Leitsatz: „Weniger Demokratie wagen“ wird erstens eine gerechte Verteilung Deutscher Sparvermögen unter Bank- und Hedgefond-Manager gefordert, zweitens die Vergabe von Fördergeldern an Religionsverächter und ungläubige Homosexuelle abgelehnt und drittens die umfassende Rückgabe von Doktortiteln frei gestellt.
Das regionale Leidblatt, wie immer etwas hintenan mit der aktuellen Berichterstattung, zitierte am 17.2. einen humoristischen Andreas Hoffmann: „Ich würde mich freuen, wenn das Plakat während der Fasnacht im Bahnhof in der Mobilitätszentrale aufgehängt werden könnte. Dort ist ja kürzlich ein Platz frei geworden. Gerne würde ich so die ankommenden Gäste im Bahnhof begrüßen.“ Da fragt sich doch: Warum nicht gleich vor dem Reichstag? Ein solcher Gauklerkönig gehört nicht dem Provinzmief des Stuttgarter Landtags ausgeliefert, sondern gleich in den Bundestag. Es fragt sich natürlich auch: Warum erst die Plastik verbannen, um dann den Plakat-Abklatsch zur Schau zu stellen? Humor-Hoffmann wird’s wissen.
Derweil plant die Gauklerpartei (DGP) weitere Aktionen am Bodensee. Schon in der ersten Märzwoche und damit gerade noch rechtzeitig vor den tollen Tagen sollen – nein: keine öffentlichen Verbrennungen, das bleibt den Konziljubiläumsfeierlichkeiten überlassen, auch keine offiziellen Tribunale oder andere Fasnachtgaudis – Wahlkampf-Überraschungen präsentiert werden. Nach allem, was man hört, sollten Gauklerfreunde in Bahnhofsnähe die Augen offen halten. Denn wie sagte schon der Obergaukler? Fasnacht ist wie Wahlkampf.
Autor: J.P. Cocinero