Ein Geheimbund sucht die Öffentlichkeit

seemoz-FreimaurerZum ersten Pressegespräch seit 25 Jahren bat die Konstanzer Freimaurerloge „Constantia zur Zuversicht“. Grund ist das 150-jährige Bestehen der Loge, das am kommenden Wochenende gefeiert wird. Grund genug auch für Ralf Schrödinger und Jan Hendrik Taubert (s. Foto) mit einigen Vorurteilen aufzuräumen, mit denen die Freimaurer immer noch zu kämpfen haben: Relikte der Nazi-Propaganda seien das, sagen die Köpfe der Konstanzer Loge.

Geheimbund? Nein, jeder kann ins Logenhaus in der Schottenstraße kommen und Mitglied werden. Teufelszeug, wie die Katholische Kirche behauptet? Natürlich nicht, allerdings seien Religion und Parteipolitik bei den Treffen zweimal im Monat schon tabu. Frauenfeindlich? Stimmt nicht – es gibt reine Frauenlogen und gemischte Logen in Deutschland, „Constantia“ allerdings zählt unter ihren rund 40 Mitgliedern nur Männer. Eine Sekte wie Scientology? „Wir bekehren nicht. Unser Motto heiß: Gute Menschen besser machen. Wir arbeiten nur an uns selbst“. Und wer den Freimaurern beitrete, um Geschäftskontakte zu knüpfen, sei falsch gewickelt: „Der wird schnell merken, dass so etwas bei uns nicht funktioniert“.

Ein Diskussionsklub also? Könnte stimmen, wenn man merkt, dass zu den Gründungsmitglieder vor 150 Jahren so unterschiedliche Männer wie der spätere Bürgermeister Max Stromeyer und der Hotelier Ferdinand Halm, aber später auch die männlicher Mitglieder der Familie Leiner zählten. Bruno Leiner übrigens musste als damaliger „Meister vom Stuhl“ (Logen-Vorsitzender) das Haus in der Schottenstraße 1933 an die Nazis, die Freimaurerei verboten hatten, für lächerliche 25 000 Reichsmark verkaufen. Aber doch ein Eliteklub? „Stimmt nicht“, sagt der Vorsitzende Schrödinger, „schon unter den Gründungsmitgliedern am 22. Oktober 1865 saßen Handwerker neben Geschäftsführern und Kaufleute neben Postmeistern. Und das ist auch noch heute so.“

Und was ist mit der Geheimniskrämer um Rituale und Riten? „Das sind Relikte aus dem 18. Jahrhundert“, weiß Jan Hendrik Taubert, dem man ansieht, dass ihm manche der alten Zöpfe gar nicht so lieb sind. Aber doch: Verschwiegenheit gehört zu den Maximen der Freimaurer, „aber nur zum Schutz unserer Mitglieder, die in den gemeinsamen Diskussionen auch schon mal Persönliches preisgeben.“

Immerhin ist zum Jubiläum eine 30-seitige Broschüre mit allerlei Wissenswertem über die Freimaurerei erschienen, immerhin wagt man jetzt den Schritt in die Öffentlichkeit, wenn am kommenden Freitag im Konstanzer Bürgersaal eine Feierstunde mit Vorträgen und Gesprächsrunden stattfindet und am Samstag im Konzil ein Empfang mit Festbankett organisiert wird. Vielleicht wird ja die Konstanzer Freimaurer-Loge bald ein Verein wie jeder andere – „juristisch sind wir das schon“, versichert Rechtsanwalt Taubert.

hpk