3500 Jahre alte Konstanzer

Bei Renaturierungsarbeiten am Konstanzer Hockgraben wurden jetzt Überreste einer Siedlung aus der Bronzezeit entdeckt. Laut Kreisarchäologe Jürgen Hald konnten etwa 40 Einzelfundstellen dokumentiert und ausgegraben werden – vor 3500 Jahren schon lebten KonstanzerInnen in Stelzenhäusern dort.

„Es handelt sich dabei um Fundamentgruben von Pfostenhäusern sowie andere kleinere Erdeintiefungen, die ebenfalls Fundmaterial enthielten“, erklärt Hald. „Die Funde gehören zu einer Siedlung der mittleren Bronzezeit, die hier vor etwa 3500 Jahren existierte“, so der Archäologe. Nach Einschätzung der Forscher dürfte es sich um Teile mehrerer Pfostenbauten mit Flechtwerkwänden handeln, die zu einem oder mehreren Gehöften gehörten.

Am Hockgraben wird derzeit im Rahmen einer Renaturierungsmaßnahme ein neues Bachbett mit dem Bagger ausgehoben. Einer anwohnenden Archäologin war dabei in der neuen Bachböschung eine dunkle Erdschicht mit prähistorischen Keramikscherben aufgefallen. Nach dem Hinweis der Anwohnerin konnte Kreisarchäologe Hald rasch weitere Funde und Verfärbungen im Boden feststellen, die auf die vorgeschichtliche Siedlung hinwiesen.

Wie groß die Siedlung ursprünglich war, lässt sich derzeit nicht abschätzen. Vermutlich wurde bei den aktuellen Arbeiten nur der Rand der Siedlung erfasst. Weitere Funde könnten sich noch unter dem Bolzplatz sowie am Hang zur Bettengasse verbergen. Da sich die Ausgrabungsarbeiten jedoch nur auf die akut durch die Baggerarbeiten bedrohten Bereiche beschränken, sind keine weiteren Ausgrabungen in den benachbarten Flächen geplant.

Siedlungen der Bronzezeit sind im Konstanzer Stadtgebiet bisher nur vom Seeufer bei Staad sowie im Konstanzer Trichter am sogenannten Frauenpfahl und in Kleinvenedig bekannt. Mit den neu entdeckten Funden aus dem Hockgraben ist erstmals nun auch eine Siedlung der Mittelbronzezeit im Hinterland des Konstanzer Seeufers nachgewiesen. Die weiteren Erdarbeiten am Hockgraben werden vom Landesamt für Denkmalpflege und der Kreisarchäologie begleitet. Verzögerungen bei den Bauarbeiten sind durch die Rettungsgrabung nicht entstanden, da an anderer Stelle im Hockgraben weiter gearbeitet werden konnte.

PM